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Benefizkonzert der Musikschule Geretsried in der Kulturbühne Hinterhalt

Kammerkonzert für ein neues Klavier

Von Andrea Weber

Geretsried-Gelting, 23.1.2017 – Die Musikschule Geretsried sammelt für ein neues Klavier und dazu haben sich die Organisatoren ein besonderes, musikalisches Schmankerl für den vergangenen Sonntagmittag ausgedacht. Eine Benefiz-Matinee mit dem „Ligna“-Quartett aus München. Dazu wurden syrisch-bayrische Leckereien vom Buffet gereicht. Klassik ist in der Kulturbühne Hinterhalt im Geretsrieder Ortsteil Gelting ein eher seltener Genuss.

Vorsitzender des Vereins Musikschule Geretsried, Hannes Kirchhofer, freute sich bei der Begrüßung ganz besonders über die vielen Besucher in der ausverkauften Bühne. Dem Ziel ein neues Klavier für die Schule anzuschaffen, so fand er, „kommen wir heute einen ganzen Schritt näher“. Für den aufwendig hergerichteten Mittagstisch am Buffet haben sich eine syrische Flüchtlingsfamilie aus Wolfratshausen und viele Musikschulfreunde ehrenamtlich ins Zeug gelegt.

Es war schon eine ganz eigene Atmosphäre im Hinterhalt. Man konnte vom Barhocker aus der sanften Saitenmusik lauschen oder gemütlich an den von Kulturwirtin Assunta Tammelleo liebevoll mit frischen Tulpen geschmückten Gasttischen Platz nehmen. Das „Ligna“-Quartett mit Karin Holzinger (1. Geige), Daniela Wabnitz (2. Geige), Betti Bachofer (Bratsche) und Musikschullehrerin Claudia Weiss (Cello) haben zu dieser Matinee höchst anspruchsvolle Stücke ausgewählt und verführten das Publikum in eine Zauberwelt der Kammermusik. Seit zwanzig Jahren kennen sich die Münchner Profimusikerinnen, seit einem halben Jahr besteht die aktuelle Besetzung. Mit feinsinniger Virtuosität präsentierten Sie Werke von Mozart, Beethoven und Schostakowitsch.

Mannigfaltige Klangwelten, anspruchsvoller Hörgenuss

Wolfgang Amadeus Mozarts (1756 – 1791) spätes Streichquartett hat der Komponist an Sylvester 1782 fertigstellt, in dem Jahr, in dem auch Friedrich Schiller sein Drama „Die Räuber“ und Johann Wolfgang von Goethe den „Erlkönig“ schrieb. Mozarts Streichquartett darf man charakteristisch als mannigfaltige Klangwelt in vier Sätzen bezeichnen, jeder Satz für sich ein anspruchsvoller Hörgenuss – mal melancholisch sanft, mal lieblich verspielt, mal höchst temporeich. Auch konnten die vier Musikerinnen  im Anschluss mit Beethovens frühes Opus 18 in A-Dur das Publikum überzeugen. Beethoven, so erklärten die Künstlerinnen, habe die große Freiheit besessen - nicht wie viele seiner Zeitgenossen, die im Auftrag schreiben mussten - zu komponieren “wie es ihm gefiel“. Und das gefiel auch dem Hinterhalt-Publikum besonders gut. Denn auch dieses Opus besteht aus vielschichtigen Klängen aus zupfender Rhythmik, schnellen Wechseln und mitunter zeitlupenartigen Bogenzügen, die fast schon meditative Wirkung zeigten.

Erst nach der Pause sollte die Musik dann äußerst ernst, schwermütig und avantgardistisch-abstrakt werden, und das Publikum mit einem „Puh“-Effekt in den strahlenden, eiskalten Sonntagnachmittag entlassen. „Wir haben uns entschieden, Dimitri Schostakowitschs Musik ans Ende der Matinee zu setzen, denn danach wird es schwierig mit fröhlicher Musik weiterzumachen“, betonte Sabine Beyer die musikalische Leiterin der Geretsrieder Musikschule. Die Musik dieses zeitgenössischen Komponisten (1906 - 1975) hat die Gabe eines Sprachrohrs, der Klang suggeriert Bilder. Schostakowitschs Werke beleuchten den Zeitgeist kritisch. In Schostakowitschs Requien Nr. 8 Opus 110 behandelte er die faschistische Gewalt des Nazi-Regimes. Mit höchster Ausdruckkraft und virtuosem Können machte das „Ligna-Quartett“ die Tragweite der damaligen politischen Situation im Klang der Musik hörbar und ergreifend real.

Fotos: Andrea Weber

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