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Flussfestival 2017 in Wolfratshausen

Zum Finale begeistert „Blechschaden“

Von Andrea Weber

Wolfratshausenm, 26.7.2017 – Schon im Vorfeld habe der gute Kartenvorverkauf gezeigt, dass das diesjährige Flussfestival eines der erfolgreichsten werden wird. Deshalb fiel es Bürgermeister Klaus Heilinglechner sichtlich schwer am vergangenen Sonntag, nach zwei Wochen Kultur an der alten Floßlende und 17 überwiegend ausverkauften oder mindestens vollbesetzten Veranstaltungen, Abschied zu nehmen und die Bühne Bob Ross und seinem Blasmusik-Ensemble „Blechschaden“ zu überlassen.

Heilinglechners Dank galt vor allem den Ehrenamtlichen und den Sponsoren, „ohne die es so ein Festival nicht geben würde“. Und er bedankte sich auch explizit für die gute Zusammenarbeit seiner Kulturmanagerin Marion Klement mit Festivalleiter Günter Wagner aus Geretsried. „Das nennt man interkommunal, das gibt’s nicht nur bei Schwimmbädern.“

Ein musikalisches Slapstick-Erlebnis

Es war ein würdiger Abschied. Die Musiker von „Blechschaden“ erschienen elegant im schwarzen Stresemann. Dirigent Bob Ross, als stolzer Schotte, trug seinen Cut im traditionellen Karo. Mit seiner Herkunft spielte der „kleine Mann“, der vielleicht gerade mal Einmeterfünfzig misst, großartig und selbstironisch. Er witzelte bei seinen Ansagen über die unkonventionell gespielten Stücke und nebenbei über den derzeit vielkommentierten Brexit der Engländer. Er erzählte charmant kleine Anekdötchen aus seinem langjährigen Dirigentendasein. Bob Ross macht den an sich schon feinen Hörgenuss seiner Musiker zu einem Slapstick-artigen Erlebnis. Das heißt, er lockte mit dem Dirigierstab den Musikern die einzelnen Töne hervor.

Er wetzte von links nach rechts, um jeden Solisten einzeln hervorzuheben und dreht sich justament um, um das Publikum einzubinden, singend oder klatschend, egal Hauptsache es machte mit. So unkonventionell Ross‘ Dirigat ist, so originell setzt seine Kapelle musikalische Stilrichtungen frech auf Blechblasmusik um. So übernahmen Trompeten den Orgelklang in Johann Sebastian Bach’s Toccata in D-Moll oder die Bass-Posaune blies als erste Stimme in Robert Schumanns Variationen am Klavier – und es klang unverschämt gut.

In Georg Friedrich Händels Concerto-Crosso ersetzte die Tuba das Cello. Beim Tölzer-Schützen-Jazz – ein bekannter Bigband-Sound der 1970iger –  setzte die Bläsermannschaft vorsichtshalber beim Schlagzeugsolo den Hörschutz auf – ein bisschen Spaß am Rande gehört bei „Blechschaden“ immer dazu. Salsa aus einem Karbon-Alphorn, Kanon von Johann Pachelbel als bayerischer Landler, und zur Krönung gab es noch Aida aus dem Brause-Schlauch – das Publikum johlte. 2014 feierten die Musiker aus Bayern, Schweiz, Österreich ihr 30-jähriges Bestehen. Sie haben bereits zwei Mal den Deutschen Schallplattenpreis „Echo Klassik“ für ihren einzigartigen Stil bekommen, und sind international hoch gefragt.

Von zwei Superstars wurde das dritte Flussfestival wie eine Klammer umspannt. Rainhard Fendrich eröffnete und begeisterte seine Fans. Und mit diesem hochkarätigen Blechbläser-Ensemble der Münchner Philharmoniker unter Leitung Bob Ross endete also das diesjährige Kulturspektakel an der alten Floßlende.

Fotos: Andrea Weber


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