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Kulturpreis 2013 der Stadt Geretsried

„Kunst braucht ein Zuhause“

von Andrea Weber

Geretsried, 15.05.2013 – Albrecht Widmann, Galerist im Kunstbunker, Tierschützer, Theatermann und Kunstexperte ist Kulturpreisträger 2013 der Stadt Geretsried. Einstimmig wurde er aus sieben Vorschlägen vom Kulturausschuss gewählt. Auf Einladung von Bürgermeisterin Cornelia Irmer wurde seine Ernennung am Dienstag der Öffentlichkeit bekanntgegeben. „Ich war sprachlos“, sagte Widmann stolz.

Sprachlos ist der unermüdliche Kulturförderer eigentlich selten. Im Gegenteil, gerade seine verbindliche, zuverlässige und seine direkte Art schätzen Bürgermeisterin Cornelia Irmer und Kulturreferentin Anita Zwicknagl an ihm. „Sie haben in zwölf Jahren in Geretsried die Kultur vorangebracht“, honorierte die Rathaus-Chefin den unermüdlichen Einsatz des 69-jährigen Kunstkenners, der Mitgründer des Geretsrieder Kulturforums ist und seit 2001 den Kunstbunker am Isardamm als Galerie betreibt, in dem zuvor der renommierte Bildhauer Alf Lechner sein Atelier hatte. „Es ist uns eine Ehre, so jemand wie Sie als Bürger unserer Stadt zu haben,“ so Irmer. 

Geretsried ist eine „junge, innovative Stadt, wo zeitgenössische Kunst am richtigen Ort ist.“

Mit der ersten Ausstellung unter dem Titel „Platz“, die Widmann damals zusammen mit Anita Zwicknagl initiierte, fing die Erfolgsgeschichte seiner hochkarätigen Ausstellungen im ehemaligen Bunker an. Seitdem bringt Widmann jährlich international renommierte Künstler in die Kleinstadt an der Isar und versäumt es nicht auch regionalen Künstlern eine Plattform zu bieten. „Kunst braucht ein Zuhause, wie die Musik oder der Fußball“, findet Widmann, denn Festivals wie der Kulturherbst seien nur „Zuckerl“. Für Widmann ist Geretsried eine „junge, innovative Stadt, wo zeitgenössische Kunst am richtigen Ort ist.“ Anerkennung zollt der Kunstexperten einem der ersten herausragenden Künstler der Stadt,  Wilhelm Srb-Schlossbauer, dessen „Wasserträgerinnen“ am Karl-Lederer-Platz stehen.

Bevor Albrecht Widmann vor 12 Jahren nach Geretsried kam, führte er, wie er sagt, „ein durchgeknalltes Leben“. Er wurde 1944 als ungeliebtes Kind in eine unglückliche Familie, als eines von drei Kindern geboren. „Ich hatte kein fröhliches Wesen“. Er war schlecht in der Schule, wechselte von einem Internat ins andere. „Ich führte ein Blumendasein“, sagt er. Nur die Großmutter, eine starke Frau, gab ihm Halt. 1960 kam Albrecht Widmann nach Starnberg und ging dort ans Theater. „Endlich war ich frei“. Er machte sein Abitur und nahm Ballettunterricht, obwohl er nach dem Willen des Vaters, ein Münchner Notar, eigentlich Zahnarzt werden sollte. Zwei Semester studierte er Medizin, danach entschied er sich endgültig fürs Theater. Er schlich heimlich in die Münchner Staatsoper, bis er aufgrund eines Bühnenunfalls umsattelte und  Förderschul-Pädagoge wurde. Doch sein Weg führte schließlich wieder zurück zum Theater und Ballett. Er ging nach Zürich und New York und landete schließlich 1991 in Spanien. Er engagierte sich zeitgleich für die Bildende Kunst, besaß in den 1960zigern eine renommierte Galerie in München, später in London.

In Spanien engagierte sich der Hunde- und Katzenliebhaber für den Tierschutz und rettete in dieser Zeit das Leben von rund 3000 Hunden. So kurios es klingt und doch ist es wahr: Mit einem Flugzeug voller Tiere, das Albrecht Widmann 2001 charterte, flog er zurück nach München, um sich mit seinen Tieren in Geretsried zur Ruhe zu setzen. Die Tierschutzaktivitäten hat er aufgegeben, zwei Hunde und zwei Katzen von damals leben mit ihm bis heute im Kunstbunker. Aus seinem Ruhesitz hat der umtriebige Widmann eine der wichtigsten Orte für Kunst in Geretsried gemacht. 

Für die Zukunft plant Albrecht Widmann hochkarätige Ausstellungen

In Zukunft will Albrecht Widmann zusammen mit den beiden Historikerinnen Justine Bittner und Dr. Kaija Voss sowie Anna von Kessel hochkarätige Ausstellungen planen. Das erste Gemeinschaftsprojekt startet am 15. Juni. Die Ausstellung heißt „Sammlerstücke – Jugendstil und frühe Moderne“.

Am 13. Juni wird Albrecht Widmann die „Kurvenharmonie“ als Kulturpreis überreicht

Am 13. Juni wird in einem festlichen Rahmen in den Ratsstuben Geretsried wird Albrecht Widmann die „Kurvenharmonie“ als Kulturpreis überreicht. Die Laudatio hält sein langjähriger Freund Volker Witte.