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Es tut sich was in Wolfratshausen

In Wolfratshausen ist einiges geboten. Die Stadt an der Isar hat viel zu bieten - sowohl den Urlaubsgästen als auch den Einheimischen.

Erfahren Sie hier mehr über Wolfratshausen und seine Veranstaltungen.


Loisachhalle Wolfratshausen

Chiemgauer Volkstheater „Mei bester Freind“

von Benjamin Engel

Die Mutter (Kathi Leitner alias Oma Geli) ist patent und rüstig, Ehefrau Anna (Michaela Heigenhauser) attraktiv und tüchtig, die Tochter fleißig:  Landwirt Sepp Brumm (Andreas Kern) hätte also eigentlich alles, um glücklich zu sein. Doch stattdessen liest er am liebsten den Apotheken-Rundblick. Denn er fühlt sich ständig krank, schluckt allerhand Tabletten und geht damit seiner Familie gehörig auf die Nerven. Als er dann noch ein Telefonat von Landarzt Dr. Otto Kirschenhofer (Bernd Helfrich) belauscht und fälschlicherweise auf sich bezieht, glaubt er, todkrank zu sein und bald sterben zu müssen. Damit nimmt die lustvolle, mit allen Emotionen von Liebe, Angst bis Eifersucht gespickte Geschichte ihren Lauf.

In der Wolfratshauser Loisachhalle unterhielt das Chiemgauer Volkstheater – bekannt von zahlreichen Fernsehproduktionen im Bayerischen Rundfunk – am Freitagabend das Publikum mit der Komödie von Bernd Helfrich „Mei bester Freind“ gut zwei Stunden lang auf höchst kurzweilige Weise. Und als dann Bauer Sepp noch das wehmütige Wienerlied „Stellts meine Ross in den Stall“ anstimmte, war der Applaus groß.

Andreas Kern gibt den Landwirt als wehleidigen Hypochonder, der ständig was zu jammern hat. Seine Frau bittet er, für ihn die Tabletten aus dem Obergeschoss des Bauernhofes zu holen, weil er es am Kreuz hat und es die steile Stiege deshalb nur schwer raufschafft. Und am Frühstückstisch besteht er auf altbackenen Semmeln vom Vortag. Die taucht er in Milch, um seinen empfindlichen Darm zu kurieren. Und auf dem Handy hat Bauer Sepp die Titelmelodie aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ einprogrammiert. Das ist sein Alarm, damit er nie vergisst, seine vielen Tabletten einzunehmen.

Die Mutter, Oma Geli, ist das Gegenteil ihres Sohnes und kann seiner ständigen Wehleidigkeit wenig abgewinnen. Sie sprüht vor Lebenslust und fährt mit Landarzt Kirschenhofer lieber zum Spiel ihres Lieblingsvereins Rot-Weiß Hirsching als nur zu Hause hocken zu bleiben. Und Ehefrau Anna lädt ihren früheren Reitlehrer Freddy Berger – den gibt Florian Kiml als gutaussehenden Sunnyboy -  ein und reitet mit ihm aus. Das macht Ehemann Sepp erst eifersüchtig und bringt ihn dann auf die Idee, dass seine Frau den Reitlehrer doch nach seinem eigenen Tod heiraten könnte.

Für sein Ableben trifft Landwirt Sepp minutiöse Vorbereitungen: Sein bester Freund und Gastwirt Willi Strobl (Markus Neumaier) soll den Hof übernehmen und sich um die heiß geliebten Kutschpferde kümmern. Außerdem bestellt Sepp den Bestatter Baltasar Kramer (Flo Bauer) ein, um die Beerdigung zu besprechen. Der Bestatter erweist sich als aalglatter, äußerst geschäftstüchtiger Verkäufertyp in Anzug, Krawatte und mit Aktenkoffer. Der stinknormale Friedhof sei out, erklärt er Sepp. Stattdessen empfiehlt er ihm den Naturfriedhof Bergauf – Bergab, in dem er mitten im Nationalpark unter einem Baum bestattet werde und die Wölfe heulten. Oder wie wäre es mit dem schmiedeeisernen Kreuz Typ „Wildschütz Jennerwein“?

Doch alle Todesfurcht erweist sich am Ende als allzu übereilt. Denn der Zug ist für Landwirt Sepp noch lange nicht abgefahren. Denn Landarzt Dr. Kirschenhofer kann schlussendlich das Missverständnis aufklären. Am Telefon hatte er über einen anderen seiner Patienten gesprochen, um den es schlimm steht. Doch der Landwirt Sepp ist alles andere als todkrank. So gewinnt er am Ende neue Lebenslust und kündigt vollkommen euphorisch an, sich ein neues Reitpferd zu kaufen und künftig Polo zu spielen.

Dank spielfreudiger Schauspieler können die Zuschauer rund zwei Stunden lang in die Absurditäten zwischenmenschlicher Beziehungen eintauchen. Und Bernd Helfrich vom Chiemgauer Volkstheater verspricht, sich schon auf das nächste Gastspiel in Wolfratshausen zu freuen. Mit dem Stück „Mei bester Freind“ sind die Schauspieler derzeit weiter auf Tournee.

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