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Geretsrieder Kulturherbst 2018

Standing Ovations für Konstantin Wecker

Von Peter Herrmann

Geretsried, 10. 10. 2018 – Wie schon vor zwei Jahren in den Ratsstuben trat Konstantin Wecker auch beim diesjährigen Kulturherbst zusammen mit der Cellistin Fany Kammerlander und dem Pianisten Jo Barnikel auf. Geboten wurden eine kurzweilige Mischung aus Gedichten, politischen und autobiografischen Bekenntnissen sowie anspruchsvoller Musik.

Romantik und Opernarien aus der Kindheit

Seine Auftritte sind mittlerweile eine feste Größe beim Kulturherbst. Bereits in den vergangenen Jahren füllte Konstantin Wecker das Zelt beziehungsweise die Ratsstuben, und auch an diesem Sonntagabend blieben nur ganz wenige Plätze unbesetzt. Denn der mittlerweile 71-jährige Münchner kann sich auf den Zuspruch seiner großen Fangemeinde verlassen. Begleitet von der virtuosen Cellistin Fany Kammerlander und dem Pianisten Jo Barnickel stimmte der Liedermacher gleich zu Beginn sein wohl bekanntestes Lied vom „Willy“ an. Das in den 1970er Jahren geschriebene Stück über einen aufrechten Antifaschisten, der von Rechtsradikalen erschlagen wird, erscheint angesichts des Zulaufs für rechtspopulistische Parteien in ganz Europa aktueller denn je. „Neue Nazis drücken ins Parlament“, warnte Wecker. Deshalb wolle er mit Poesie und klaren Ansagen dagegenhalten.

Manchmal wirken seine Tiraden gegen Fremdenfeindlichkeit und den „gnadenlosen Finanzkapitalismus“ für neutrale Besucher zwar eine Spur zu plakativ. Jedoch sind es gerade diese kompromisslosen Stellungnahmen, die ein Großteil des gleichgesinnten Publikums von dem politisch engagierten Wecker auch erwartet und laut beklatscht. Da tat es gut, dass der Liedermacher zwischendurch ein Gedicht des Romantikers Novalis vertonte oder ein schwungvolles Duett mit Fany Kammerlander sang. Darüber hinaus gab es per Einspielung ein seltenes Tondokument aus seiner Kindheit zu hören. Der damals zwölfjährige Bub sang dabei mit seinem Vater Auszüge aus der Oper „La Traviata“.

Dank an ein grandioses Publikum

Weitere Anekdoten aus seinem bewegten Leben gab Wecker dann nach der Pause preis. Mit viel Selbstironie räumte der Musiker ein, dass seine Lieder immer intelligenter waren als er selbst. So spazierte er einst mit einem „bodenlangen Nerzmantel“ durch München und musste sich daraufhin von linken Aktivisten Fragen zu seiner politischen Glaubwürdigkeit gefallen lassen. Nach diesen Bekenntnissen suchte Wecker dann den hautnahen Kontakt zum Publikum und ging italienisch singend durch die Besucherreihen. Die später mit Standing Ovations gefeierten Musiker verließen die Bühne erst nach mehreren Zugaben.

Fotos: Peter Herrmann


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