Das Magazin für das Bayerische Oberland
Di230
23. Apr 2024
Mi240
24. Apr 2024
Fr260
26. Apr 2024
So280
28. Apr 2024
Mo290
29. Apr 2024
Di300
30. Apr 2024
Mi010
01. May 2024
Do020
02. May 2024

Kabarettist Michl Müller in der Loisachhalle, Wolfratshausen

Fränkisches Faktotum

Wolfratshausen, 26.9.2016 – Über drei Stunden lang zeigte der aus Funk und Fernsehen bestens bekannte Kabarettist Michl Müller am Samstagabend in der Loisachhalle seine Vielseitigkeit. Ob als scharfer Beobachter von Alltagssituationen oder als spöttelnder Protestsänger – der 44-Jährige traf immer den Nerv und die Lachmuskeln des Publikums in der ausverkauften Loisachhalle.

Schlichtes Bühnenbild, große Wirkung

Spätestens seit seinen Auftritten in diversen Kabarettsendungen des Bayerischen Fernsehens und einer eigenen Comedy-Rubrik im Hörfunkprogramm von Bayern 1 füllt Michl Müller in ganz Deutschland Hallen. Dass es in der Loisachhalle am Samstagabend kurz vor Beginn seines aktuellen Programms „Ausfahrt freihalten“ noch einige wenige Restkarten gab, war da fast schon überraschend.

Der 1972 im fränkischen Bad Kissingen geborene Komiker setzte in Wolfratshausen auf ein schlichtes Bühnenbild, das sich über drei Stunden lang nicht ändern sollte: Neben beleuchteten Quadern war nur ein überlebensgroßes Foto zu sehen, das zeigt, wie Müller wie aus einer Parklücke herausschaut. Die Blicke der Besucher richteten sich aber ohnehin von Anfang an nur auf den 44-Jährigen, der wie so oft in seinem schwarzen „Dreggsagg“-T-Shirt auftrat. Gestenreich berichtete er dann über menschliche Bedürfnisse im Autobahnstau und verpackte seine Beobachtungen in witzige Protestlieder. „Ich bin kein Seemann, sondern ein Schiffer, fahre nicht im Ozean, sondern auf der Autobahn“, sang das Multitalent.

Ähnlichkeiten zu den norddeutschen Shanty-Poppern „Santiano“ waren durchaus beabsichtigt und wurden genüsslich persifliert. Ein anderes Mal gab Müller sogar einen fränkischen Reggae-Song über Verdauungsprobleme nach dem Genuss von Federweißem zum Besten. Bei eingängigeren Refrains wie „Ich werde nie ein Schmetterling“ oder „Weißt du warum ich bei dir bleibe: Ingwerreibe“ sang das Wolfratshauser Publikum begeistert mit. Und natürlich hatte sich Michl Müller auch für die Loisachstadt ein besonders dick aufgetragenes Kompliment ausgedacht: „In Wolfratshausen spürst du Erotik an jeder Straßenecke“. Die Antwort, wie er zu dieser durchaus überraschenden Gefühlswallung kam, blieb der Franke aber schuldig. Stattdessen folgen lustige Berichte über Tupperpartys, auf denen die Frauen nach dem Genuss von fünf Gläsern Sekt Dildos und Dessous kaufen – ein Outfit, das die  meist müden Ehemänner aber nicht zu würdigen wüssten.

Stehende Ovationen der Besucher

Was sich zunächst nach einer Ansammlung von Klischees anhörte, präsentierte Michl Müller dennoch so gestenreich und mitunter ironisch, dass er immer die Lacher auf seiner Seite hatte. Diese Mischung gefiel unter anderem auch der Wolfratshauser CSU-Ortsvorsitzenden Susanne Thomas und Ex-Bürgermeister Helmut Forster. „Ich finde gut, dass er nie politisch wird“, zeigte sich der BVW-Stadtrat in der Pause begeistert. Doch Forster und das Publikum sollten im zweiten Teil des Abends einmal mehr überrascht werden. Denn vor seinem abschließenden Best-of-Medley holte Müller doch noch einmal zum politischen Rundumschlag gegen Merkel, Gabriel, Seehofer, Dobrindt und Co. aus.

Während er den Vorsitzenden der grünen Bundestagsfraktion Toni Hofreiter als „Ersatz-Jesus“ bezeichnete, fand der bayerische Ministerpräsident noch weniger Gnade. „Im Gegensatz zu Franz Josef Strauß wird nach Horst Seehofer bestimmt kein Flughafen benannt“, ist sich Müller sicher. Die Besucher in der Loisachhalle feierte das fränkische Faktotum abschließenden mit stehenden Ovationen.

Fotos: Peter Herrmann

NEWS