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Serie: Der Mann und das Pferd

„Freundschaft und Vertrauen kann man sich nicht erkaufen“, weiß Gustl Wolf aus Eurasburg heute mehr denn je. Zu seinem 53. Geburtstag in 2012 hatte er sich einen langersehnten Wunsch erfüllt und den Araberwallach Dhakir aus dem Gestüt von Christoph Müller in Eurasburg gekauft. Seitdem arbeitet Wolf intensiv mit dem stolzen Vierbeiner zusammen. Oberland.de begleitet den „Mann und das Pferd“ und berichtet über ihren gemeinsamen Weg.  >>> Lesen Sie hier alle Folgen


Serie "Der Mann und das Pferd" – Teil 1

Dhakir fasst Vertrauen

Von Andrea Weber

Zum ersten Mal kam Gustl Wolf 2006 auf Sardinien mit dem Reitsport in Berührung, zu der Liebe zu den Tieren fand er erst ein Jahr später auf einer Urlaubsreise in Argentinien. Er musste dort erleben, wie hart und unbarmherzig diese Rassepferde gezähmt wurden, wie ihnen mit Gewalt der Stolz gebrochen wird. „Das hat mir gar nicht gefallen.“ Es war ein tiefes Bauchgefühl, das ihm sagte: „Das geht auch anders.“ 

2011 entschied Gustl Wolf mit seiner Familie aus der Großstadt München aufs Land zu ziehen. „Es hat uns hierher nach Eurasburg verschlagen, weil es hier viele Pferde gibt“, sagt er. Nun lebt Gustl Wolf nur ein paar Minuten zu Fuß entfernt von seinem Pferd Dhakir und besucht ihn so oft es geht.

Gestik ist die Kommunikation zwischen Pferd und Mensch

Dhakir ist fünf Jahre alt und wurde im vergangenen Jahr kastriert.  Er stammt aus der Zucht von Christoph Müller, dessen Intention es ist, die Tiere möglichst artgerecht auf der Koppel zu halten. Müllers Zucht basiert auf der spanischen und ägyptischen Blutlinie, die den klassischen Vollblutaraber-Typ repräsentiert.

Jedes Mal ist der erste Kontakt mit dem Pferd anders, erzählt Gustl Wolf. An den Augen könne er sehen, wie Dhakir sich freut, wenn er kommt, und die Ohrenstellung verrate ihm, was das Tier gerade fühlt. „Horcht Dhakir zu mir, dann bedeutet das, dass er mir seine volle Aufmerksamkeit schenkt.“ Die Gestik ist die Kommunikation zwischen Pferd und Mensch. Senkt das Tier den Kopf und macht Kaubewegungen, dann will es damit sagen: „Ich fresse mit dir, also bin ich dein Freund“, erklärt Gustl Wolf.

Wolf hat sich für die Rasse der Araber entschieden, weil diese Pferde sich gerne bewegen – wie er. Wolf ist passionierter Sportler – spielt Tennis, fährt Rad, geht zum Bergsteigen und hat mit Ausdauer berühmte Gipfel, wie den Kilimandscharo, das Matterhorn und den Mont Blanc erklommen. Mit dieser Ausdauer will er auch Dhakir langsam und auf harmonische Art erziehen. Dabei wird Gustl Wolf von Züchter Christoph Müller, der zwanzig Jahre Erfahrung mit diesen Tieren hat, professionell mit Rat und Tat unterstützt.

Wochenlanges Geduldsspiel

Wolfs größter Wunsch ist es, ein „Herz und eine Seele mit dem Pferd zu werden“. Denn das Vertrauen zueinander hat für ihn oberste Priorität. „Nur so wird Dhakir später bei kritischen Situationen wissen, dass er bei mir in Sicherheit ist.“ Pferde sind Fluchttiere, die durchgehen, wenn sie das Gefühl haben, es droht Gefahr. Wolf trainiert zurzeit mit ihm Bodenarbeit. (Bodenarbeit bedeutet auch die Rangfolge zwischen Mensch und Tier zu klären.) Er geht mit dem Pferd am Halfter spazieren. Er sitzt bei Wind und Wetter auf der Koppel und redet mit dem Tier: „Komm her!“ – dann soll es kommen, „geh zurück!“ – dann muss es rückwärts gehen und „steh!“ – dann bleibt es stehen. Es ist ein stundenlanges Geduldsspiel, das die beiden ungleichen Freunde derzeit trainieren. Jeder kleine Fortschritt aber, wird sie näher bringen ans Ziel – nämlich in einem Jahr gemeinsam über Wald und Wiesen zu galoppieren.

Oberland.de wird den „Mann und das Pferd“ weiterhin begleiten und über ihren gemeinsamen Weg berichten.

Vollblutaraberzucht Christoph Müller in Eurasburg: http://www.cmarabians.com

Fotos: Gustl Wolf, Fenny Rosemann

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