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Musiker und Dirigent Horia Dinu Nicolaescu im Porträt

Mit vollem Körpereinsatz für den Jazz

Von Andrea Weber

Geretsried, 28.12.2017 –  „Cico“ nennen sie ihn liebevoll. Sein richtiger Name lautet Horia Dinu Nicolaescu. Er ist ein Teamplayer. Die Musiker sind seine Mannschaft. Der Klang ist sein Spielball. Der ehemalige Lehrer am Geretsrieder Gymnasium hat aus einer Schulband ein hochangesehenes Jazzorchester mit überregionalem Ruf gemacht. Vier Mal haben sie „Jugend jazzt“ auf Bayernebene gewonnen. Cico’s Jazzorchester ist „Back in Town“, so heißt auch das neue Programm, das am 29. Dezember in der Aula des Geretsrieder Gymnasiums zur Aufführung kommt.

Wenn der gebürtige Rumäne seine Mannschaft führt, dann mit vollem Körpereinsatz. Der Mann bebt am ganzen Körper und ihm stehen die Schweißperlen auf der Stirn, wenn er dirigiert. Und kommt schließlich der Applaus vom Publikum, dann verbeugt nicht er sich, sondern spielt den Beifall mit klarer Handbewegung seinen Musikern zu. Längst sind aus den ehemaligen Schülern hochgehandelte Jazzmusiker geworden: Kontrabassist Benny Schäfer (max.bab) und die Saxofonisten Peter Gründl und Stephanie Lottermoser gehören dazu.

„Cico aus Puerto Rico“

Der gebürtige Südrumäne aus Craiova ist ein Vollblutmusiker durch und durch. Er studierte an der Musikhochschule in Bukarest Musik und Chordirigat und lernte die Jazztrompete. „Wir spielten die üblichen Schlager, um Geld zu verdienen“, erinnert sich der heute 76-Jährige. Damals haben sie ihn alle „Cico aus Puerto Rico“ genannt, nach einem zu dieser Zeit aktuellen Schlagersong. „Ich war ein fescher Bursche, haah“, sagt der Jazzmusiker, dem dabei so ein netter schmutziger Lacher auskommt. Er war aber auch ein hervorragender junger Musiker, der durch die Lande tourte und Tanzmusik im rumänischen Fernsehen spielte. Heimlich in den Kellern aber machten sie die Musik, die sie wirklich verehrten – den amerikanischen Jazz von Count Basie und Duke Ellington. Im sozialistischen Land unter Diktator Nicolae Ceaușescu war die westliche Musik jedoch strengstens verboten. Auch der junge Musiker Nicolaescu geriet ins Visier des Geheimdienstes.

1971 entschloss er sich mit seiner hochschwangeren Frau das Land als Spätaussiedler zu verlassen und nach Deutschland zu gehen. Er bekam zuerst eine Anstellung als Lehrer am Gymnasium Nürnberg. Zehn Jahre später kam Nicolaescu schließlich als Musiklehrer ans Geretsrieder Gymnasium und gründete die erste schuleigene Bigband.

Der charmante Rumäne ist ein echter Kamerad mit dem direkten Draht zu seinen Schützlingen. Einer, der für sein Team alles gibt. Seine Schulbigband wurde in den 1990iger Jahren so gut, dass sie für das Rahmenprogramm hochkarätiger politischer und kultureller Veranstaltungen der bayerischen Staatsregierung engagiert wurden. „So küsste ich einmal die Hand von Angela Merkel“, erinnert sich der ewig jung gebliebene Charmeur. Zu dieser Zeit entstand unter seiner Regie ein kultureller Austausch mit dem Musiklyzeum in Bukarest. Einer der Höhepunkte war der Auftritt der Geretsrieder Bigband beim ersten Süd-Ost-Jazzfestival 1998 in Bukarest.

Im vergangenen September machte sich Cico mit einer 10-köpfige Abteilung der heutigen Band auf den Weg in seine Geburtsstadt Craiova, um auf dem dortigen Jazz-Festival aufzutreten. Sie spielten gemeinsam mit rumänischen Musikern der Philharmonie. Zahlreiche namhafte internationale Musiker und Combos gaben sich dort ein Stelldichein. Beflügelt vom gefeierten Auftritt in Rumänien und dem Gefühl eines internationalen Musikerlebens, sind sie nun zurück mit groovigen neuen Songs im Gepäck.

Am 29.Dezember findet das Konzert „Cico Back in Town“ in der Aula des Geretsrieder Gymnasiums statt. Beginn 19:30 Uhr, Eintritt frei.

Fotos: Andrea Weber

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