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Hilfsprojekt für Uganda einer Eurasburger Familie

Ausgediente Hartschalenkoffer als Schränke

Von Andrea Weber

Wolfratshausen/Eurasburg, 7.11.2017 – Familie Kisamaddu fährt jährlich nach Uganda, eines der ärmsten Länder Ostafrikas. Es ist die Heimat von Richard Kisamaddu, der seit vielen Jahren mit seiner deutschen Frau Carola und den vier Kindern in Eurasburg lebt. Auf einem ihrer Flüge nach Uganda kam den Kisamaddus eine genial einfache aber effektive Idee. Ausgediente Hartschalenkoffer als Schränke umfunktionieren.

Margit Wolf, Geschäftsführerin von Leder Tausend in Wolfratshausen, kann schwer was wegwerfen, gesteht sie, besonders, wenn die Dinge noch funktionstüchtig sind oder nur kleine Macken haben. Täglich kämen zu ihr Kunden, die einen neuen Reisekoffer benötigen, weil der alte Koffer seinen Dienst nicht mehr zeitgemäß tut, zu schwer für die Gepäckbestimmungen am Flughafen ist, keine Rollen hat oder schlicht und ergreifend nicht mehr schön genug ist. Als eines Tage Carola und Richard Kisamaddu zu ihr ins Geschäft kamen, entwickelte sich ein interessantes Gespräch.

„Wenn es regnet wird der Boden schlammig“

Richard Kisamaddu stammt aus Uganda, einem der ärmsten Länder Afrikas. Seit 25 Jahren engagiert er sich für Hilfsprojekte in seiner Heimat, zum Beispiel für eine Fahrradwerkstatt. Dort werden Räder aus Indien als Transportmittel für die Landbevölkerung zusammengebaut. Deshalb besucht Richard Kisamaddu mit seiner deutschen Frau Carola und den vier Kindern jährlich seine Familie vor Ort. Beim Packen der Koffer kam ihnen die bahnbrechende Idee: Warum nicht ausrangierte Hartschalenkoffer als Schränke benutzen? Denn in Uganda leben die Menschen am Land in Blech- oder Lehmhütten auf erdigem Grund ohne Strom und Möbel. „Wenn es regnet wird der Boden schlammig“, weiß die Eurasburgerin. Es gibt nur eine offene Feuerstelle zum Kochen. Um nun Küchen-Utensilien, Lebensmittel und Kleidung vor Schmutz und Ungeziefer zu schützen, könnten solche Hartschalenkoffer Nützliches tun. „Sie müssen einfach nur dicht sein“, sagt Carola Kisamaddu.

"Wir packen einen Koffer und kommen mit einer Plastiktasche wieder heim."

Seit drei Jahren transportiert die Familie auf ihrer jährlichen Reise in das ostafrikanische Land solche Reisekoffer. „Wir packen einen Kleinen in einen Großen und unsere persönlichen Reisesachen dazwischen“, erklärt sie. „Wir kommen mit einer Plastiktasche wieder heim.“ Zehn solcher Hartschalenkoffer mit Clip oder Reisverschluss haben sie inzwischen vor Ort verschenkt, zum Beispiel an den Jungen Laurence. Stolz steht der Schüler in seiner adretten roten Uniform neben seinem blauen „Kofferschrank“. Die Dorfkinder besuchen in der Regel Internate, die fern der Heimat sind. „Auch dafür ist so ein Koffer ideal, um die persönlichen Habseligkeiten zu transportieren und verstauen“, findet Richard Kisamaddu. Die Idee ist einfach, aber genial. Deshalb unterstützt Margit Wolf von Leder Tausend das Projekt sehr gerne. „Kommen Kunden in den Laden und wollen einen neuen Koffer, dann biete ich an, dass sie mir ihr gutes altes Stück da lassen“, sagt Wolf. Nun stehen schon wieder ein paar Koffer in Kisamaddus Keller in Eurasburg für die nächste One-Way-Reise nach Uganda.

Fotos: Andrea Weber, Richard Kisamaddu

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