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Gedenken an die Bücherverbrennung

Prominente und Schüler gestalten eindrucksvolles Programm

Von Peter Herrmann

Wolfratshausen, 26.4.2017 – Der Historische Verein Wolfratshausen und der Kulturverein Isar-Loisach (KIL) veranstalten am 10. Mai einen abwechslungsreichen Benefizabend, dessen Erlös dem entstehenden Begegnungs- und Dokumentationszentrum im ehemaligen Badehaus in Waldram zugutekommt. Der Anlass ist ein trauriger: Vor 84 Jahren brannten in Deutschland die Bücher von Schriftstellern. Ein schlimmes Ereignis, an das Schüler und viele prominente Künstler in ihren Beiträgen erinnern.

Vor zwei Jahren kamen 700 Besucher

Am 10. Mai 1933 wurden in 22 deutschen Universitätsstädten die Werke jüdischer, marxistischer und pazifistischer Schriftsteller in der Öffentlichkeit verbrannt. Genau 84 Jahre später werden Schauspieler und Künstler umrahmt von Schüler-Beiträgen ab 19 Uhr in der Wolfratshauser Loisachhalle Texte aus den verbrannten Büchern vortragen sowie die Schicksale verfolgter bildender Künstler bewusst machen. Der Erlös kommt dem Verein „Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald“ zugute, der momentan am Kolpingplatz in Waldram ein Dokumentations- und Begegnungszentrum errichtet.

2013 und 2014 drängten sich jeweils über 200 Besucher in die kleine Geltinger Kulturbühne Hinterhalt, um der Bücherverbrennung zu gedenken. Grund genug für Wirtin Assunta Tammelleo und Initiatorin Dr. Sybille Krafft, die Veranstaltung 2015 im Zweijahresrhythmus in die wesentlich größere Loisachhalle zu verlegen Prompt kamen damals rund 700 Besucher in die restlos ausverkaufte Halle.

Auftritte im Fünf-Minuten-Takt

Ohne die finanzielle Unterstützung der Städte Wolfratshausen und Geretsried, die 5.000 beziehungsweise 1.000 Euro beisteuern, wäre die vom Historischen Verein Wolfratshausen und vom Kulturverein Isar-Loisach (KIL) organisierte Veranstaltung aufgrund der hohen Saalmiete und den Nebenkosten kaum zu stemmen. Anders als vor zwei Jahren haben die Zuschauer diesmal freie Platzwahl. „Frühes Kommen lohnt sich also“, unterstrich Krafft. Neben dem aus der Krimireihe „Tatort“ bekannten Schauspieler Udo Wachtveitl werden Gerd Holzheimer, Anatol Regnier, Leibl Rosenberg, Helmut Schleich, Belle Schupp, Traudi Siferlinger, Christian Springer, Peter Weiß, Claus Steigenberger und die Wellküren zu hören sein. „Alle treten ohne Gage jeweils fünf Minuten auf“, verrät die Vorsitzendes des Historischen Vereins. Zudem berichten Schüler und Schülerinnen von Gymnasien, Grund, Mittel-, Real- und Berufsschulen in jeweils fünfminütigen Beiträgen über das Schicksal der bildender Künstler, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden.

„Es ist wichtig, dass junge Menschen ein Gespür für das Thema bekommen und auch von Prominenten in ihrem Tun bestärkt werden“, glaubt Claus Steigenberger. Er verwies auch darauf, dass in ganz Europa rechtspopulistische Bewegungen mehr Zulauf gewonnen haben. Steigenberger selbst wird einen Text von Lion Feuchtwanger vorlesen – ein Schriftsteller, der einst vor den Nazis ins Exil floh. Die Schirmherrschaft hat diesmal Herzog Franz von Bayern übernommen. Der 83-Jährige ist seit 1996 das Oberhaupt des Hauses Wittelsbach, der früheren Herrscherfamilie des Königreichs Bayern. „Auch sie wurde einst von den Nationalsozialisten in Sippenhaft genommen“, erklärt Krafft den besonderen Bezug des Herzogs. Der Schirmherr hatte bereits in den vergangenen Jahren das Badehausprojekt großzügig unterstützt.

Info: Das „Gedenken an die Bücherverbrennung“ findet am 10. Mai um 19 Uhr (Einlass: 18 Uhr) in der Loisachhalle Wolfratshausen statt. Karten zum Preis von 25 Euro sind ab sofort in den Buchhandlungen Rupprecht in Wolfratshausen, Ulbrich in Geretsried sowie in der Buchhandlung Isartal in Ebenhausen erhältlich.

Fotos: Peter Herrmann


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