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Kloster Beuerberg

Beim Klang der Spieluhr

Von Andrea Weber

Beuerberg, 18.8.2017 – Das ausverkaufte Konzert im Kloster Beuerberg unter dem Titel „Seelenlieder“ im Rahmen des großen Sommerprogramms war ein musikalischer Hörgenuss sakraler Musik. Es spielten preisgekrönte Musiker aus Funk und Fernsehen bekannt: An der Truhenorgel Michael Schöch. David van Dijk an der Violine und die Sopranistin Katja Stuber rundete den Konzertgenuss mit ihrer hervorragenden Stimme ab. Glockenklare Klänge und feinste Akustik in einer in sich ruhenden klösterlicher Atmosphäre – ein wahrlich beseeltes Kammerkonzert mit Werken von Bach, Händel, Mozart und Telemann zu Ehren der Ordensgründerin Johanna Franziska von Chantal.

Die ehemalige Schwesternkapelle ist nicht leicht zu finden im Labyrinth der blumig bewachsenen Klosterinnenhöfe Beuerbergs. Doch der kleine Spaziergang war die richtige Einstimmung, für das was kommen sollte. In der lichthellen Kapelle, die wenig opulent und überladen ausgestattet ist, konnte sich die Musik der drei herausragenden Künstler in Vollendung entfalten. Dieses sakrale Kammerkonzert hatte alle Facetten musikalischer Vielfältigkeit zu bieten: Michael Schöch eröffnete an der sogenannten „Positive“, wie die versetzbare Standorgel auch genannt wird, mit der „Toccata Nona“ von Girolamo Frescobaldi (1583 – 1643). Die Arie „Süße Stille, sanfte Quelle ruhiger Gelassenheit“ aus den „Neun Deutschen Arien“ von Georg Friedrich Händel (1685 – 1750) stand bezeichnend für den Rest des Abends.

Orgelklang wie eine Spieluhr

In einer ruhenden Besonnenheit präsentierten die drei Musiker anmutig Werke der alten Meister und wechselten sich bei jedem Stück in der Führungsrolle ab: Johann Sebastian Bachs „Gottes Engel weichen nie“ aus der Kantate „Man singet mit Freunden vom Sieg“ überzeugte Katja Stuber mit ihrer Sopranstimme, die vielerlei Klangnuancen nachzeichnete. Bei den vier Sätzen von Bachs Sonate E-Dur – Michael Schöch an der Orgel und David van Dijk an der Geige – entstand eine verspielte Leichtigkeit beim Allegro, ein tanzender Tonwechsel beim zweiten Adagio und hoher Temporeichtum beim letzten Allegro. Markant wurde der Klang in Wolfgang Amadeus Mozarts Andante KV 616. Die Truhenorgel im Solo klang wie eine leise Spieluhr, die immer wieder zum Thema zurückkehrte. Mozart schrieb dieses Stück 1790 für eine damals automatisch funktionierende Orgelwalze eines Wachsfiguren- und Kuriositätenkabinetts. Mit der Kantate aus dem „Harmonischen Gottesdienst“ von Georg Philipp Telemann (1681 – 1767) endet vor der Zugabe das Konzert der „Seelenlieder“, die spürbar ihre Wirkung zeigten.

Die Künstler

Katja Stuber (Sopran) aus der Oberpfalz ist Konzertsolistin unter anderem am Münchner Symphonie- und Rundfunkorchester, beim NDR Sinfonieorchester. 2011 feierte sie ihr Debüt bei den 100. Bayreuther Festspielen. Der Niederländer David van Dijk (Violine) ist mehrfach preisgekrönt und gehört seit 2003 als festes Mitglied zum Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Er spielt regelmäßig beim BR-Kammerorchester. Michael Schöch (Orgel) erhielt den ersten Preis beim Internationalen Wettbewerb der ARD. Seine Karriere führte ihn unter anderem ins Wiener Konzerthaus, in die Münchner Philharmonie im Gasteig und zur Semperoper in Dresden.  
 
Fotos: Andrea Weber


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