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Fluss-Festival 2017 in Wolfratshausen

„Schul-Aufgabe – ein schöner Abgang ziert die Übung“

von Benjamin Engel

Wolfratshausen, 17.07.2017 - Eben erst ist Hans Klaffl noch am Klavier gesessen. Fast schon triumphierend hat er seine Pension als Lehrer mit den Worten „Ich habe es endlich geschafft“ besungen. Doch damit fangen die Probleme erst an. Denn, so sagt der Kabarettist,  im Ruhestand sei man plötzlich selbst für den Tagesablauf verantwortlich. Und das sei ein Beamter eben nicht gewohnt. So kämpft er mit den Tücken des Computerprogramms zum Erstellen einer To-Do-Liste oder den 80 Mails im elektronischen Postfach, fast nur Spam.  Zum Glück gibt es noch Filialleiter im Baumarkt und den Hausarzt, die ein pensionierter Lehrer mit seiner jahrzehntelangen Pädagogik-Erfahrung didaktisch unterweisen kann.

Was die Kabarett-Programme von Hans Klaffl auszeichnet, ist der reiche praktische Erfahrungsschatz, aus dem er schöpfen kann. Schließlich war er selbst fast 40 Jahre Gymnasiallehrer an verschiedenen Schulen im Münchner Raum. Das beweist er auch bei seinem mittlerweile dritten Programm „Schul-Aufgabe – ein schöner Abgang ziert die Übung“, mit dem er am Sonntag beim Wolfratshauser Flussfestival aufgetreten ist. Und das Publikum – die Tribüne ist voll besetzt – amüsiert sich an diesem Abend sichtlich. Schließlich kann sich jeder im Kosmos Schule wiedererkennen von den Eltern bis zu den Lehrern selbst. Und außerdem war doch jeder einmal selbst Schüler.

Doch auch wenn Klaffl nun bekennt, endlich frei zu sein, keine Auseinandersetzungen mit den Schülern mehr haben und die aufmüpfige Band nicht mehr ertragen zu müssen. So blickt er dennoch auf seine Lehrtätigkeit in der Schule ausführlich zurück. So schildert er beispielsweise seine stetig modifizierten Versuche, den Schülern die kleine Terz nahezubringen. Anfangs habe er immer die ersten Töne aus dem Kinderlied „Kuckuck, Kuckuck, ruft’s aus dem Wald“ angespielt, sagt er. Das sei lange gut gegangen, bis die erste Generation von Kindern das Lied nicht mehr kannte. Nicht mehr so lange funktioniert habe es dann mit der Melodie von Pumuckl. Als keiner davon mehr eine Ahnung hatte, habe er auf den Tom Jones-Hit „Sex bomb“ zurückgreifen müssen. „Ich bin nur froh, dass ich das nicht mehr aktualisieren muss“, bekennt Klaffl. „Sonst wäre ich irgendwann bei Bushido gelandet. Aber so einen großen Tonumfang hat der gar nicht.“

Oder Klaffl erinnert sich an die verschiedenen Schülertypen. Da ist der „Wise Guy“, der immer alles besser weiß und den Unterricht an sich reißt. Von der Zicke bekommt der Lehrer nie das Gesicht zu sehen. Denn die sitzt immer mit dem Rücken zu ihm im Halbkreis, um mit ihren Freundinnen über Lady Gaga und Jungs zu sprechen. Den Coolen ist sowieso alles egal. Und dann gibt es noch den Zerstörer. Niemand stelle so blöde Fragen wie dieser, sagt Klaffl. „Nach einer Viertelstunde Dialog weißt Du selbst nicht mehr, was richtig ist.“

Auf keinen Fall vermissen wird Klaffl den Typus des Hochbegabten. Die Argumentation gehe landläufig ja so, erzählt er: „Der Schüler ist hochbegabt, langweilt sich und randaliert deshalb.“ Doch viele Eltern drehten die Kausalkette einfach um. Sie gingen davon aus, dass ihr Kind sich schlecht benehme und ständig in der Schule bestraft werde, weil es sich langweile – ein hinreichendes Symptom für Hochbegabung.

Zur Tour de Force wird Klaffls Abrechnung mit 15 Jahren G8-Reformen samt Flexijahr und manch anderer kultusministerieller Volte. „Gegen das Chaos bei der Einführung des G8 läuft zur Zeit am Flughafen alles planmäßig.“ Und wie jeder weiß, ist das G8 in Bayern inzwischen bald schon wieder sowieso Vergangenheit, ist die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium längst wieder beschlossen.

Auch in seinem dritten Bühnenprogramm zum Thema Schule unterhält Klaffl mit seiner temperamentvoll-erfrischenden Bühnenshow. Besonders amüsiert er das Publikum, wenn er ganze Szenen aus der Schulstunde nachspielt, abwechselnd in die Rolle von Lehrer- und Schülertypen schlüpft.


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