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Spatenstich für neue Pflege-WG in Dietramszell

Ein Ort für Einheimische

Von Andrea Weber

Dietramszell, 7.6.2017 – Blumenwiese, Sonnenschein und bilderbuchblauer Himmel – also beste Rahmenbedingungen für den ersten Spatenstich eines zukunftsorientierten Projekts. Nach zehn Jahren Planungsphase, mit so manch Rückschlägen, kann es jetzt losgehen mit der Realisierung der „Pfege-WG“ in Dietramszell. Bürgermeisterin Leni Gröbmaier bedankte sich bei denjenigen, die nie aufgaben an ein „Nachbarschaftliches Wohnen in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft“ zu glauben. „Was lange währt, wird endlich gut“, so die Meinung von Landrat Josef Niedermaier, der am Samstag ebenfalls zum Spaten griff. Er ist sich sicher, dass Am Kreuzfeld ein „Vorzeigeprojekt mit Nachahmungseffekt“ entstehen wird. „Am Ende, wird man sagen, die Dietramszeller haben sich was getraut.“

„Lebensqualität durch Nähe“, das darf in ihrer Gemeinde keine „Floskel bleiben“, so sieht es die Bürgermeisterin. Der Bebauungsplan sei nun rechtskräftig und die Baugenehmigung ist da. Gröbmaier unterstützt vor allem die genossenschaftliche Idee dahinter, wo „alle für einen da sind“. „Nun können bei uns die alten Menschen bis zum Schluss ihr Leben verbringen.“ Niedermaier, der schon weit gereist ist, kennt solidarische Konzepte für die Altenversorgung zum Beispiel aus China. „Dort stehen Altenheime mit Fitnessräumen in den Wohnsiedlungen“. Er kritisiert die deutsche Politik: „Dass sowas bei uns zum Thema wird, davon sind wir noch weit entfernt. Man diskutiert lieber stundenlang über kaputte Gullideckel.“

Für Einheimische ein Zuhause

Auch die Seniorenbeauftragte von Dietramszell, Uschi Disl, freute sich endlich den ersten Spatenstich zu vollführen. Der demografische Wandel zeige, dass immer mehr Menschen bis ins hohe Alter selbstständig zuhause leben. „Aber, wenn die Wehwehchen kommen und die Beweglichkeit abnimmt – wo sollen sie den Rest ihres Lebens verbringen?“. Waltraut Bauhof, Vorsitzende des Vereins „Miteinander-Füreinander“ hat die Planung über die lange Zeit vorangetrieben. „Weil ich wusste, dass es das richtige Konzept ist.“ Nämlich ein „gemeinde-offener Ort, wo alle Einheimischen zuhause sind“. Zum kleinen Festakt am Baugrundstück waren auch ältere Bürger aus dem Ort gekommen, um zu hören, wie es nun weitergeht.  Auche der ehemalige Gemeinderat Dr. Ulrich Gruber, der heute 86 Jahre alt ist, hatte mit seiner Frau vorbeigeschaut. Gruber lebt seit 50 Jahren in Dietramszell. „Was wir als Bürger von Dietramszell dazu beitragen können, dass dieses Projekt lebendig wird, das werden wir auch tun“, sagte der rüstige Rentner. Voraussichtlich eineinhalb Jahre wird der Bau der beiden Häuser dauern. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund sechs Millionen Euro, finanziert durch ein Förderdarlehen der Regierung von Oberbayern.    

Ein Rückblick

Am 26.06.2006 wurde Waltraud Bauhof vom Gemeinderat beauftragt, sich um die Realisierung einer kleinen stationären Pflege-Einrichtung zur ortsnahen Unterbringung Dietramszeller Bürger zu kümmern. Die Pflege-WG soll über eine individuelle Betreuung der Bewohner und mit persönlich ausgestatteten Zimmer verfügen. Soweit gewünscht können die Angehörigen ins Pflegeprogramm eingebunden werden.  
Am 28.04.2009 entschied der Gemeinderat die Bebauung eines Seniorenheims in Erbpacht auf dem Grundstück Am Kreuzfeld.
Nach mehreren Rückschlägen (Genehmigungsverfahren, Suche nach geeigneten Bauträgern) konnte im Frühjahr 2016 schließlich als Bauträger die MARO Genossenschaft für selbstbestimmtes und nachbarschaftliches Wohnen e.G. aus Ohlstadt gewonnen werden. Das Projekt „Pflege-WG“ wird neun Plätze für normal Pflegebedürftige sowie neun Plätze für dementkranke Menschen zur Verfügung stellen.

Foto: Andrea Weber

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