Das Magazin für das Bayerische Oberland

Buchheim-Museum in Bernried

Jubiläumsjahr zum 100. Geburtstag

Von Susanne Hauck

Bernried, 19.3.2018 - In diesem Jahr wäre der Künstler, Autor und Sammler Lothar-Günther Buchheim 100 Jahre alt geworden. Zum runden Geburtstag widmet das Buchheim Museum seinem Gründer zwei spannende Jubiläumsausstellungen. Die eine lüftet Geheimnisse rund um Buchheims Rolle als Kriegsberichterstatter – Grundlage für den Welterfolg „Das Boot“, die andere nimmt den Besucher mit in sein buntes Zuhause. Zum Jubiläumsjahr wartet das Buchheim-Museum nicht nur mit einer spannenden Ausstellung zu Buchheims Biografie auf, sondern lädt den Besucher auch in seine privaten Wohnräume ein.

Biografische Ausstellung „Die Wahrheit ist ein heikel Ding“

„Das Boot“ war als Buch und Film eine Sensation. Lothar-Günther Buchheim (gestorben 2007) war mit an Bord, als „U-96“ im Zweiten Weltkrieg auf Feindfahrt ging. Nur: so düster wie die die tiefe See, in die das U-Boot abtauchte, so wenig ausgeleuchtet war bislang auch Buchheims Aufgabe als Marine-Kriegsberichter, denn es existieren nur autobiografische Notizen. „Buchheim 100 - Die Wahrheit ist ein heikel Ding“ heißt die Ausstellung, die jetzt im Bernrieder „Museum der Phantasie“ eröffnet wurde. Der Journalist Gerrit Reichert hat recherchiert, dass von den 2.200 Kriegsberichtern Buchheim einer der führenden und sichtbarsten war – weil er schreiben, zeichnen, malen und fotografieren konnte. Im Dienst der Propaganda sollte er möglichst heldenhaft berichten - ein geschöntes Bild vom U-Boot-Krieg, das in Wirklichkeit von hohen Verlusten gezeichnet war.

Dichtung und Wahrheit

Es ist kein Geheimnis, dass Buchheim damals nur ein einziges Mal auf der U-96 mitgefahren ist. Die Ausstellung arbeitet aber schön die Trennlinie zwischen Dichtung und Wahrheit heraus. Buchheims Reportage über die 7. Feindfahrt im Dezember 1941 wurde nämlich unter Verschluss gehalten, weil die Tour ein Misserfolg war und das Boot schwer beschädigt zurückkehrte. Stattdessen wurden seine Fotos dafür verwendet, die folgende 8. Feindfahrt zu illustrieren und zur Erfolgsgeschichte umzudichten. Aber: auf dieser Fahrt war Buchheim gar nicht an Bord gewesen.

Originale Filmrequisiten

„Das Boot“ in Bernried: Blickfang der Ausstellung, die bis zum 1. Juli läuft, ist das tauchfähige Filmmodell des U-Boots. Es wurde in der Nordsee für Aufnahmen eingesetzt, um realistische Sturmszenen zu drehen. Zu sehen sind auch der Pullover von Herbert Grönemeyer, der Buchheim im Film spielt und die Lammfelljacke des „Alten“ Jürgen Prochnow, der Tiefenmesser, dessen Ausschlag für den dramatischen Höhepunkt im Film steht. Viele Kunstwerke, Fotos, Film- und Tondokumenten ergänzen die Schau.

Zuhause bei den Buchheims – Neue Dauerausstellung

Einen intimen Einblick in die Welt Buchheims gewährt die neue Dauerausstellung „Haus Buchheim/Übertragungen“. Weil das Haus in Feldafing, in dem der Künstler 50 Jahre lang lebte, abgerissen wurde, entstand die Idee, das Interieur im Museum wieder aufzubauen. Das ist wahrlich sehenswert: Staunend stehen die Besucher vor dem unordentlichen Schreibtisch des Hausherrn - einem billigen alten Holzbrett auf einem Stahlrohrgestell. Prominente Besucher wie Gerhard Schröder oder Edmund Stoiber mussten an einem dazu geschobenen windigen Plastik-Campingtisch Platz nehmen. Im Esszimmer saß man auf gelben Gummi-Stühlen und im Wäscheschrank war ein Fernseher versteckt, um Gebühren zu sparen. Das Millionär-Ehepaar lebte karg, aber bunt, denn alles steht mit Buchheims Krimskrams voll.

Trendwende im Museum

Mit Leiter Daniel Schreiber hat das Buchheim-Museum die Trendwende geschafft, nachdem es zum Mausoleum zu erstarren drohte. 2017 verzeichnete das Haus 125.000 Besucher, das beste Ergebnis seit 16 Jahren. Die Besucherzahlen waren nämlich nach dem Ansturm der ersten Jahre stark zurückgegangen. Unter den Buchheims durften nur Werke aus seiner Sammlung gezeigt werden.  Das war wohl zu wenig, eine Neuausrichtung aber erst nach dem Tod der Witwe 2014 möglich. Neue lebendige Ausstellungen wie diese sprechen ein großes Publikum an.

Foto: Susanne Hauck

NEWS