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Dia-Multivision mit Hartmut Krinitz in der Loisachhalle, Wolfratshausen

Das Land der Steingesichter

Von Andrea Weber

Wolfratshausen, 22.3.2017 – Korsika, die französische Insel im Mittelmeer, die nur einen Steinwurf nördlich von Sardinien liegt. Schroffes Gebirge und blaues Meer spiegeln eine wilde Romantik wider. Napoleon wurde 1769 in der heutigen Hauptstadt Ajaccio geboren. Reisejournalist Hartmut Krinitz und seine Frau Eli haben die Insel von Norden nach Süden bereist, viele Besonderheiten entdeckt und interessante Menschen getroffen. Sie haben sich auf den Weg gemacht über den berühmt berüchtigten „GR20“ - eine mehrtägige Wanderroute quer über die Insel. Beeindruckende Bilder erlebten die Zuschauer beim Dia-Multivisionsvortrag unter dem Titel „Korsika – Insel der Schönheit“ kürzlich im Foyer der Loisachhalle.

Wieso in die Ferne schweifen, wenn das Schöne so nahe ist. Blaues Meer, weiße Strände, Blumenwiesen und karstige Hochgebirgsregionen, alles auf kleinsten Raum komprimiert. Korsika hat eine Länge von 184 Kilometern,  rund 1000 Kilometer Küste und mehr als fünfzig Zweitausender-Gipfel. Der höchste Berg Monte Cinto ist 2706 Meter hoch. Dort gibt es sogar Schnee auf der mediterranen Insel.

Seit 25 Jahren mit der Kamera unterwegs

Helmut Krinitz erzählte dem Publikum, dass er sich als junger Fotograf ausschließlich für den skandinavischen Norden interessierte. Dann verschlug es den gebürtigen Schwarzwälder nach Alaska. Erst in den letzten Jahren entdeckte er die Naturschönheiten des Mittelmeerraumes. Krinitz sucht nach den ungewöhnlichen Motiven. Etwa Weitwinkelaufnahmen von alten Bergdörfchen, von gischtschäumenden Brandungen an den Steilküsten, von einsamen Sandstrände. Doch das Besondere findet der Fotograf im Detail. Krinitz scheut sich aber auch nicht,  die unangenehmen Folgen moderner Zivilisation aufzuzeigen: Verrostete Schrottautos, die mitten in der Natur abgestellt wurden und längst von Unkraut überwuchert sind oder Graffitis an alten Häuserfassaden, die von politischen Konflikten zeugen.

Von Bastia nach Bonifacio und an der Westküste zurück

Mit Bild und musikalischer Untermalung sowie kurzen geschichtlichen Informationen erzählte Krinitz die Erlebnisse seiner Reise. Es beginnt mit der Ankunft in der alten Hafenstadt Bastia. Von dort ging es südwärts an der Ostküste entlang bis zum Hafenstädtchen Bonifacio. Es ist berühmt dafür, dass die Häuser schwindelerregend am Rand der steilen Felsenküste stehen. Die Ostküste, das sind schwarze Strände, verlassene Dörfer, alte Zitadellen-Ruinen und Tafoni-Felsformationen, die anmuten, als hätten sie Gesichter. Sie erinnern an mystische Märchenwesen. Krinitz besucht einen Kastanienbauern, einen Messerschmied in seiner Werkstatt und den „Herrn der 180 Ziegen“ in einer Käserei. Wo früher Banditen hausten, leben heute die Wildschweine in freier Natur.

Dagegen ist die Westküste charakteristisch lieblicher. Dort bauen Winzer Weine an und lagern sie in Barrique-Fässern. Dort findet man prähistorische Ruinen, die von längst vergangenen Zeiten zeugen. Und der Golf von Porte sei der schönste Küstenabschnitt Korsikas, so die Meinung des Fotografen.

 „GR 20“ – berühmt und berüchtigt

Im zweiten Teil wurde der Vortrag deutlich aufregender in Bezug auf Ausdauer und Körperleistung. Denn Hartmut Krinitz und seine Frau stellten sich der Herausforderung des sogenannten „GR20“-Wanderwegs, der Korsika im Landesinneren von Norden bis Süden durchquert. Alpine Erfahrung, Schwindelfreiheit, Biwakieren in der Natur gehören dazu, wie das Erleben der puren Naturgewalt. Ein Weg, der hoch in den karstigen Bergen verläuft, über Stock und Stein, über unwegsamste Geröllhänge, an Klettersteigen hinauf, an Schotterhängen hinab. Einmal losmarschiert, gibt es tagelang kein zurück mehr in die Zivilisation. Krinitz' Bildimpressionen gaben  Einblicke in die Schwierigkeiten dieser Tour für geübte Bergsteiger.

Hartmut Krinitz beeindruckte mit seinem Reisebericht und den fantastischen Fotografien. Wer gerne die Ferne sucht, der wird sich spätestens nach diesem Vortrag eingestehen müssen, dass die Schönheit doch so nahe liegt.

Weitere Informationen über die Reisereportagen und Buchveröffentlichungen von und mit Hartmut Krinitz finden Sie hier.  www.hartmut-krinitz.de

Fotos: Andrea Weber, Hartmut Krinitz


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