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Sonderausstellung Museum Starnberger See

Urlaubsgrüße an die Daheimgebliebenen

Von Benjamin Engel

Starnberg, 31.1.2018 - Dank moderner Smartphone-Technik scheint das Goldene Zeitalter der Ansichtskarten endgültig vorbei. Um 1900 erlebte jedoch das Versenden von Urlaubsgrüßen per Post einen regelrechten Boom. Damals kamen neue Druck- und Fotografietechniken auf. Und erstmals konnten sich breitere Schichten in Deutschland leisten, Ausflüge zu machen und zu verreisen. Per Bahn und Schiff zog es die Menschen beispielsweise in das Fünfseenland vor den Toren der Landeshauptstadt München. Von dort schickten die Ausflügler ihre Urlaubsgrüße an die Daheimgebliebenen. Im „Museum Starnberger See“ ist noch bis 8. April eine Ansichtskartenausstellung mit historischen Motiven aus der Region zu sehen. Die Schau verschafft den Besuchern einen spannenden Einblick in das, was war, sich verändert hat oder inzwischen gänzlich verschwunden ist.

Grundlage der sehenswerten Ausstellung ist die Sammlung von 2700 historischen Ansichtskarten aus dem Fünfseeland der Kreissparkasse München-Starnberg-Ebersberg. Zudem sind Motive aus privaten Sammlungen zu sehen.

Zu den Pionieren für die Entwicklung des Fünfseenlands zum beliebten Ausflugsrevier zählt Ulrich Himbsel (1787-1860). Unter Leitung des Baurats wurde 1851 der Dampfschifffahrtsverkehr auf dem Würmsee, so hieß der Starnberger See damals, aufgenommen. Ebenso eröffnete er nur drei Jahre später die Eisenbahnlinie von München nach Starnberg. Zu den beliebten Ausflugszielen am See zählte etwa Leoni. Das alte Hotel mit den Ecktürmen im Ort am Ostufer ist heute durch einen modernen Bau ersetzt. Im 19. Jahrhundert führte noch eine ebenso nicht mehr existente Drahtseilbahn auf die Rottmannshöhe. Auf Ansichtskarten wurde auch der Anstieg von Herrsching durch die Kientalschlucht dargestellt. In der Darstellung erinnert sie an eine wildromantische Alpenkulisse.

Zahlreiche Künstler zeichneten Entwürfe für Postkarten. Zu den bekanntesten zählte etwa Zeno Diemer (1867-1939). Im Geschäft mit Ansichtskarten mischten aber auch die Starnberger Fotografen Willi Huttig und Richard Wörsching mit. In der Schau zu sehen ist etwa ein Vertrag zwischen dem Verkehrsamt Starnberg und Wörsching. Darin überließ der Fotograf der Kommune Starnberg das Recht für das Jahr 1932, Landschaftsaufnahmen von Starnberg und Umgebung für Reklamezwecke zu reproduzieren. Dafür bekam Wörsching im Gegenzug das alleinige Recht, auf der Seepromenade und im städtischen Strandbad Starnberg zu fotografieren und zu filmen.

Rund um den Bahnhof gab es schon kurz nach der Jahrhundertwende Kioske, die Ansichtskarten verkauften.

Die Motive wurden bald zu beliebten Sammelobjekten. Und sind von historischem Wert. So ist etwa die feine Gesellschaft der Jahrhundertwende – die Männer in Anzug mit Hut, die Damen in langen Kleidern mit Sonnenschirm – auf dem Weg vom Starnberger Bahnhof auf dem Weg zum Strand zu sehen. Ausgestellt ist aber auch eine Postkarte des Komponisten Johannes Brahms. Er verschickte seine Urlaubsgrüße 1873 von seinem Aufenthalt in Tutzing. „Ich wohne bei Hrn. Amtmann das beste u. sehr angenehme Wirthshaus hier“, schrieb er damals. Zum Motiv wurde aber auch das Kloster Andechs vor der Alpenkulisse. Nachkolorierte Postkarten zeigen ebenso die Dampfschiffe auf dem See, die zu Zeiten des Nazi-Regimes etwa mit der Hakenkreuzfahne beflaggt waren.

Und das Badevergnügen spielte ebenso wie heute am Starnberger See eine Rolle. Im Wellenbad Undosa vergnügten sich zu früheren Zeiten die Herren etwa in geringelten Einteilern im aufgewirbelten Wasser. So kann der Besucher in der Schau im „Museum Starnberger See“ noch bis 8. April viel Kurioses entdecken.

Mehr Informationen unter www.museum-starnberger-see.de/ausstellungen/

Fotos: Benjamin Engel

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