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16.07.2010
19:00Uhr

Dimitri Vojnov stellt im Wolfratshauser Kunstraum aus

Detailgenauigkeit wie Dali

Von Andrea Weber

Dimitri Vojnovs Bildergeschichten sind so spannend, dass man in sie eintauchen möchte, um die ganze Tiefe darin zu entdecken. Was die Perfektion der Darstellung betrifft ist Vojnov ein Dali. Alles was er malt, hat er erlebt. Es sind seine Erinnerungen, die er idealisiert und sich die künstlerische Freiheit nimmt, die Realität so zu verfremden, dass sie surreal wird. Er überspitzt das wahre Leben und die „feine“ Gesellschaft. Ein zwei Meter hohes Ölgemälde auf seiner aktuellen Ausstellung im Wolfratshauser Kunstraum zieht unweigerlich den Blick auf sich, wer die Galerie betritt. Es heißt „Nachtleben“, ist verführerisch rot wie die Liebe und verrucht wie die Lust.

Lust und Liebe in Acryl

Auf dem Bild ist eine Gruppe illustrer Menschen an einer Bar zu sehen. Es ist eine wüste Orgie aus Sucht und Sex im Gange. In der Bildmitte hat sich eine halbseidene Dame lüstern unter die Menge gemischt und flößt sich barbusig tiefroten Wein ein – gleich beidhändig, so groß ist ihre Gier nach dem betörenden Traubensaft. Gierig nach Lust und Liebe sind auch alle anderen Personen um sie herum –  es ist eine Gesellschaft der Bohème – intellektuell und fein heraus geputzt, die wissen wie man die Sau raus lässt.
Auf den Bildern des gebürtigen Bulgaren, der seit 1986 in Frankfurt am Main lebt und arbeitet, der die Malerei an der „Akademie der schönen Künste“ in Sofia studierte und international ausstellt, sind vorwiegend Menschen zu sehen. Den Farbauftrag führt der Künstler so subtil aus, dass man denken könnte vor echtem Leben zu stehen, kein haptischer Pinselstrich stört die Illusion. „Ich liebe die Menschen, es gibt also keinen Grund sie nicht perfekt darzustellen.“

Surrealismus im Kleinformat als 100-Euro-Bilder


Die Geschichten, die er malt und übrigens auch schreibt, hat er entweder selbst erlebt, wie das „Nachtleben“, oder sie sind seiner Phantasie entsprungen. Seine Bilder sind durchaus provokant, skurril und oftmals recht vulgär. Sie haben Symbolik, die der Betrachter herausfinden muss, oder er nimmt die Skurrilität einfach an wie sie ist. Beispielsweise gibt es eine ganze Serie von Frauenporträts die Kopfbedeckungen aus Kirschen oder französischen Baguettes tragen. Eine davon hat ein Vogelnest auf dem Kopf, in dem Überraschungseier aufs Ausgebrütet werden warten. Vojnovs Figuren sind meist nackt, dafür verhüllt er gerne die Augen der Damen, als ob sie ein Geheimnis wahren. Viele seiner großformatigen Bilder stellt er eins zu eins im Kleinformat dar und verkauft sie rahmenlos als 100 Euro-Bilder.

Wenn man den Künstler fragt, wie er zum Malen kam, dann bekommt man die knappe Antwort: „Weil ich nicht stricken kann.“ In Wahrheit wusste Vojnov mit acht Jahren schon, als er mit Leichtigkeit seine Spielgefährten malte, dass er nie etwas anderes werden wollte. „In meiner kindlichen Vorstellung war ich schon damals der große Maler.“ Und das ist Dimitiri Vojnov heute durchaus geworden, ein Meister des surrealen Realismus – vielleicht gar ein bulgarischer Dali.

Veranstaltungsort

Humplgassl 1
82515 Wolfratshausen

Für die Inhalte der Veranstaltungen tragen die jeweiligen Veranstalter die Verantwortung.

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