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Ehrung für Wissenschaftler und Science Fiction-Autor Herbert W. Franke -
Aufführung „Der Kristallplanet“ am 18. März im Marionettentheater Bad Tölz

„In der Sprache der klaren Worte“

Von Andrea Weber

Egling, 28.2.2017 – Herbert W. Franke ist ein Pionier der Wissenschaft, ein Vordenker seiner Zeit. Er ist Höhlenforscher, Computerkünstler und war der erste Schriftsteller von Zukunftsromanen im deutschsprachigen Raum in der Nachkriegszeit. Im vergangenen Jahr wurde der gebürtige Wiener, der in der Pupplinger Au lebt, von der „European Science Fiction Society“ mit dem „European Grand Master Award“ ausgezeichnet und gehört damit zu den weltweit größten Autoren dieses Genres. Am 18. März wird ihm der Preis im Tölzer Marionettentheater überreicht. Aus diesem Anlass wird sein eigens für dieses Tölzer Theater geschriebene Stück „Der Kristallplanet“, aufgeführt. 

Seine literarische Laufbahn begann 1960 mit dem Kurzgeschichtenband „Der grüne Komet“. Bis heute hat der promovierte Physiker 21 Science-Fiction-Romane und 230 Kurzgeschichten veröffentlicht. Im Mai feiert Franke seinen 90. Geburtstag. Franke ist zeit seines Lebens ein Wissenschaftler durch und durch geblieben. „Wenn mir etwas gefällt, reicht es mir nicht, es nur anzusehen. Ich will alles selbst ausprobieren“, sagt Franke. Als Student begann er sich für Höhlenforschung zu interessieren und entwickelte bald eine bahnbrechende Methode zur genauen Datierung von Tropfsteinen – eine seiner wichtigsten wissenschaftlichen Arbeiten. Aber er entdeckte auch sein Talent fürs Schreiben „in der Sprache der klaren Worte“, wie er es nennt. Über seine Höhlenforschungen berichtete er regelmäßig in der damaligen österreichischen Bergsteigerzeitung „Fels und Firn“.

Was passiert in der Zukunft?

Doch zusehends befasste er sich in seinen sogenannten „fragmentarischen Kurzgeschichten“ mit Zukunftsvisionen, auf die das Wiener Kulturmagazin „Neue Wege – Theater der Jugend“ aufmerksam wurde. Wie werden in der Zukunft Raketen eingesetzt? Welche Gefahren birgt die Atomkraft? „Über all das schrieb ich“, erinnert sich der Autor. 1951 ging Franke zu Siemens Erlangen als naturwissenschaftlicher Mitarbeiter. Doch der Schreibtisch-Job war dauerhaft nichts für ihn. So beschloss er 1956 in die Selbstständigkeit zu gehen und zog nach München. „Ich wollte frei handeln und entscheiden.“ Wie es der Zufall wollte, lernte Franke den Verleger Wilhelm Goldmann kennen, der seinerzeit die ersten deutschsprachigen Science Fiction herausbrachte. Der achte Band einer Reihe fehlte noch. Schreib mir bitte 180 Seiten, habe der Verleger zu ihm gesagt – und Franke schrieb. Das war der Beginn seiner langjährigen Schriftsteller-Karriere.  

Bis ins hohen Alter ist Herbert W. Franke ein rühriger Geist geblieben, der sich für die Moderne interessiert. So sitzt er derzeit am Computer im heimischen Wohnzimmer und programmiert seine virtuelle 3D-Welt. Man kann sich mit der Maus in die Tiefe des Raumes bewegen, vorbei an drehenden Skulpturen hin zu futuristisch anmutenden Stahlbauten, die aussehen wie Raumschiffe. Im Inneren dieser Gebäude befinden sich digitale Galerien mit Ausstellungen berühmter Künstler. Auch Frankes mathematisch aufgelöste Farbstrukturen, sogenannte „Fraktale“, und seine „Linienbilder“, die wie filigrane Figuren aus dem Kosmos wirken, findet man dort. Ob er nicht selbst gerne einmal ins Weltall geflogen wäre, beantwortet der Wissenschaftler mit einem leichten zögern: „Man hat mich nicht gefragt.“

Die Aufführung „Der Kristallplanet“ findet am 18. März im Marionettentheater Bad Tölz statt, Beginn 19.30 Uhr, Schlossstraße 1, Kartenreservierung: (08041) 74176

www.herbert-w-franke.de

Fotos: Herbert W. Franke


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