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Geretsrieder Kulturherbst 2018

Helmut Schleich in Bestform

Von Peter Herrmann

Geretsried, 10. 10. 2018 – Vor drei Jahren gewann er den Bayerischen Kabarettpreis, 2017 folgte die Auszeichnung mit dem „Salzburger Stier“. Nun präsentierte der auch aus dem Bayerischen Fernsehen bekannte Kabarettist Helmut Schleich im ausverkauften Geretsrieder Kulturherbstzelt sein aktuelles Programm „Kauf, du Sau!“.

Satirischer Rundumschlag

Schleich spannte zunächst einen weiten Bogen vom aktuellen Dieselskandal über überzogene Manager-Gehälter bis hin zur Waffendebatte in Amerika. Der gebürtige Schongauer stellte in diesem Zusammenhang auch die Frage, wie eine Bewaffnung von Jesus Christus die Geschichte verändert hätte. „Dann hätte er sich nicht kreuzigen lassen, sondern wäre als Terrorist verhaftet worden“, mutmaßte Schleich. Noch überzeugender waren indes seine dialektgeprägten Wortspiele. So entlarvte er unter anderem das bayerische Lebensmotto „Mia san mia“ als widersprüchlich. Denn im Russischen bedeutet „Mir“ „Frieden“. „Das ist mit Bayern und den weltweit verkauften Patronen aus Bavaria nicht vereinbar“, folgerte er. Doch sein Spott traf auch die Verfechter des vermeintlichen zeitgenössischen Lifestyles: zum Beispiel die Rhabarbersaftschorlentrinker, die anderen das Rauchen im Biergarten verbieten. Oder die Autofahrer, die mit dem SUV vor dem Spezialitätengeschäft Dallmayr parken wollen, um sich schnell ein Gläschen „kandierte Langustenhoden“ zu kaufen.

Unnachahmliche Strauß-Parodie

Seine Paradenummer – die Rolle des verstorbenen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß – bringt Schleich erst am Ende des über zweistündigen Programms. Mit seinen Nachfolgern geht der wiederauferstandene Politiker hart ins Gericht. Vor allem Markus Söder bekommt viel Häme ab: „Es ist nicht gut, wenn ein Ministerpräsident aus den Kolonien kommt: Die Englänger wählen auch keinen Kenianer zum König“. In der mit lautem Applaus geforderten Zugabe parodiert Schleich schließlich mit hoher Stimme die beiden Ratzinger-Brüder. Dass der ehemalige Papst dabei an unbekleidete Damen aus dem Privatfernsehen spendet, mag die religiösen Gefühle einiger weniger Besucher verletzt haben. Dennoch dürfte der abschließende donnernde Applaus des Publikums weit über die Grenzen des Festareals zu hören gewesen sein.

Fotos: Peter Herrmann


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