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Tyczka Totalgaz in Geretsried unterstützt Sabbatical-Modell

Tutorenreise ins Reich der Mitte

von Claudia Koestler

Geretsried, 26.01.2017 - Um die Welt reisen, andere Menschen und Kulturen kennenlernen, Prioritäten überdenken und seine berufliche Situation neu ausrichten. Spannende Weiterbildung machen und dabei Fremdsprachenkenntnisse aufpolieren: Die Gründe, eine Auszeit vom Beruf zu nehmen, sind vielfältig. In Deutschland gibt es keinen Rechtsanspruch auf ein Sabbatical, wie die Auszeit neudeutsch genannt wird. Doch es gibt Pioniere, die ein Ideal der neuen Arbeitswelt – Flexibilität – nicht nur erwarten, sondern auch gewähren. Bei Tyczka Totalgaz in Geretsried gehört das längst zur Unternehmenskultur.

Eine Kultur, „die von Vertrauen und Ergebnisorientierung geprägt ist“, wie die gelernte Bürokauffrau und Tyczka-Angestellte Monika März sagt. Und genau das ist auch der Grund gewesen, warum die 25-Jährige aus Golkofen bei Egling Ende 2015 über drei Monate in China verbringen konnte. Nicht nur habe sie der Betrieb darin unterstützt, neben ihrem Beruf ein Studium zum Bachelor of Business Administration (BBA) zu machen. Sie bekam von ihren Vorgesetzten bei Tyczka Totalgaz eben auch die Zeit für eine Tutorenreise ins Reich der Mitte eingeräumt.

Seit 2010 ist die Golkoferin, die gerade an ihrer Abschlussarbeit feilt, in dem Geretsrieder Flüssiggas-Unternehmen tätig. Ihre Ausbildung hatte sie zuvor in einem anderen Betrieb begonnen, dann aber doch zu Tyczka gewechselt. Bei Tyczka habe sie „Aufnahme gefunden“. Dort hat sie dann ihre Ausbildung abgeschlossen und ist anschließend dem Betrieb treu geblieben. Schon während der Ausbildung in dem Geretsrieder Unternehmen ist sie von  ihrer Ausbilderin angesprochen worden, ob sie nicht nebenher studieren möchte. Gemeinsam mit dem Betrieb entschied sich März für die FOM (Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige Gesellschaft mbH), eine private, staatlich anerkannte Hochschule mit Hauptsitz in Essen. „Es ist kein duales Studium, sondern ein nebenberufliches“, erklärt sie. Das Unternehmen trägt dennoch die Kosten und unterstützt die Studenten, zum Beispiel mit Freistellungen, wenn nötig.


Impressionen während des FOM-Tutor Programms

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BEAUTY OF CHINA from Caidu on Vimeo.


„Für mich war klar, das will ich machen“

In ihrer ersten Vorlesung sprach ein Dozent von der Möglichkeit, als Tutor nach China zu gehen und davon, wie wichtig Investitionen ins Humankapital seien. Die FOM kooperiert mit zwei Universitäten in China, an denen chinesische Studenten nach einem neunmonatigen Deutschkurs den deutschsprachigen Studiengang zum Bachelor of Arts (FH) absolvieren können. Die FOM stellt dazu deutsche Studenten als Tutoren an, die für bestimmte Klassen zuständig sind. Die Tutoren unterstützen die Studenten während des Studiums. „Für mich war klar, das will ich machen“, sagt März, die früher einmal den Berufswunsch der Lehrerin gehegt hatte. Für sie waren es aber auch ihre Reiselust und die Lust am Unbekannten, die sie nach China zogen. Das bevölkerungsreichste Land und die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt begegnen einem zwar täglich in den Nachrichten, „gefühlt weiß man aber trotzdem nichts über dieses Land, seine Menschen und ihre Kultur“, sagt März. Also ging es für sie im September 2015 mit weiteren Tutoren aus ganz Deutschland zunächst nach Peking und dann weiter nach Tàiyuán, der Hauptstadt der Provinz Shanxi. Unterkünfte wurden den deutschen Tutoren am Campus gestellt und es gab ein monatliches Gehalt. „Es ist schön, wenn man so etwas machen kann und keine Existenzängste haben muss“, bringt März die Vorteile auf den Punkt.

Etwa eineinhalb Jahre vorher hatte sie sich beworben, „weil ich für mich mehr Vorlauf brauchte". Das Ok kam von Seiten Tyczka Totalgaz prompt, und auch die Bewerbung an der FOM funktionierte. Doch eine solche Auszeit muss zudem wohlwollend von den Kollegen aufgenommen werden und organisatorisch durchführbar sein. „Auch das klappte alles reibungslos“, freut sich März. Der organisatorische Aufwand darf jedoch nicht unterschätzt werden.

Drei Monate China: Eine Selbsterkenntnis

In Tàiyuán, einer Stadt mit vier Millionen Einwohnern – für chinesische Verhältnisse eine Kleinstadt – musste sich die junge Golkoferin erst an die neuen Lebensverhältnisse gewöhnen. „Es sei schließlich auch ein Beweggrund für die Reise gewesen, nämlich sich zu behaupten, wenn alles ganz anders ist. Eine wichtige Lektion über China lernte März gleich nach ihrer Ankunft: „Wer nach China kommt, sollte eher eine flexible und geduldige Persönlichkeit haben“, sagt sie. „Viele Dinge sind einfach nicht so gut planbar.“ Wie dort „über Menschen verfügt wird“, sei ihr als größter kultureller Unterschied aufgefallen: Hierarchien und das Kollektiv spielen in China eine große Rolle. Demzufolge wird dann auch erwartet, dass die eigenen Prioritäten untergeordnet werden.

Das Urteil von März fällt am Ende ihres Aufenthalts positiv aus. Die dreieinhalb Monate in China habe sich in jedem Fall gelohnt: „Man erkennt sich selbst. Ich habe meinen Findungsprozess in China durchlaufen“, erzählt sie. „Durch die Kennenlernphase mit den anderen Tutoren wurde mir ein Spiegel vorgehalten. Persönlichkeitszüge, die man an sich selbst vorher nicht wahrgenommen hat, erkennt man plötzlich. Man mag nicht immer was man sieht. Aber man erkennt vielleicht auch den Nutzen dieser ungeliebten Persönlichkeitszüge und man lernt dadurch die Reaktionen seines Umfelds besser zu verstehen.“

Zudem nutzte sie die Zeit dort für viele Reisen und Ausflüge innerhalb des Landes und lernte so einen Teil der Vielfalt Chinas kennen – landschaftlich, kulturell und kulinarisch. Mit Sicherheit wird ihre Zeit am anderen Ende der Welt, in einer anderen Kultur, auch ein langfristiger Kompetenzgewinn für das Unternehmen sein. Denn ein Sabbatical bietet die Möglichkeit, sich auf das Wichtige im Leben zu besinnen und neue Ideen zu entwickeln und Träume auszuleben. Es dient der Erholung, der Ressourcenstärkung und dem Erkennen der eigenen Interessen und Stärken. Und im Idealfall bekommt die Firma einen motivierten und deshalb leistungsstarken Mitarbeiter zurück, mit neuem Wissen oder nützlichen Eindrücken.

„Das Unternehmen Tyczka aber hat das Umfeld geschaffen, dass das in meinem Falle überhaupt möglich wurde“, sagt März. „Zum einen, weil sie das Studium anregten, zum anderen, weil man jederzeit zum Chef gehen und fragen kann, dass dann tatsächlich auch ja gesagt wurde und die Kollegen entsprechend halfen, Dienste umzulegen und Stunden aufzubauen.“ Kurzum, dass solche Auslandserfahrungen ermöglicht werden, im Vertrauen auf den langfristigen Nutzen für Mitarbeiter und Betrieb. „Ich habe ja schließlich nicht umsonst zu Tyczka gewechselt“, sagt sie und fügt an: „Hier gibt es ein Vertrauensverhältnis, und das ist nicht selbstverständlich.“

Fotos: Monika März, Martin Kohlbrand


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