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Mitgliederversammlung Verein "Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald"

Premiere in künftiger Gedenkstätte

Von Peter Herrmann

Wolfratshausen, 7. Juli 2017 – Vor fünf Jahren war das ehemalige Badehaus am Waldramer Kolpingplatz ein stark sanierungsbedürftiger Altbau. Nun hat ihn der Verein „Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald“ in unzähligen ehrenamtlichen Stunden renoviert, so dass der ersten Jahreshauptversammlung in der künftigen Dokumentations- und Begegnungsstätte nichts mehr im Wege stand.

Voller Einsatz der ehrenamtlichen Helfer

Über 100 Gäste – unter ihnen auch der Wolfratshauser Vize-Bürgermeister Fritz Schnaller und der Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller – drängten in den fast überfüllten Raum. Bevor Zeitzeuge Robbi Waks sowie die beiden Autoren Hans-Peter Föhrding und Dr. Heinz Verfürth das Buch „Als die Juden nach Deutschland flohen“ vorstellten, blickten die Badehaus-Vorsitzenden Dr. Sybille Krafft und Wolfgang Saal auf ein arbeitsreiches Jahr zurück. Demnach leisteten die derzeit 337 Mitglieder allein im vergangenen Jahr 3086 ehrenamtliche Stunden. Zudem wurde die Finanzierung des geplanten Dokumentations- und Begegnungszentrums nach einem wahren „Antrags-Marathon“ aus verschiedenen Fördertöpfen sichergestellt. „Allein an der Baustelle haben im letzten Jahr 45 Männer und Frauen zusammen über 2000 Stunden gearbeitet“, berichtete Saal. Während die Sanierungsarbeiten auch dank der Mithilfe von verschiedenen Schulen weit fortgeschritten sind, sichtet und beschriftet die Dokumentationsgruppe immer noch fleißig Material. „Sie erstellen ein inhaltliches Konzept für die einzelnen Räume“, erklärte Krafft. Auf die Frage eines Mitglieds, wann die Dokumentationsstätte eröffnet werden könne, räumte Wolfgang Saal einen leichten Verzug ein. „Es wird wohl nicht wie anfangs geplant im Frühjahr 2018 sondern ein paar Monate später so weit sein“.

Zeitzeuge schwelgt in Erinnerungen

Dem Projekt ganz fest die Daumen drückt der Israeli Robbi Waks. Der heute 70-jährige Historiker lebte als Kind von 1949 bis 1957 im ehemaligen DP-Lager Föhrenwald. „Ich habe nur gute Erinnerungen daran“, berichtete er. „Das war für uns Kinder das Paradies“. In jiddischer Sprache las er Passagen aus dem autobiografisch geprägten Buch „Als die Juden nach Deutschland flohen“ vor. Verschmitzt gab er zu, dass er als kleiner Junge die Milchglasscheibe der Duschräume im Badehaus mit einem Stein eingeworfen hatte. „Da sind die jungen Mädels dann schreiend rausgerannt“, erinnerte er sich. Heute komme er schon allein wegen der frischen Weißwürste und dem Bier, die er von der Familie Henschelchen serviert bekommt, immer wieder gerne zurück nach Waldram. Bei den anschließenden Führungen durch die Räume des Badehauses zeigte er sich beeindruckt. „Da entsteht etwas ganz Wunderbares“, ist sich Waks sicher. Da passte es gut, dass fast die Hälfte des Erlöses des Buchs „Als die Juden nach Deutschland flohen“, dem Badehaus-Projekt zugutekommen. Denn der Verein ist nach wie vor auf großzügige Spenden angewiesen.

Fotos: Andrea Weber, Peter Herrmann


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