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25 Jahre Kulturbühne Hinterhalt

Die Idee lebt weiter

Von Peter Herrmann

Gelting, 29. 8. 2016 – Am 17. August 1991 eröffnete Matthias „Hias“ Röttig am Ortsrand von Gelting ein ganz besonderes Lokal und wurde deshalb von nicht wenigen Leuten für verrückt erklärt. Doch sein Konzept, neben etablierten Künstlern auch Nachwuchstalenten eine Chance zu geben, ging auf und wird heute von seiner Nachfolgerin Assunta Tammelleo konsequent weitergeführt. Grund genug, das 25-jährige Bestehen ausgiebig zu feiern.

Kreative Mischung

„Für alle, die je im Hinterhalt gekellnert haben, gilt wohl, dass man hier nicht nur wegen des Trinkgelds seine Stunden abarbeitet, sondern an die Idee ,Hinterhalt‘ glaubt, Und das ist für eine Kneipe vielleicht das größte Kompliment“, schrieben zwei Ex-Kellnerinnen vor vielen Jahren. Wer wissen wollte, was Tina Schneider und Katharina Schröder damit meinten, musste nur am Freitagabend das Kellerlokal an der Leitenstraße besuchen. Denn die Jubiläumsfeier zum 25-jährigen Bestehen bot genau die Mischung, die diesen Ort für viele Gäste so besonders macht. Schon am frühen Abend füllte sich Kulturbühne rasch mit „Geburtstagsgästen“, die nicht nur aus Geretsried und Wolfratshausen kamen.

Viele brachten Speisen mit, sodass Inhaberin Assunta Tammelleo mit ihren vielen Helfern im Nebenraum auch ein üppiges Buffet eröffnen konnten. Davor und danach wuselte sie durch ihr Lokal und trat natürlich auch selbst auf. Nachdem die 55-Jährige zunächst mit der Gruppe „Screwed“ rockige und funkige Songs zum Besten gab, schlüpfte sie später in eine schrille Hausfrauen-Arbeitsschürze. Ihr Auftritt mit dem Sirenenchor, der vielstimmig „billige Reize“ anprangerte und Männer als Schweine beschimpfte, war aber nur einer von vielen Höhepunkten eines grandiosen Abends.

Erinnerung an Höhepunkte und Rückschläge

Dr. Sybille Krafft, Vorsitzende des Historischen Vereins Wolfratshausen, zeigte anschließend einen seltenen Filmausschnitt eines Interviews mit der „Narrenschaukel“. In dieser mittlerweile aufgelösten Kabarettgruppe wirkten auch die beiden Hinterhalt-Gründungsväter Hias Röttig und Claus Steigenberger mit. In einer kurzen Gesprächsrunde mit Krafft erinnerten sie sich noch einmal an die unvergessenen Auftritte des weltberühmten amerikanischen Singer-Songwriters Townes Van Zandt sowie an ein Überraschungskonzert einer Musikgruppe aus den Karpaten. Doch es gab auch Rückschläge: Bei einer Aufführung des Theaterstücks „Tom Wolff – der Weg zum Rum“ verließen die Besucher schon in der Pause fluchtartig den Hinterhalt. „Das war die schlimmste Aufführung, die ich je erlebt habe. Ich konnte mir das nicht bis zum Schluss anschauen und habe mich in der Küche versteckt“, klagte Röttig. Andere Produktionen wie die aufwändige Gunnar-Petersen-Inszenierung von Dürrenmatts „Physikern“ kosteten viel Geld, steigerten aber auch das Renommee der Kulturbühne.

Diese und noch viele andere bebilderte Anekdoten wurden vor 15 Jahren in einem Büchlein zusammengefasst, das im Eingangsbereich zum fairen Preis von fünf Euro erworben werden konnte. Bühnenpremiere im Hinterhalt feierte dagegen Claudia Sommer. Die Sängerin, die schon mit Kindern des Inselhauses in der Loisachhalle auftrat und in der Wolfratshauser Kirche St. Michael Mitsing-Konzerte veranstaltet, verzichtete diesmal komplett auf musikalische Begleitung. Alleine mit ihrer Gitarre sang sie der Kulturbühne ein besonderes Geburtstagsständchen. Ihre Interpretation des Beatles-Klassikers „In my life“ mit den eindringlichen Zeilen „All these places have their moments/With lovers and friends I still can recall” brachte die nostalgische Stimmung auf den Punkt. Mit Gitarrenimprovisationen von Clemens Baumgartner und einer Jam-Session klang der Festabend erst weit nach Mitternacht aus. 

Foto: Peter Herrmann, Andrea Weber

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