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Ostuferschutzverband verleiht Gabriel-von-Max-Denkmalpreis

"Eierwastl" im neuen Glanz

Von Andrea Weber

Eurasburg/Degerndorf, 5.8.2017 – Kürzlich hat der Ostuferschutzverband (OSV) den Gabriel-von-Max-Denkmalpreis zum vierten Mal an vorbildliche Denkmalschützer im Landkreis ausgelobt. In einem feierlichen Rahmen im Gasthaus Berg übergab Vorsitzende Ursula Skriba der Familie Noppes für den Erhalt des alten „Eierwastl“ in Degerndorf die von Künstler Ernst Grünwald gestaltete Bronze-Skulptur. Es ist ein sitzender Affe, der fürsorglich die Villa Max vom Starnberger See im Schoß hält und mahnt, wie man mit historischen Bauwerken nicht umgehen sollte.

Diesem Schicksal des langsamen Verfalls ist dem 490 Jahre alten „Eierwastl“ dank der Noppes erspart geblieben. Der für die Region Oberbayern typische Einfirsthof wurde vorbildlich in fachgerechter Sanierung wieder bewohnbar gemacht. Heute erkennt man das Anwesen in der Ortsmitte von Degerndorf an seinen himmelblauen Fensterläden, seiner wunderschön geschnitzten Sternhaustür und dem Glockentürmchen oben am Dach.

Als Fritz Noppes mit seiner Familie 1976 von Geretsried nach Degerndorf in seinen Neubau zog, war ihm damals schon klar, „wenn’s den alten Eierwastl nebenan einmal verkaufen, dann will ich ihn haben“. Der gelernte Bauingenieur, dessen Vater ein Architekt aus dem Sudetenland war, weiß den Wert historischer Gebäude zu schätzen und setzt sich vor allem für den Erhalt eines Ortsbildes ein. „Das lag mir schon bei unserem Neubau nahe“, erklärt der heute 78-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung. 2006 war es dann soweit. Die Erbengemeinschaft veräußerte den Hof und Noppes schlug zu. In nur gut einem Jahr wurde der „Eierwastl“ von Grund auf in unglaublicher Feinstarbeit von hiesigen Handwerkern restauriert. Erst nach dem Abschlagen des alten Putzes sei das ganze Ausmaß der Misere sichtbar geworden, erinnert sich Noppes.

Schwamm und Holzwurm den Kampf angesagt

Im Blaumann war der Bauherr selbst täglich bei den Arbeiten dabei. 490 Jahre haben Schwamm und Holzwürmer im „Eierwastl“ gehaust und bröckelndes Mauerwerk, morsche Holzbalken, durchbohrte Dielenblanken hinterlassen. Das Fundament wurde abgestützt, Stützwände hochgezogen, Mauerwerk abgetragen und neu aufgebaut. Lerchenholz aus Sachsen geholt und der desolate Kachelofen wieder funktionstüchtig gemacht. Die alte Stern-Haustüre wurde in einem Biersud eingelegt, um sie von den Farbschichten zu befreien. Heute ist der „Eierwastl“ ein Schmuckstück in Degerndorf mit modernster Wohntechnologie.

Der Denkmalpreis ist regional einmalig

Der Gewinner des Gabriel-von-Max-Denkmalpreises wird von einer Jury ausgewählt und auf vorbildliche Handwerksarbeit und Nachhaltigkeit in der Bestandspflege bewertet. Deshalb sei jetzt nach zehn Jahren der richtige Moment für den Preisverleih gekommen, so die Vorsitzende Skriba. Kreisheimatpflegerin Maria Mannes äußerte ihren Respekt für den OSV. „Ich kenne keinen anderen Verein, der so einen Preis verleiht und damit zeigt, dass Denkmäler schützenswert sind.“ Besonderer Dank und hohe Anerkennung „solcher Wertschätzung für den Erhalt historischer Gebäude“ zollte auch Bürgermeister Michael Grasl der Familie Noppes. Heute wolle jeder um jeden Preis einen Neubau. Für Grasl aber sei „ein Haus ohne Dachüberstand, wie ein Hut ohne Krempe.“

Fotos: Fritz Noppes, Andrea Weber


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