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Ausstellungseröffnung Geretsrieder Kulturtage PiPaPo - Pinsel, Pauke, Poesie

Nah weg - weit dran

Geretsried/Gelting - Zu einer besonderen Ausstellungseröffnung lädt der KIL Kulturverein Isar-Loisach am Freitag, den 24. November um 18.30 Uhr in die Kulturbühne Hinterhalt ein. Es stellen aus: Physiker, Autor, Künstler Dr. Herbert W. Franke. Seine Fraktale und Linienbilder wirken wie filigrane Figuren aus dem Kosmos. Die Fotografin Petra Bauer-Wolfram aus Holzhausen dagegen zoomt mit ihrer Kamera in den Mikrokosmos der Natur. Daniel Breuer aus Geretsried rückt die Ausstellung mit seinen Designer-Lampen aus alten Industrieleuchten ins rechte Licht. Sie sehen aus wie Satellitenschüsseln, die ins Weltall funken.

Physiker, Autor, Künstler Dr. Herbert W. Franke

Herbert W. Franke ist ein Pionier, ein Vordenker seiner Zeit. Er ist ein Höhlenforscher, ein Freigeist, ein Computer-Künstler und der erste deutschsprachige Science-Fiction-Autor in der Nachkriegszeit. Die literarische Laufbahn des gebürtigen Wieners, der seit vielen Jahren in der Pupplinger Au in einem kleinen Hof lebt, begann 1960 mit dem Kurzgeschichtenband „Der grüne Komet“. Bis heute hat der promovierte Physiker 21 Science-Fiction-Romane und 230 Kurzgeschichten veröffentlicht. Im Mai 2017 feierte Franke seinen 90. Geburtstag.

2016 wurde er von der „European Science Fiction Society“ mit dem „European Grand Master Award“ ausgezeichnet und gehört damit zu den weltweit größten Autoren dieses Genres. Franke ist ein Wissenschaftler durch und durch. „Wenn mir etwas gefällt, reicht es mir nicht, es nur anzusehen. Ich will alles selbst ausprobieren“.

Bereits als junger Student interessierte ihn die Höhlenforschung. Bald entwickelte er eine bahnbrechende Methode zur genauen Datierung von Tropfsteinen – eine seiner wichtigsten wissenschaftlichen Arbeiten. Aber er entdeckte auch sein Talent fürs Schreiben „in der Sprache der klaren Worte“, wie er es nennt. Über seine Höhlenforschungen berichtete er regelmäßig in der damaligen österreichischen Bergsteigerzeitung „Fels und Firn“. Später formulierte er in seinen sogenannten „fragmentarischen Kurzgeschichten“ seine Zukunftsvisionen, auf die das Wiener Kulturmagazin „Neue Wege – Theater der Jugend“ aufmerksam wurde. Wie werden in der Zukunft Raketen eingesetzt? Welche Gefahren birgt die Atomkraft?

1951 ging Franke zu Siemens Erlangen als naturwissenschaftlicher Mitarbeiter. 1956 machte er sich Selbstständigkeit und zog nach München. „Ich wollte frei handeln und entscheiden.“ Er lernte den Verleger Wilhelm Goldmann kennen, der damals die ersten deutschsprachigen Science Fiction herausbrachte. Das war der Beginn seiner langjährigen Schriftsteller-Karriere als Science-Fiction-Autor.  

Herbert W. Franke ist immer noch ein rühriger Geist, der sich für die Moderne interessiert. Heute sitzt er am Computer und programmiert virtuelle 3D-Welten, in denen man per Mouseclick einsteigen kann und sich durch den Raum bewegen kann, vorbei an sich drehenden Skulpturen hin zu futuristisch anmutenden Stahlbauten, die aussehen wie Raumschiffe. Frankes mathematisch aufgelöste Farbstrukturen, sogenannte „Fraktale“, und „Linienbilder“, wirken wie filigrane Figuren aus dem Kosmos.

Fotografin Petra Bauer-Wolfram aus Holzhausen

Das Spiel mit Licht, Farben, Formen und Strukturen begeistert Petra Bauer-Wolfram. Das, was man oft erst auf den zweiten Blick wahrnimmt oder auch gerne übersieht, hält Petra Bauer-Wolfram mit ihrer Kamera fest. Sie will den Betrachter mit einem ungewöhnlichen Blick auf vermeintlich Gewöhnliches überraschen, Neugierde wecken und im besten Fall „Kino im Kopf“ auslösen. Sie liebt das Experimentieren und „Malen“ mit der Kamera - und noch mehr die unvorhergesehenen Resultate. „Es geht mir nicht um die Dokumentation eines Ist-Zustandes, vielmehr um die besondere Stimmung des Augenblicks. Unschärfen sind dabei durchaus beabsichtigt.“

Die heute 56-jährige Münchnerin, die seit 2009 in Holzhausen lebt, lernte bereits als Kind auf Reisen mit den Eltern den Umgang mit der Kamera. Am Gymnasium wählte sie „Kunst“ als Leistungskurs und als Wahlfach „Fotografie“. Im eigenen Labor experimentierte sie mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Heute ist die Fotografie für sie „der wohltuende Ausgleich zum Beruf“. Die Diplomsozialpädagogin leitet den Standort München & Region der Stiftung Gute-Tat, eine Onlineplattform für bürgerschaftliches Engagement.

Lichtdesigner Daniel Breuer aus Geretsried

Daniel Breuer hat ein Gespür für Design und Formgebung. Er gibt den ursprünglichen Funktionen neuen Charakter. So auch bei seinen Designer-Lampen aus alten Industrie-Leuchten aus den 1950er Jahren. Da viele Unternehmen derzeit auf LED-Beleuchtungen umstellen, ergab es sich für den 28-jährigen Marketingmanagers aus Geretsried, eine große Anzahl ausrangierter Leuchten zu bekommen. Er entwickelte daraus Steh-, Hänge- und Standleuchten. Durch verschiedene Lichtquellen erzeugen diese Lampen eine besondere Lichtatmosphäre.

Kulturbühne Hinterhalt unter www.hinterhalt.de 

Fotos: Andrea Weber

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