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Es tut sich was in Wolfratshausen

In Wolfratshausen ist einiges geboten. Die Stadt an der Isar hat viel zu bieten - sowohl den Urlaubsgästen als auch den Einheimischen.

Erfahren Sie hier mehr über Wolfratshausen und seine Veranstaltungen.


Herbert und Schnipsi zu Gast in Wolfratshausen

"Juchhu, glei schmeißt's uns wieder"

von Claudia Koestler

Wolfratshausen, 30.03.2017 - "Ich sehe nur das Schöne in Dir." Pause. "Das andere schaue i mir gar ned erst an." Schon mal selbst etwas Ähnliches gehört? Willkommen im Club. Es geht halt nicht mit, aber auch nicht ohne einander. Irgendwann kommt dieser Stoßseufzer offenbar in jeder Beziehung vor. Zwischen Mann und Frau, vor allem aber zwischen Claudia Schlenger und Hanns Meilhamer alias "Herbert und Schnipsi", diese herrlich Prototypen des Ottonormalverbrauchers, die Alltägliches so zuspitzen können, dass ein jeder etwas darin wiedererkennt und plötzlich herrlich darüber lachen kann. Am Samstag waren die beiden zu Gast in der Wolfratshauser Loisachhalle und bescherten dem Publikum mit ihrem brandneuen Programm "Juchhu, glei schmeißt’s uns wieder" einen vergnüglichen Abend voll absurder Szenen, kracherter Übertreibungen, pointierter Ehenummern und bissig-eingängiger Lieder.

Inhalt und Aufbau ihres Kabaretts sind dabei denkbar simpel: Das Komödianten-Ehepaar mit der treuen Fangemeinde seziert Situationen des Alltags und entlarvt sie so auf grotesk-naive Weise in ihrer Komik. Einzelne Sketche wechseln sich dabei mit Liedern ab. Schlenger und Meilhammer exerzieren seit Jahrzehnten erfolgreich, dass gelungene Pointen mitnichten hochtrabend intellektuell ausgefeilt sein müssen.

Doch bei Herbert und Schnipsi entbehren sie nicht eines gewissen "dotscherten" Charmes und einer unbeholfenen Liebenswürdigkeit, die ihre Auftritte äußerst sympathisch machen und das ganze Programm vergnüglich dahin tragen. In seinen besten Momenten erinnert das Alles ein wenig an Karl Valentin und Liesl Karlstatt: Wenn die Bühnenfiguren mehr wollen als können, naiv, aber nicht dumm agieren, wenn die Pläne dann schiefgehen, die Ratschläge gut gemeint, aber nicht gut gemacht sind und wenn sie immer tiefer in die selbst gegrabenen Gruben sinken – im übertragenen Sinne.

Da wird gegrantelt und gezankt, gezetert, gepoltert und getrietzt, die beiden reden bayerisch derb und direkt. Im Grunde aber ist man sich irgendwie einig oder zumindest tief verbunden, und deswegen ist das auch alles nicht so ernst zu nehmen.

Auch wenn ein Freund gerade anruft, weil sich dessen frisch Angetraute in der Speis' weinend eingeschlossen hat. In den Flitterwochen hatte er sich über ihre Bauchfalten mokiert, jetzt ist der Streit eskaliert und die Ehe scheint in Gefahr, nach gerade einmal 14 Tagen. Herbert, der Trauzeuge, sieht sich in der Zwickmühle. Er will mit Ratschlägen über das Telefon die Ehe der Freunde kitten – allerdings während Schnipsi zuhört und längst das Hochzeitsgeschenk, 250 Euro, zurückfordert. Immer tiefer reitet sich Herbert mit seinen Tipps aus 30 Jahren Ehe rein ("Ehe ist ein Kraftakt, eine unermüdliche Anstrengung, eine Sisyphos-Arbeit" - "Was ist die Ehe mit mir?"). Bis das befreundete Paar seinen Streit längst beigelegt hat, dafür aber der Zank im eigenen Hause groß ist – weil sich obendrein herauskristallisiert, dass beide, Herbert und Schnipsi, jeweils ohne das Wissen des anderen das Hochzeitsgeschenk heimlich aufgestockt hatten. Geld weg, Cognac weg, das tröstliche Fazit: So schlimm wie bei ihnen kann es bei anderen gar nicht sein.

Ein anderer Sketch handelte von Herbert und Schnipsis "Versicherungsverbrecher": Eine Risiko-Lebensversicherung habe er ihnen damals aufgeschwatzt. Vor einer Woche ist sie abgelaufen. Da beide noch leben, gibt es nun kein Geld. "Es hätte theoretisch bis letzte Woche Freitag einer von uns beiden sterben müssen. Aber das ist ja jetzt zu spät", stellt Herbert fest. Das wäre das "Risiko" bei dieser Versicherung.

Die Rache: Die exzessive Nutzung der Rechtsschutzversicherung, zum Beispiel, um sich am Hund der Nachbarin zu rächen. Der legt permanent Tretminen in den Vorgarten und schaut Schnispi obendrein an "wie eine Wurstsemmel". Was tun? In zwei Pfund Hackfleisch versteckt Schnipsi ein Abführmittel, einen Schöpflöffel voll. Binnen einer Viertelstunde ein Schrei, der Hund hat sich - daheim angekommen - plangemäß allem entledigt und die cremefarbige Sofalandschaft benutzt, um abzuwischen. "Erwartungen übertroffen", staunen sie. Bis sie herausfinden, sie haben gar keine Rechtsschutzversicherung.

An jeder Ecke lauerte er also, der unausweichliche Witz, der trockene Humor, mit denen Hanns Meilhammer und Claudia Schlenger ihrem Publikum immer wieder Lachtränen ins Auge trieben. Ein weiteres Beispiel: Meilhammer beschrieb, was passiert, wenn man ein Stück rohen Schinken isst, der größte Teil auf den Weg in den Magen ist, aber ein Streifen noch im Mund verbleibt. Wartet man bis das Stück wieder von allein nach oben kommt oder beißt man ab? Blöd war in solchen Situationen nach seinen Worten, dass man am "Zapferl" keine Zähne hat. "Auch ned in Wolfratshausen, oder?" vergewisserte er sich. Lachsalven waberten auch durch das Auditorium, als er lebensnah demonstrierte, wie man auf einer dieser modernen Toiletten in manchen Gasthäusern und Ratsstätten im wahrsten Sinn des Wortes "fest sitzen" kann, weil das Licht über einen Bewegungsmelder gesteuert ist und sich dieser außer Reichweite befindet.

Ist es bei Meilhammer die charmante Unbeholfenheit, die seine Bühnenauftritte prägt, ist es bei Schlenger das unnachahmliche Minenspiel, das die Besucher von den Sitzen riss. Natürlich kam auch der musikalische Part nicht zu kurz. Meilhammer, profunder Musiker, nahm sich Akkordeon, Ukulele, Trommel und Gitarre, im Zweifel auch schon mal gleichzeitig. Schlenger bewies sich als "Talent an der Trompete", die nach vier Unterrichtsstunden immerhin wusste, wie das Instrument zu halten ist ("Mein Lehrer sagt, man braucht Begeisterung, und Können!"- "Begeisterung hat sie.")

Das Publikum jedenfalls erlebte mit den beiden ein buntes Sketch-Programm mit Lachgarantie und dankte mit großem Applaus. Claudia Koestler


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