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Gedenken an das Attentat auf die Satirezeitung „Charlie Hebdo“, Kulturbühne Hinterhalt

Die Freiheit der Meinung

Von Andrea Weber

Gelting, 10.1.2019  – „Kritik an Satire und Karikatur ist wichtig und erwünscht, aber nicht mit dem Maschinengewehr“. Der Münchner Künstler und Karikaturist Michael Heininger, der 1982 den Schwabinger Kunstpreis erhielt, erinnerte bei der Ausstellungseröffnung seiner Karikaturen um internationale Politik und Persönlichkeiten, am 7. Januar in der Galerie im Hinterhalt an den islamistisch-motivierten Terroranschlag auf die Redaktionsmitarbeiter der Satirezeitung „Charlie Hebdo“ vor fünf Jahren in Paris, bei dem elf Menschen ums Leben kamen. Mit der ersten Ausgabe der Zeitung nach dem Attentat unter dem Titel „Je suis Charlie“ gab es weltweite Solidaritätskundgebung. „Das darf nicht in Vergessenheit geraten.“

Seit dem Anschlag organisiert Hinterhaltwirtin Assunta Tammelleo jährlich am 7. Januar eine Gedenkveranstaltung, die bereits in München stattfand, in Eichstätt und heuer zum zweiten Mal im Hinterhalt. „Weil ich entsetzt darüber bin, dass es in Westeuropa möglich ist, dass Menschen erschossen werden, weil sie etwas zeichnen, was irgendjemanden aus religiösen Gründen nicht passt.“ Das Recht auf freie Meinung, Presse und Kunst sei ein hohes Gut, so Tammelleo, „das insbesondere hierzulande mühevoll erkämpft wurde“. Umso wichtiger, sei es diese Freiheit zu erhalten. „So lange ich kann, werde ich an dieses Datum erinnern.“

Jeder Wahnsinn ist möglich

Es war ein satirisch-politischer Abend mit Kunst, Kabarett und Musik der Hinterhaltband „BfG all stars“ in Kooperation des Bund für Geistesfreiheit München, des KIL e.V Kulturverein Isar-Loisach sowie des Vereins „Das andere Bayern“. Die deutschen Kabarettisten Holger Paetz und HG Butzko sagen mit messerscharfer Satire der Politik und Gesellschaft die Meinung. Der Münchner Holger Paetz „hält inzwischen jeden Wahnsinn für möglich“. Seine Antwort auf den den anwachsenden Rechtspopulismus im In- und Ausland ist sein „Wettergedicht“ von „den Winden, die im Inneren wehen“. Abgelegt, abgeheftet und abgeordnet – das sind für HG Butzko, „diejenigen, mit denen man zu Schulzeiten in der Pause nicht spielen wollte“. Zum aktuellen Konflikt „USA gegen Iran“ verliert er „kein einziges Wort über Donald Trump“, „denn dafür ist mir mein Kabarettprogramm zu schade“. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, ist heute alles begrenzter denn ja. Und in Deutschland nach 30 Jahren Mauerfall ist die Distanz zwischen Ossis und Wessis unverändert geblieben. Ein Abend lang Satire voller Wahrheit und Wahnsinn, sinnbildlich und humorvoll – aber eine klare Ansage für die Freiheit, sagen und zeichnen zu dürfen, was man meint.

Fotos: Andrea Weber


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