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Pack’ ma’s und Aktion Mensch

Inklusion leben: Mehr Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen schaffen

Von Peter Herrmann

Geretsried, 20.2.2014 – Über die vielfältigen Möglichkeiten, Menschen mit Behinderungen an verschiedenen Arbeitsplätzen zu integrieren, informierte der Verein „Pack’ ma’s“ in Zusammenarbeit mit der Aktion Mensch am Mittwochnachmittag im Ratsstubensaal in Geretsried. Dabei wurde deutlich, dass die Vernetzung von Arbeitgebern und Behindertenorganisationen noch intensiviert werden muss.

Wichtige Begleitung im Alltag

„Pack’ ma’s“-Vorsitzender Dr. Arnold Torhorst beschrieb in seiner Eröffnungsrede das Aufgabenspektrum des 2004 gegründeten Vereins, der sich mittlerweile zum Förderverein des Einrichtungsverbunds „ReAL Isarwinkel“ entwickelt hat. Dieser umfasst bis zu 150 Wohn- und 200 Arbeitsplätze in Bad Tölz und Lenggries mit stationärer wie ambulanter Rehabilitation, Integrationsfirma, Wohngruppen, Tagesstätte und beruflicher Bildung. ReAL begleitet Menschen mit psychischen Erkrankungen, Behinderungen und besonderen sozialen Schwierigkeiten. „Leider besteht bei der Ausbildung von Menschen mit Förderbedarf vielerorts noch ein Informationsdefizit. Das wollen wir ändern“, erklärte Torhorst. Gerhard Meinl, Zweiter Bürgermeister von Geretsried und Inhaber einer Musikinstrumentenfirma, begrüßte das „wichtige und gute Projekt“. Er berichtete von einem Mitarbeiter, der nach einem Unfall seine Arbeit nicht mehr im Stehen verrichten konnte und für den eine sitzende Tätigkeit gefunden wurde. „Für ihn ist der Betrieb zur Heimat geworden“, erklärte Meinl.

Hohe Motivation

Konrad Specker, seit 2008 Mitglied des Bezirkstags, weiß aus eigener Erfahrung, dass Mitarbeiter mit Behinderungen im Vergleich zu ihren Kollegen oft mehr Loyalität und Einsatzfreude zeigen. Er ist Inhaber eines Bäckereibetriebs in Bad Heilbrunn und hat in dieser Hinsicht nur gute Erfahrungen gemacht. Die bayerische Behindertenbeauftragte Irmgard Badura erzählte gar von einem Mann mit Trisomie 21 (auch als „Down-Syndrom“ bekannt), der in der Oberpfalz seine Gesellenprüfung absolvierte und mittlerweile seit zehn Jahren im selben Betrieb arbeitet. Gleichwohl gäbe es in Bayern auch negative Beispiele von Arbeitgebern, die um eine möglichst lange finanzielle Förderung ihrer Behindertenarbeitsplätze streiten und nach dem Ende der Subventionen die Menschen einfach entlassen. „Noch immer ist die Arbeitslosenquote bei Behinderten doppelt so hoch als bei anderen Menschen“, kritisiert Badura.

Förderung durch die Agentur für Arbeit

Franz Hagenauer von der Agentur für Arbeit in Rosenheim verwies auf die vielfältigen Fördermöglichkeiten und Subventionen für begleitende Dienste. So können Arbeitgeber beispielsweise für eine behindertengerechte Gestaltung von Ausbildungs- und Weiterbildungsplätzen Zuschüsse beantragen. Als Beispiele nannte er Plattform-Treppenlifte, photoelektrische Hochhubeinrichtungen sowie Büroarbeitsplätze mit höhenverstellbaren Schreibtischen. „Das sind hochwertige Investitionen für die Zukunft, um Menschen am Arbeitsleben teilhaben zu lassen“, erklärte Hagenauer. Sollte sich die Eingliederung von Behinderten schwieriger als erwartet gestalten, könne auch die Hilfe eines Integrationsfachdienstes in Anspruch genommen werden.

Positives Arbeitsklima schaffen

Wie viel Spaß die Außenarbeiter der Geretsrieder Oberland Werkstätten bei ihrer Tätigkeit in der Kantine des Penzberger Arzneimittel-Großunternehmens Roche haben, zeigte ein Kurzfilm der Firma. Andreas Wild von der Ludwig Michl GmbH in Waakirchen sieht das genauso. „Beide Seiten müssen auf Offenheit, Transparenz und ein positives Arbeitsklima Wert legen. Nur so kann Integration funktionieren“, erklärte Wild. Der Tölzer Spezialitätenbäcker Leo Büttner und der Tölzer Karosseriebauer Bernd Kübler warnten indes davor, den zeitlichen Mehraufwand für die Ausbildung von Menschen mit Behinderungen zu unterschätzen. Wer gar eine komplette Integrationsfirma gründen will, sollte keine Alleingänge wagen. „Da muss ein ganzer Verein dahinterstehen. Ein einzelner Unternehmer ist da schnell überfordert“, riet Franz Hagenauer einer Besucherin.

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