Das Magazin für das Bayerische Oberland

Standortumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK)

Das Bayerische Oberland als Top-Wirtschaftsstandort ausgezeichnet

Region Oberland, 10.07.2017, Red. – Betriebe und Unternehmen in Oberbayern sind zunehmend zufrieden mit ihrem Wirtschaftsstandort. Ein entsprechend gutes Zeugnis stellt die diesjährige Standortumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) aus, die kürzlich veröffentlicht wurde. In der Umfrage der IHK für München und Oberbayern erhält Oberbayern die Gesamtnote 2,0 und verbessert sich im Vergleich zu der letzten Umfrage im Jahr 2015 leicht (2,1). Die Region wird damit erneut als Top-Standort ausgezeichnet, den 84 Prozent wieder als Firmensitz wählen würden.

Im stetig härter werdenden Wettbewerb müssen Standorte heute optimale Bedingungen bieten, die es den Unternehmen erlauben, höchste Produktivität zu erzielen. Günstige Standortfaktoren beeinflussen nicht nur Ansiedlungsvorhaben und Investitionsentscheidungen positiv, sie wirken auch Abwanderungstendenzen, Produktionsverlagerungen und Betriebsschließungen entgegen. Um herauszufinden, wo die heimischen Betriebe Stärken und Schwächen sehen, wurden zum zweiten Mal nach 2015 in einer repräsentativen Stichprobe Unternehmen in ganz Oberbayern zu ihrer Standorteinschätzung befragt. 2898 Betriebe beteiligten sich an der Umfrage und gaben für 44 Standortfaktoren in den Kategorien Infrastruktur, Arbeitsmarkt/ Fachkräfte, Standortkosten, Unternehmensumfeld/Marktpotenzial/Netzwerke, Attraktivität des allgemeinen Umfelds und Wirtschaftsfreundlichkeit der Verwaltung jeweils ihre individuelle Bedeutung und Zufriedenheit an. Die Bewertungsskala orientiert sich am Schulnotensystem und reicht von 1 (sehr gut/sehr wichtig) bis 5 (sehr schlecht/völlig unwichtig).

Investitionen und Standorterweiterung

Im Ergebnis läßt sich sagen, dass knapp ein Drittel der oberbayerischen Betriebe in den vergangenen drei Jahren Investitionen vorgenommen oder den Standort sogar erweitert hat. Für die Zukunft planen rund 29 Prozent der Firmen zu erweitern oder zu investieren. Als wichtigste Standortfaktoren sehen die Unternehmen die Loyalität und Motivation der Mitarbeiter, eine gut ausgebaute Breitbandversorgung sowie die Personalkosten an. Besonders zufrieden sind die Betriebe aktuell mit der Energieversorgung (2,1), der Loyalität und Motivation der Mitarbeiter (2,1) und dem Freizeit- und Sportangebot (2,1). Die beiden erstgenannten Faktoren werden zusammen mit der Anbindung an das Fernstraßennetz als Stärken Oberbayerns identifiziert

Handlungsbedarf im Ausbau der Breitbandversorgung, der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum sowie der Sicherung beruflich qualifizierter Fachkräfte

Das gute Ergebnis darf aber nicht kaschieren, dass es auch noch Verbesserungspotenzial gibt. Handlungsbedarf sehen die Betriebe unter anderem im Ausbau der Breitbandversorgung, der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum sowie der Sicherung beruflich qualifizierter Fachkräfte. „Das sind alles keine neuen Defizite“, sagt dazu Reinhold Krämmel, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Bad Tölz-Wolfratshausen. Er betont, dass die IHK schon seit Jahren darauf hingewiesen habe. „Der Fachkräftemangel ist ein gravierender Hemmschuh für die Entwicklung unserer Unternehmen“, erklärt der Vorsitzende. „Und auch bei der Breitbandversorgung legt die IHK seit Jahren den Finger in die Wunde.“ Zwar seien in Staats- und Bundespolitik Anstrengungen erkennbar, die Internetversorgung auszubauen. „Aber sie reichen schlicht und einfach nicht aus.“

 

Handlungsbedarf besteht aus Sicht der oberbayerischen Betriebe neben der Verfügbarkeit von beruflich qualifizierten Fachkräften vor allem in einem Bürokratieabbau in den Verwaltungen, insbesondere bei Genehmigungsverfahren. „In einer agilen Wirtschaft müssen insbesondere Genehmigungsverfahren zügig abgewickelt werden. Die Dienstleistungsmentalität muss ebenso gefördert werden wie die weitere Digitalisierung der Verwaltung”, heißt es im Abschlussbericht. Doch bei 28 Prozent der befragten Unternehmen haben Standortmängel bereits das Wachstum verzögert. Das ist eine leichte Steigerung im Vergleich zum Jahr 2015. Hauptgründe für die Verzögerung waren langwierige Genehmigungsverfahren, die mangelnde Verfügbarkeit von Gewerbeflächen und -immobilien sowie wiederum der Fachkräftemangel.

Die größte Unzufriedenheit herrscht mit der Anbindung an den Schienengüterverkehr (3,7), die von den Unternehmen aber nicht als wichtig eingestuft wird. Schlecht bewertet werden zudem die Gewerbeflächen-Grundstückspreise (3,5): „Es muss dringend ein ausreichendes Angebot zu erschwinglichen Preisen in Oberbayern bereitgestellt werden. Wenn sich vor allem kleine und mittelständische Betriebe keine Gewerbegrundstücke leisten können, wird das Wirtschaftswachstum darunter leiden”, warnt die IHK. Auch das fehlende Angebot an Wohnraum (3,4) stellt Firmen derzeit vor ernst zu nehmende Probleme. Für Krämmel steht der sich verschärfende Mangel an Fachkräften mit dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum „in unmittelbarem Zusammenhang“.

Die Standortumfrage aber dient vor allem dazu, solche Zusammenhänge sichtbar zu machen – und um „rechtzeitig gegenzusteuern und zukunftsfähig bleiben zu können“, sagt Krämmel.

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