Das Magazin für das Bayerische Oberland
Mi240
24. Apr 2024
Fr260
26. Apr 2024
So280
28. Apr 2024
Mo290
29. Apr 2024
Di300
30. Apr 2024
Mi010
01. May 2024
Do020
02. May 2024
Fr030
03. May 2024

Bad Tölz

Leonhardifahrt ist immaterielles Kulturerbe

Von Claudia Koestler

Bad Tölz, 15.11.2016 – Nun ist es offiziell: Im Kaisersaal der Residenz verlieh kürzlich Kultusminister Ludwig Spaenle der Tölzer Leonhardifahrt den Status des immateriellen Kulturerbes. Spaenle überreichte die Urkunde für die Aufnahme in die Liste bei einem Festakt an eine Delegation aus Bad Tölz mit Stadtbürgermeister Josef Janker an der Spitze.Der traditionelle Umritt findet alljährlich am 6. November zu Ehren des Schutzpatrons für das Stallvieh statt. In Bad Tölz ist das Fest, beurkundet seit 1772, längst eine bundesweit und international bekannte, große Touristenattraktion, zu der Jahr für Jahr zehntausende Zuschauer kommen.
 

Heuer war zwar der Tölzer Umritt auf den folgenden Montag verschoben worden, weil der 6. November auf einen Sonntag fiel. Das allerdings tat dem Zuspruch keinen Abbruch. Auch nicht, dass Bad Tölz unter winterlichen Bedingungen eine „weiße“ Leonhardifahrt erlebte. Bei Temperaturen nur leicht über dem Gefrierpunkt und Schneegestöber zogen an die 80 von Rössern gezogene und festlich geschmückte Wagen durch den Kurort.

Seit den Siebzigerjahren ist es Brauch, dass die Zugreihenfolge ausgelost wird. Denn zuvor ging es im Kurviertel, wo sich die Teilnehmer mit ihren Fuhrwerken seit eh und je aufstellen, ziemlich ungeordnet zu. Gleich geblieben ist jedoch die Route: Sie führt über die Badstraße, Isarbrücke, untere Marktstraße, Jägergasse und den steilen Maierbräugasteig hinauf zum Kalvarienberg, nach dem Festgottesdienst und der zweimaligen Umrundung der Leonhardikapelle, wobei Pferde und Wallfahrer den Segen empfangen, hinunter in die Fußgängerzone und durch obere Marktstraße und Salzstraße zur Mühlfeldkirche.

In schönsten Trachten

Auch in diesem Jahr setzte sich der Festzug pünktlich zum Geläut aller Kirchenglocken um 9 Uhr in Bewegung und zog durch die historische Marktstraße hinauf zur Leonhardikapelle auf dem Kalvarienberg. In den bemalten Truhen- und Tafelwagen saßen neben den Honoratioren der Stadt die Frauen und Männer der umliegenden Vereine – und das trotz nasskalten Wetters in ihrer schönsten Tracht. Um sich gegen die Kälte zu schützen, hatten die Schalkfrauen ihren wärmenden Fuchspelz um den Kragen gelegt. Schalk ist der Name ihres Festgewandes.
Doch nicht nur die fröstelnden Schalkfrauen hatten Glück: Noch während des Umzuges zog der Himmel auf, am Ende schien die Sonne. „Die Messe hat geholfen“, sagte ein Polizeisprecher lakonisch.

Nun also ist die Traditionswallfahrt als immaterielles Unesco-Kulturerbe in die Liste des Freistaats aufgenommen. Angestrebt wird, dass die Tölzer Leonhardifahrt auch noch in das Verzeichnis des Bundes kommt. Damit die Wallfahrt so erhalten wird, wie sie ist.

Foto: Steffen Leiprecht (oH)


NEWS