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Vegane Wochen in Bad Tölz vom 10. April bis zum 8. Mai 2016

Veganes Kochen - regional und mit Wildkräutern

Von Claudia Koestler

Bad Tölz, 1.5.2015 – Es gab durchaus eine Zeit, da galten Veganer als blasse Spaßbremsen. Doch das Bild hat sich in der Gesellschaft längst gewandelt: Bedeutete Veganismus bislang radikalen Verzicht, nicht nur auf Fleisch und Fisch wie bei Vegetariern, sondern auf alle tierische Produkte wie Milch, Eier, Honig oder Leder, ist der Verzicht zum Versprechen geworden: Für die einen auf ein leichteres, gesünderes, vitaleres Leben, für die anderen auf eine kreative neue Welt der Küche, die mal als Alternative für sich alleine stehen kann, oder als kreative Ergänzung zur herkömmlichen Ernährungsweise.

„Hedonic Shift“ heißt das, hedonistische Wende – weg von der Askese, hin zum Vergnügen. Wie auch immer man sich persönlich entscheidet – eine Entdeckung ist es auf jeden Fall wert. Zum Beispiel in Bad Tölz: Dort findet zweimal jährlich der „Tölzer Veg“ statt, eine vierwöchige vegane Auszeit und Entdeckertour durch die vegane Küche.

„Der „Tölzer Veg" richtet sich sowohl an jene, die die vegane Lebensweise ausprobieren wollen als auch an erfahrene Veganer: Tägliche Angebote von Kochevents, Entspannungskursen, Sportangeboten und Naturerlebnissen. Elf Gastronomiebetriebe mit veganem Speiseangebot“, heißt es von Seiten der Stadt. Vor allem vervielfache sich auch das „Repertoire an ungewöhnlichen und leckeren Rezepten“, versprechen die Verantwortlichen.

Zum Beispiel bei dem Kurs „Veganes Kochen - regional und mit Wildkräutern“ in der vergangenen Woche. Die Kräuterpädagogin und Natur-Coach Inge Bock lud die etwa 15 Teilnehmer zunächst auf eine kleine Kräuterwanderung ein, um die nötigen Grundzutaten für ein Drei-Gänge-Menü selbst zu suchen. Weil die Veranstaltung im Vital-Zentrum stattfand, bot sich der nahegelegene Kurpark an. Die gesuchten und gefundenen Kräuter wurden zu einem schmackhaften, erfrischenden Frühlings-Vitamin-Cocktail verarbeitet: Spitzwegerich, Löwenzahn, Brennnessel, Girsch und Frauenmantel wurden mit Zitronensaft, Mandelmilch, Äpfel, einer Prise Himalayasalz und etwa zwei Esslöffel Öl (vorzugsweise das geschmacksneutrale Rapsöl) vermischt und mit Agavendicksaft nach Gusto gesüßt.

Für das Hauptgericht verfeinerte Bock zusammen mit ihren Teilnehmerinnen und Teilnehmern den Klassiker Spargel und Kartoffeln mit frisch gepflücktem und kleingeschnittenen Löwenzahnblüten – nicht nur optisch ein Kick, sondern auch geschmacklich. Statt Schnitzel oder Sauce Hollandaise bereitete Bock Falafel und eine Wildkräutercreme zu. Ihr Rezept für Falafel überraschte auch jene unter den Teilnehmern, die die Kichererbsenbällchen bereits seit Jahren kennen, mit würzigen Variationen: Die gekochten Kichererbsen (aus dem Glas sind sie direkt verwendbar, selbstgekochte aber sollten mehrmals gespült werden) zusammen mit einem guten, hocherhitzbaren Olivenöl in einem Mixer zu Brei pürieren. Bock fügte dann gemahlene Mandeln dazu sowie Kamut, eine Ur-Getreideform, das es in gut sortierten Bioläden zu finden gibt. Dazu gab die Kräuterpädagogin Hafer-Sahne, für die Würze mischte Bock Sojasauce, Pfeffer, Zwiebeln und Senf sowie etwas Muskatnuss und Hefeflocken unter. Die Masse zu Bällchen formen und in heißen Fett ausbacken. Für die Wildkräutercreme pürierte sie Bärlauch, Giersch, Löwenzahn und Brennnessel mit etwas Himalayasalz, Cashewnüssen, Öl und etwas frischem schwarzen Pfeffer zu einer Pesto. Als Nachtisch reichte die Erdbeeren mit Mandelsauce und frisch gepflücktem Waldmeister. Die Mandelsauce stellte Bock durch Mandelsahne her, die es in regionalen Bioläden und inzwischen auch in ausgesuchten regulären Supermärkten gibt, verfeinert durch Agavendicksaft und etwas Zitrone.

Auf ein Schnitzel zu verzichten, entweder gänzlich oder zumindest hin und wieder, dafür gibt es sicher viele gute Gründe. Auf einen Grund aber dürften sich Veganer wie Fleischliebhaber tatsächlich einigen können: Immer dann, wenn eine Alternative richtig gut schmeckt. Voilá.

Weitere Informationen

Der „Tölzer Veg“ im Frühjahr 2016 geht noch bis 8. Mai. Das vollständige Programm findet man unter www.bad-toelz.de

Weitere Termine für den „Tölzer Veg“

  • Herbst 2016 vom 02. - 30. Oktober
  • Frühjahr 2017 vom 23. April - 21. Mai
  • Herbst 2017 vom 01. - 29. Oktober

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