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Foyer der Loisachhalle, Wolfratshausen

Im Feuer der Leidenschaft

Wolfratshausen (red), 22.5.2018 – Der „Liebesfrühling“ im Foyer der Wolfratshauser Loisachhalle gewährt tiefe, aufrührende Einblicke in die Beziehung zwischen Robert Schumann und Clara Wieck. Wenn das mal kein perfektes Timing war: Ein lauer Sommerabend an der Loisach, die letzten Sonnenstrahlen erwehren sich lange dem hereinbrechenden Dunkel, ein paar Mücken tanzen im flirrenden Licht. Eine Kulisse, wie geschaffen für Romantik, für Verheißungen und ja, auch für die Achterbahn des Lebens. Was also wäre besser geeignet als ein solcher Frühlingsabend, um Zeuge zu werden einer ganz besonderen Liebe.

Ihre Gefühle sind dokumentiert in Briefen und Tagebuchaufzeichnungen, und die Musikjournalistin und Buchautorin Sabine Näher hat daraus Texte ausgewählt und diesen Texten zudem Liedkompositionen der beiden gegenübergestellt. Diese Kombination kulminiert in einem „Liebesfrühling”, so der Titel des literarisch-musikalischen Abends, der am Donnerstag in Wolfratshausen zu erleben war. Die Schauspieler Heidrun Gärtner und Daniel Friedrich lasen dabei aus den Briefen der beiden und ließen den Weg bis zur lang erkämpften Hochzeit von Clara Wieck und Robert Schumann vor dem inneren Auge der Zuhörer erstehen. Anna Karmasin (Sopran) und Thomas Stimmel (Bass) sangen dazu ausgewählte Lieder und gaben der so dramatischen Liebesgeschichte der beiden zusätzlich eine besondere emotionale Tiefe.

Es kommt, wie es kommen muss…

Die grundlegene Geschichte ist schnell erzählt: 1828 kommt ein literarisch wie musisch begabter junger Mann aus Zwickau in die Messe- und Universitätsstadt Leipzig. Robert Schumann schreibt sich als Jurastudent ein, doch sein großer Traum ist eine Laufbahn als Pianist. So wird er 1830 Schüler in der Pianistenschmiede des berühmten Friedrich Wieck. Deren größtes Talent ist dessen eigene Tochter Clara. „Es kommt, wie es kommen muss: Die jungen Leute verlieben sich unsterblich ineinander. Für die Liebenden folgen Jahre voller Heimlichkeiten, Ängste und Hoffnungen, die in einem anrührenden Briefwechsel von geradezu literarischer Qualität dokumentiert sind.”, hieß es in der Ankündigung.

Kein Bett aus Rosen

Im ausverkauften Foyer der Wolfratshauser Loisachhalle wartete das Publikum an diesem lauen Frühlingsabend gespannt darauf, ob und wie diese hochemotionalen Texte, die vor mehr als 150 Jahren entstanden, heute noch berühren oder gar Feuer entfachen lassen können. Für die gewandten Schauspieler Heidrun Gärtner und Daniel Friedrich sicher eine Herausforderung, standen hier doch keine szenischen Konstellationen zur Verfügung, lediglich die Sprache, Mimik und Gestik: Ein begrenztes Instrumentarium, das beide allerdings mit Subtilität und Einfühlsamkeit großartig beherrschten, aber auch mit Verständnis für die Empfindungswelt der Romantik, die sich insbesondere im großen Respekt voreinander äußerte. Die Gefühlswallungen, die aus jedem Wort ihrer so poetischen Passagen strömten, vermochten Gärtner und Friedrich mal mit absolut glaubhafter Leichtigkeit, mal mit freudig erregter Hingabe und mal mit zunehmender Verzweiflung erlebbar zu machen. Denn es war kein Bett aus Rosen, das sich Clara Wieck und Robert Schumann da mit ihrer Liebe bereiteten, schließlich wollte Claras Vater einer Heirat seiner Tochter mit dem etwa neun Jahre älteren Robert um nichts in der Welt zustimmen. „Die Unterhaltung mit Ihrem Vater war fürchterlich“, ist etwa in einem von Robert Schumanns Briefen von 1838 zu lesen.

Gerade, weil Gärtner und Friedrich nicht überspielten, nicht überdramatisierten, wurden die Lese-Passagen zu lebendigen, aufwühlenden Dialogen, die das Menschliche in den musikalischen Genies nach Außen kehrten und sie den Zuhörern dadurch umso näher brachten. Nicht minder überzeugend die Sänger. Sowohl Stimmel als auch Karmasin spielten nuancenreich und höchst präsent ihre gestalterischen Fähigkeiten aus. Die Sopranistin hatte Wärme und Fülle, Zartheit, auch kompakte Klarheit in ihrem Sopran, Stimmel changierte profund zwischen technischer Perfektion und geschmeidigem Glanz. Der „Liebensfrühling”-Abend in Wolfratshausen schaffte folglich eine Verschmelzung von Wort und Musik, die direkt ins Herz traf. Entsprechend berührt, aufgewühlt und begeistert reagierte das Publikum mit lang anhaltendem Applaus für die Künstler.


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