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Kunstausstellung im Marstall am See in Berg bis 5. November

„Nach Durchsicht der Wolken“

Von Andrea Weber

Wolfratshausen/Berg, 31.10.2016 –  Sie sind aus einem Fleisch und Blut. Sie haben die gemeinsame Begabung für künstlerisches Schaffen geerbt, aber jeder für sich geht seinen eigenen Weg. Der Münchner Lyriker Wolfgang Berends, seine Schwester die Bildhauerin Birgit Berends-Wöhrl aus Wolfratshausen und deren Tochter Marie Wöhrl, die derzeit in Oberammergau an der Berufsfachschule für Holzbildhauerei lernt. Zum ersten Mal stellt die Künstlerfamilie gemeinschaftlich im Marstall am See in Berg unter dem Titel „Nach Durchsicht der Wolken“ aus. Eine Verbindung aus Lyrik und Objekten aus Holz und Beton.

Es ist auch der Titel eines Gedichts von Wolfgang Berends. Berends Lyrik lässt imaginäre Bilder entstehen, teils wie surreale Traumwelten etwa, die dem Leser seine eigene Interpretation ermöglichen. Der 49-jährige Bibliothekar an der Stiftung „Lyrik-Kabinett“ in München beschreibt seine Sprache im Vorwort seines Buches so: „Das Wort bei der Hand nehmen. Aber das Wort ist manchmal ein trotziges Kind. Es gibt nicht jedem die Hand.“ Seine Lyrik hat für den Leser versteckte Botschaften. Seine Texte sind nichts fürs Oberflächliche, sie erschließen sich bisweilen erst nach intensivem Auseinandersetzen, und mag sein bei Manchem nie. Ein Beispiel: „Erst, wenn der Sand von den Wolken rieselt und Punkte die Rakete an den Himmel treiben, kommt frisches Blut von den Bäumen.“ Es könnte auch ein Bild von Dali sein.

Für seine Schwester, die Bildhauerin Birgit Berends-Wöhrl, sind „Rauminstallationen nichts Anderes als Gedichte ohne Worte“. Die 52-jährige Künstlerin inszeniert ihre Kunst auf Ausstellungen, sprich, sie schafft einen Kontext zwischen Skulptur und Szene. Bei ihren vornehmlichen Bronze-Arbeiten steht der Mensch respektive das Kind im Mittelpunkt, in Miniatur bis lebensgroß. Wie etwa die drei Holzskulpturen „Lebenskinder“ – der Titel ist ein Begriff aus der Lyrik ihres Bruders –  sind annähernd lebensgroße kindliche Holzskulpturen im roten Hemdchen, die in Haltung und Mimik klare Worte sprechen: Die Energische, die In-sich-Ruhende und die Spielende. „Wenn Kind, Kind sein darf, wird es positive Energie und gesunde Kraft im Leben bewahren“, so die Meinung der Künstlerin, die soziale Arbeit studiert hat und mit Kindern und Jugendlichen im integrativen Hort in Wolfratshausen arbeitet.

Ihre Tochter Marie Wöhrl steht noch am Beginn ihres künstlerischen Werdegangs. Sie ist derzeit im dritten Jahr ihrer Bildhauerausbildung in Oberammergau. „Es ist wie eine wunderbare Auszeit, die ich gerade erleben darf“, sagt die 21-Jährige, die später auf die Kunstakademie gehen möchte. Schon als Kind wusste sie: „Ich möchte mit den Händen arbeiten“, erinnert sie sich. Ähnlich der Intention ihrer Mutter und ihres Onkels, geht es auch bei Marie Wöhrl vor allem um Menschen und Geschichten. Ihre archaisch groben Betongüsse sind fragmentarische Bruchstücke, wie etwa nur eine Hand, ein Arm, ein Torso. Wie unterschiedlich und doch so thematisch nah die künstlerische Ausdruckskraft sein kann, zeigt diese Ausstellung „Nach Durchsicht der Wolken.“

Die Ausstellung „Nach Durchsicht der Wolken“ läuft bis 5. November. Geöffnet am Dienstag, den 1.11.  von 14 bis 18 Uhr. Samstag 5.11. geöffnet ab 14 Uhr, Finissage beginnt um 17 Uhr, mit einer Tanzperformance von „Deewa“, Marstall am See, Mühlgasse 7 in Berg.

Foto: Andrea Weber


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