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Tegernseer Woche 2017

Im Zeichen von Jahrhunderten

Von Benjamin Engel

Tegernsee, 21.9.2017 - Ganz im Zeichen zahlreicher Jubiläen steht die Tegernseer Woche in diesem Jahr. Vor 200 Jahren kaufte König Max I. Joseph das in der Säkularisation aufgelöste ehemalige Kloster Tegernsee. In der Folgezeit baute er es zur Sommerresidenz aus. Damit legte er den Grundstein für die Anziehungskraft der Region bei Künstlern, Adeligen, Industriellen und Politikern. An den 200-jährigen Einfluss der Wittelsbacher auf das Tegernseer Tal erinnert die mittlerweile 45. Tegernseer Woche von 21. September bis 3. Oktober mit einem Konzert des Ensembles Rupertiblech mit höfischer Blasmusik.

Vor 150 Jahren wurden Hedwig Courths-Maler (1867-1950) und Ludwig Thoma (1867-1921) geboren. Die deutsche Erfolgsschriftstellerin verbrachte die letzten 15 Jahre ihres Lebens in Tegernsee. Fast genauso lang lebte Thoma in seinem Haus auf der Tuften in Enterrottach. Beide zählen zu den Programmschwerpunkten. Im Abschlusskonzert der Tegernseer Woche widmet sich der international gefragte Solo-Violinist Benjamin Schmidt dem sogenannten „Teufelsgeiger“ Niccolo Paganini. Der italienische Musikvirtuose war am 23. November 1829 in Schloss Tegernsee aufgetreten.

Seit fast einem halben Jahrhundert lockt die Woche für Brauchtum und Kultur Kunstinteressierte zu Herbstbeginn in das Tegernseer Tal. Zur Eröffnung am Donnerstag, 21. September, spielt das Chiemgauer Ensemble Rupertiblech Musik aus der Zeit von König Max I. Joseph und nachfolgender Schlossherren. Im Barocksaal des Tegernseer Gymnasiums kann das Publikum erleben, wie eng die musikalischen Schöpfungen von Josef Messner, Wolfgang Amadeus Mozart und Herzog Maximilian in Bayern zusammenhängen (Beginn: 19.30 Uhr).

Als „Königin des Liebesromans“ war Hedwig Courths-Mahler Kultautorin, aber auch Spotfigur der „gebildeten“ Gesellschaft. Mit ihrem Werk und Leben beschäftigt sich der emeritierte Literaturwissenschaftler Gunnar Müller-Waldeck am Freitag, 22. September, im Westerhof-Café im Stieler-Haus (Beginn: 18 Uhr). An demselben Tag spielt das Tegernseer Volkstheater die Komödie Tscharley’s Tante. Die Bühnenleiter Andreas und Christina Kern haben die Handlung in das Schwabing der 60er-Jahre verlegt.

„Alles Walzer“ und mehr heißt es am Samstag, 23. September, im Barocksaal des Tegernseer Gymnasiums. Georg Obermüller und seine Musikanten laden von 19.30 Uhr an zum Tanz im Schloss. Sie mischen Stücke der Wiener Klassik von Joseph Lanner bis Johann Strauß mit bayerischer Volksmusik.

Im Kurgarten unterhält die Blaskapelle Tegernsee das Publikum im Kurgarten von 10.30 Uhr an mit beliebten Melodien, Märschen und Operetten-Klassikern gepaart mit Blasmusikarrangements moderner Schlager. Im Hotel Das Tegernsee lesen Mitglieder der Schreibwerkstatt des Vereins Kulturvision von 15 Uhr an Ausschnitte aus ihren Werken – von Kriminal- und Fantasygeschichten bis zu Reiseberichten. Das preisgekrönte Quartett Le Quatuor Aquilone beendet den Tag mit einem Konzert im Barocksaal von 19.30 Uhr an. Zu hören sind Quartette von Claude Debussy und Ludwig van Beethoven.

Den Wandlungen und Wendungen vom Kloster zu Schloss und Gymnasium in Tegernsee spürt Oberstudiendirektor Werner Oberholzner bei einer Führung am Montag, 25. September, von 16 Uhr an nach.

König Ludwig und Ludwig Thoma 

Gleich mehrmals steht Ludwig Thoma im Zentrum der Tegernseer Woche. Durch das in originalgetreuer Ausstattung erhaltene Haus von Ludwig Thoma führt Irene Hausperger am Dienstag, 26. September, sowie am Donnerstag, 28. September (Beginn: jeweils 17 Uhr). Nochmals mit Ludwig Thoma beschäftigt sich ein Vortrag im katholischen Pfarrzentrum Quirinal am Donnerstag, 28. September. Der Regensburger Literaturprofessor Bernhard Gajek beleuchtet das gesellschaftliche und berufliche Leben des Schriftstellers in Tegernsee (Beginn: 19.30 Uhr).  Zur Sprache kommen auch seine komplizierten Beziehungen zu den Frauen seines Lebens – von der Mutter, Ehefrau bis zur Altersgeliebten Maidi von Liebermann. Der Irschenberger Schauspieler Matthias Ransberger liest am Samstag, 30. September, von 15 Uhr an aus Werken von Ludwig Thoma in dessen Wohnhaus auf der Tuften. Josef Denk begleitet ihn mit Musik.

Das Trio „Ciao-Weiß-Blau“ kombiniert am Dienstag, 26. September, von 19.30 Uhr an im Gewölbekeller des Gymnasiums Vielfalt und Humor. Ihr Repertoire umfasst Rap genauso wie Renaissance-Musik. Zum Sänger- und Musikantenstammtisch geht es am Mittwoch, 27. September, in die Schlossbrennerei Tegernsee (Beginn: 20 Uhr). Mit dem evangelischen Leben in Tegernsee setzt sich Pfarrer Martin Weber am Freitag, 29.September, von 17.30 Uhr in der Christuskirche an der Hochfeldstraße auseinander.

Zu den Höhepunkten der Tegernseer Woche steht das traditionelle Oratorienkonzert in der früheren Klosterkirche St. Quirinus am Samstag, 30. September. Die Kantorei und der Palestrina Motettenchor Tegernsee führen die „Missa Haec Dies“ von Max Eham auf. Der langjährige Domkapellmeister von München und Freising ließ sich für sein Hauptwerk von Anton Bruckner inspirieren. Außerdem ist die Sammlung geistlicher Chorwerke „Quattro Pezzi Sacri“ von Guiseppe Verdi zu hören. Das Konzert beginnt um 20 Uhr.

Zum Jubiläumsjahr „200 Jahre Wittelsbacher am Tegernsee“ wird das Werk des ersten Tegernseer Kantors von König Max I. Joseph ebenfalls in der früheren Klosterkirche am Sonntag, 1. Oktober, zu hören sein. Solisten, Chor und Orchester der Kantorei Tegernsee spielen unter Leitung von Christian Schober von 10.30 Uhr an die Missa Solemnis von Herculan Wieser.

Tegernseer Liederkranz mit Johann Strauß

Bei der Vernissage für die Sonderausstellung des Zeichners Paul Flora im Olaf-Gulbransson-Museum spricht um 11.30 Uhr Galerist Thomas Seywald. Mit der bekannten Walzerfolge „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauß befasst sich der Liederkranz Tegernsee von 16 Uhr an im Barocksaal des Gymnasiums. Dort erklingen von 19.30 Uhr an unter dem Motto „Auf, auf, liabe Schützen“ Lieder aus den Themenfeldern der Jagd und des Scheibenschießens.

Mit Lebensbeschreibungen und Anekdoten bringt Beni Eisenburg die adeligen Bewohner von Schloss Tegernsee bei einer Führung im Museum Tegernseer Tal nahe. Er erzählt am Montag, 2. Oktober, unter dem Motto „Von Königen und Herzögen (Beginn: 19.30 Uhr). Das Trio Höß-Halmbacher begleitet ihn.

Zum Abschluss der Tegernseer Woche am Dienstag, 3. Oktober, geht es auf Spurensuche nach Großkarolinenfeld. Die zur Begleitung des Choralgesangs für Kloster Tegernsee 1738 geschaffene Orgel kam 1824 auf Vermittlung der Königin Karoline von Bayern in den Ort mit der ersten evangelischen Kirche im Oberland. Die Teilnehmer lernen in dem Sakralbau evangelische Kirchenmusik des 19. Jahrhunderts kennen. Treffpunkt für die Exkursion ist der Parkplatz am Tegernseer Gymnasium um 9.30 Uhr.

Dem Erbe von Niccolo Paganini in Tegernsee spürt der Violinist Benjamin Schmidt von 19.30 Uhr an im Barocksaal nach.  Königin Karoline von Bayern hatte den italienischen Starmusiker des 19. Jahrhunderts 1829 zum Konzert nach Schloss Tegernsee gelockt. Sie ließ die Fenster öffnen, damit die Musik auch außerhalb der königlichen Räume gehört werden konnte. Benjamin Schmidt spielt Werke von Paganini bis Franz Schubert und Franz Liszt auf einer Stradivari-Geige. Seine Frau Andrea Haering begleitet den Violinisten am Klavier.

Informationen zum Programm sind unter www.tegernsee.com/Veranstaltungen  zu finden.

Fotos: Benjamin Engel


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