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Im Porträt Langläuferin Alexandra Danner vom SC Lenggries

„Das war ein Wahnsinnstag“

Von Benjamin Engel

Lenggries, 7.3.2018 – Im Spitzensport ist der Grat zwischen Triumph und Niederlage schmal. Ein falscher Schritt kann entscheidend sein. Diese Erfahrung hat die 18-jährige Langläuferin Alexandra Danner erst unlängst zu den Junioren-Weltmeisterschaften im schweizerischen Goms machen müssen. In ihren Einzelrennen im Sprint und im klassischen Stil war die deutsche Nachwuchshoffnung vom SC Lenggries gestürzt, nur auf den 14. und 24. Platz gekommen. Davon hat sie sich aber kaum entmutigen lassen – und triumphierte. Mit dem Juniorinnen-Staffelteam gewann sie sensationell vor Russland Gold. Seit 1999 hatte das kein Nachwuchs-Quartett aus Deutschland mehr geschafft.

Auf dem Weg zum Sieg in der 4 Mal 3,3 Kilometer-Staffel hatte Alexandra Danner als Startläuferin begonnen – und das gerade auch noch in der klassischen Technik. Diese Disziplin mag die Isarwinklerin eigentlich weniger als das freie Skaten. Und doch konnte sie an der dritten Position an ihre Staffel-Kolleginnen übergeben. Celine Mayer und Lisa Lohmann verkürzten den Rückstand auf die favorisierten Russinnen. Am letzten Anstieg attackierte schließlich Anna-Maria Dietze und konnte davonziehen. „Das war ein Wahnsinnstag“, erinnert sich Alexandra Danner. „Ein geiles Gefühl.“ Und zusätzlich Motivation für die junge Frau, die von sich selbst sagt, am liebsten immer ganz oben stehen zu wollen.

Nicht für C-Kader nominiert

Umso enttäuschter war Alexandra Danner, dass sie vor der aktuellen Saison nicht für den C-Kader nominiert worden war. Im klassischen Stil hatte sie vor allem ihre Schwierigkeiten. Doch das spornte Danner an. Im Sommer trainierte sie viel. Seit Jahren ist sie fast täglich aktiv. Für die Ausdauer geht sie Mountainbiken oder auf Berge, macht Kraft-Training in Garmisch-Partenkirchen. Bei der zentralen Leistungskontrolle in Oberhof konnte sie dann mit guten Leistungen überzeugen – und wurde in den C-Kader nachnominiert. Ihre Stärke ist vor allem der Sprint. Im Continental-Cup gewann sie im Dezember den Wettbewerb über 1,2 Kilometer bei den Juniorinnen im österreichischen St. Ullrich im Pillerseetal. Mittlerweile laufe es auch in der früher ungeliebten klassischen-Technik richtig gut, erzählt die Danner. „Auf der längeren Distanz fehlen mir aber noch die Ausreißer nach oben.“

„Wir sind im Langlauf-Team so eine tolle Truppe und haben zusammen Spaß.“

Zurzeit ist es für die Lenggrieserin allerdings besonders stressig. Seit Dezember ist sie nahezu jedes Wochenende zu Wettkämpfen unterwegs. Gleichzeitig muss sie sich auf das Abitur im Mai vorbereiten. Immerhin kann sie auf die Unterstützung im Tölzer Gabriel-von-Seidl-Gymnasium zählen. Sie sei auch schon vom Unterricht freigestellt worden, habe dann eben Klausuren unter Aufsicht nachgeschrieben, erklärt sie. Die Doppelbelastung erfordere viel Disziplin. An Wettkampfwochenenden lerne sie schon einmal eine halbe Stunde zwischendurch. Das sei gar nicht so belastend, findet sie. Durch den Zeitmangel lerne sie eher intensiver. „Ich wäre in der Schule auch nicht besser, wenn ich keinen Sport machen würde“, glaubt sie. Das Langlaufen mache sie als Ausgleich zum Lernen eher lockerer. Zum Ausgehen wie Gleichaltrige hat Alexandra Danner derzeit praktisch keine Zeit. Das bedauert sie aber nicht. „Mir entgeht nichts“, erklärt sie. „Wir sind im Langlauf-Team so eine tolle Truppe und haben zusammen Spaß.“

Zum Langlaufen ist Danner im Grundschulalter gekommen. Früh lief sie bei den Rosenmontagsrennen des SC Lenggries mit. „Mir gefällt, dass man beim Langlaufen draußen ist“, sagt sie. „Und die Vielfältigkeit, zum Beispiel bei der Technik mit Klassisch oder Skating.“

An der Faszination für den Sport hatte wahrscheinlich auch ihre sportbegeisterte Familie gehörigen Anteil. Ihr Onkel Franz Danner war im Zollteam, hätte es fast bis zur Weltmeisterschaft geschafft. Bei Volksläufen ist er heute noch sehr aktiv. Ihr Vater Toni Danner ist zweiter Vorsitzender beim SC Lenggries. Bisher war der Verein eher für erfolgreiche Alpin-Skiläuferinnen wie Martina Ertl und Hilde Gerg bekannt. Für das Skifahren konnte sich Alexandra Danner allerdings weniger begeistern als für das Langlaufen. „Skischuhe finde ich unbequem“, gesteht sie.

Im Langlaufen hat sie ihr Talent Ende Februar auch bei den deutschen Langlaufmeisterschaften der Juniorinnen gezeigt. Alexandra Danner kam in ihrer Altersklasse zweimal auf den zweiten Platz (klassisch Sprint und Skating Massenstart). Zum Abschluss dieser Saison wird die Lenggrieserin zum Continental-Cup nach Spanien fahren. Danach will sie sich auf ihr Abitur konzentrieren, um nächste Saison im Langlaufen umso mehr angreifen zu können. Schließlich soll es im Leistungssport noch weiter nach oben gehen. Davon träumt Alexandra Danner jedenfalls.

Foto: Benjamin Engel

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