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Ausstellung in Geretsried: Schlesische Rathäuser

Über 800 Jahre deutsche Geschichte

Von Peter Herrmann

Geretsried, 11.4.2017 – 38 imposante Rathäuser aus dem ehemals deutschsprachigen Schlesien sind derzeit auf acht Schautafeln im Foyer des Geretsrieder Rathauses zu sehen. Ihre Bedeutung erklärte Dr. Gotthard Schneider von der schlesischen Landsmannschaft sowie der Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller.

Selbstverwaltungsrecht der Siedler

„Das Rathaus ist immer der erste Anlaufpunkt in einer Stadt“, weiß Bürgermeister Michael Müller aus eigener Erfahrung. Umso interessierter betrachtete er bei der feierlichen Eröffnung die acht Tafeln, die noch bis zum 5. Mai im Foyer ausgestellt sind. Sie zeigen 38 Rathäuser aus dem ehemals deutschsprachigen Schlesien, das im heutigen Polen liegt. Rudolf Maywald, Vorsitzender des Bezirksverbandes der Schlesier, brachte die Ausstellung nach Geretsried. Zusammen mit dem stellvertretenden Landesvorsitzenden der schlesischen Landsmannschaft Dr. Gotthard Schneider erklärte er rund 20 Besuchern die Bedeutung der Bauwerke. „Schlesien hat eine über 800-jährige deutsche Geschichte – das wissen heutzutage leider nicht mehr viele“, unterstrich Schneider den Sinn der Ausstellung.

Als die deutschsprachigen Siedler im 12. Jahrhundert in diese Region kamen, fanden sie eine „unfreie“ Bevölkerung und einen dominanten Adel vor. Da die Neuankömmlinge jedoch vom Landesherrn mit „Deutschem Recht“ ausgestattet waren, wurde den neuen Siedlungseinheiten das Selbstverwaltungsrecht zugestanden. Es kam zu zahlreichen Städtegründungen und den Bau von Rathäusern, in denen sich auch gesellschaftliches Leben abspielte. „So gab es dort eine Markthalle mit einsprechenden Verkaufsständen“, berichtete Schneider.

Über dieser Halle befand sich die Administration. Hier entschieden der Vogt oder der sogenannte „Schulze“ mit den von Bürgern gewählten Schöffen über die Geschicke der Stadt und übten auch das Richteramt aus. „Im ersten Obergeschoss gab es meist einen Saal, in dem auch Bürgerfeste stattfanden“, ergänzte Maywald. Kein Wunder also, dass auch die Fassade dieser Gebäude später besonders schön im Renaissance- oder Barockstil gestaltet und zudem mit einem Wachturm ausgestattet wurden. „Der war meist höher als die Stadtmauer, um herannahende Feinde schon von Weitem erkennen zu können“, so Schneider weiter.

Kindheitserinnerungen der Heimatvertriebenen

Nach Schneiders Vortrag ließen sich die die größtenteils in Schlesien geborenen Besucher zusammen mit Anita Zwicknagl vom Kulturamt noch schlesisches Gebäck schmecken und schwelgten beim Anblick der Bilder in Kindheitserinnerungen. „Das ist ein Fenster in die alte Heimat“, erklärte Müller abschließend. „Ich wünsche der Ausstellung deshalb viele Besucher!“.

Info: Die Ausstellung „Schlesische Rathäuser“ ist bis zum 5. Mai kostenlos im Foyer des Rathauses zu sehen. 

Fotos: Peter Herrmann


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