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Wanderausstellung im Foyer des Museums der Stadt Geretsried

Donauschwäbische Kultur und Geschichte

Von Peter Herrmann

Geretsried, 20.8.2016 – Bis zum 30. September 2016 stehen im Foyer des Museums der Stadt Geretsried bilder- und textreiche Schautafeln zur Geschichte und Kultur der Donauschwaben. Bei der feierlichen Eröffnung am Donnerstagabend betonten der Initiator der Ausstellung Reinhold Mayer sowie zweiter Bürgermeister Hans Hopfner die Bedeutung einer heterogenen Volksgruppe, die auch in Geretsried Spuren hinterließ.

Mit Ulmer Schachteln ins Königreich Ungarn

Die vom Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm zur Verfügung gestellten Schautafeln zeigen unter anderem die donauschwäbischen Siedlungsgebiete in Südosteuropa, die Migration von West nach Ost, das Leben auf dem Land und der Stadt sowie Darstellungen zum Alltag im Sozialismus und im Europa nach 1989. „In der Hoffnung auf ein besseres Leben fuhren sie einst auf Booten - den sogenannten Ulmer Schachteln - donauabwärts“, erklärte Zweiter Bürgermeister Hans Hopfner.

Was die Donauschwaben in Südosteuropa erwartete, beschrieb danach Reinhold Mayer in einem Vortrag. „Sie wurden von Kaiser Josef II. mit Versprechungen ins Land gelockt. Dazu gehörten Gewissens- und Religionsfreiheit, ein kostenloses Haus mit Garten, kostenlose Äcker für die Bauern und vieles mehr“, erklärte Mayer. Den Versprechungen von Josef II., Erzherzogin Maria Theresia und Kaiser Karl IV. folgten zwischen 1722 und 1787 in den drei großen Schwabenzügen über 200 000 Menschen. Mit enormem Fleiß verwandelten die Donauschwaben das Land später in die „Kornkammer Europas“. Sie betrieben Mais, Weizen-, Tabak- und Weinanbau.

Unterdrückung, Flucht und Vertreibung

Mit dem Aufkommen des ungarischen Nationalismus und der fortschreitenden Magyarisierung im 19. Jahrhundert sahen sich die deutschsprechenden Einwanderer jedoch einem wachsenden Druck ausgesetzt. „Die Donauschwaben drohten ihre kulturelle Identität zu verlieren“, referierte Mayer. Denn  nicht nur Ortsnamen und Familiennamen wurden umbenannt, auch der Unterricht wurde fast ausschließlich in magyarischer Sprache abgehalten. Mit dem Vorrücken der russischen Armee drohte den Donauschwaben ab 1944 neues Leid. Denn die Russen deportierten allein aus der Schwäbischen Türkei mindestens 60 000 Donauschwaben in die Sowjetunion zur Zwangsarbeit. 45 000 Banater traf das gleiche Schicksal. Aus Ungarn wurden letztlich 270 000 Donauschwaben ausgesiedelt. Nicht wenige entschlossen sich zur Flucht. „Die Flucht der Puztavamer nach Westen, nach Beuerberg, ist uns allen in Geretsried bestens bekannt“, erinnerte Mayer an die Geschichte der befreundeten Gemeinde.

„Die Donauschwaben sind heute ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Lebens in Geretsried. Sie sind das beste Beispiel für gelungene Integration, schaffen es aber auch, die eigenen Traditionen zu bewahren“, lobte Vize-Bürgermeister Hans Hopfner. Wer während der Vernissage bei einem Glas Sekt oder Orangensaft die Info-Tafeln studierte, dürfte sich schon jetzt auf einen noch ausführlicheren Vortrag von Reinhold Mayer freuen. Am Freitag, den 2. September, wird der Vorsitzende der Südostdeutschen Landsmannschaft in den Ratstuben ab 19 Uhr anhand von Dias und Zeitzeugenberichte über die Geschichte der Donauschwaben berichten.

Weitere Informationen

Die Wanderausstellung „Kultur und Geschichte der Donauschwaben“ kann bis zum 30.09.2016 kostenlos besichtigt werden.

Ort
Museum der Stadt Geretsried, Foyer
Graslitzer Straße 1, Geretsried

Öffnungszeiten
Dienstag, Mittwoch: 14 – 16 Uhr
Donnerstag: 17 Uhr – 19 Uhr
Freitag – Sonntag: 14 – 16 Uhr


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