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09.04.2010

Josef Brustmann

Der Heimatpfleger

von Andrea Weber

Josef Brustmann fühlt sich als Heimatloser und doch wieder nicht. Er steckt quasi mitten drin, zwischen Heimat und Fremde. In seinem zweiten Soloprogramm „Schöner Land in Sicht“ macht sich der Kabarettist und Musiker so seine Gedanken, was Heimat eigentlich ist. Am 9. April kommt er mit seinem aktuellen Programm in den Geltinger Hinterhalt.

Der Kabarettist ist ein feinsinniger Mensch, der viel spürt und sieht, mehr vielleicht als andere, meint er, weil er gefühlsmäßig irgendwo „zwischendrin steckt“ – nämlich zwischen seiner oberbayerischen Heimat Wolfratshausen-Waldram, wo er geboren ist, und der seiner vertriebenen Eltern aus Mähren, die ihre verloren haben. Heimat und Brauchtum war folglich immer ein Thema für ihn, weil beides zu haben nicht selbstverständlich ist.
Am rustikalen Esstisch in seinem Wohnzimmer liegt ein seltsames Kunstobjekt. Es ist der in die Jahre gekommene Rahmen einer alten Taschenuhr, in dessen Inneren ein spiralförmiges Blechband wie eine Feder wippt. „Sie zeigt meine Lebenszeit, die Zeit vor mir, die Zeit nach mir“, erklärt Brustmann. Denn diese „Ur“ ohne h geschrieben, geht nicht genau, dafür unendlich lang. Sie ist eine von vielen Objektkunstwerken, die er aus alten, wertlos gewordenen Dingen zusammenfügt, um ihnen neues Leben und neuen Sinn einzuhauchen. Diese Skulpturen sind nicht nur ästhetische Kunststücke; Brustmann mischt sich auch durch sie ein ins Leben, in die Gesellschaft und Politik. Er will durch sie die Umwelt und Natur reflektieren lassen, die verloren gehen.  
Auch in seinen Kabaretts meldet sich Brustmann zu Wort. Nur hier sammelt er kein altes Zeug vom Flohmarkt, sondern liebenswert-absurde Geschichten, die er wahrnimmt, weil er den Menschen zuhört. Einmal habe er einen Verkäufer im Ort beobachtet, erzählt er, wie er einem Durchreisenden erklärte, woher er seine Haferlschuhe hat. „Da fahrst du raus zum Airport Franz Josef, gehst am Checkin vorbei zum Dutyfree, dann rechts hinter zum Lastminute Counter, drent is a Schua-Store und da kriagst du diese Haferlschua.“ Für Brustmann ist dieser Verkäufer ein Kosmopolit aus dem Oberland, der sein Schuhwerk am Drehpunkt der Welt kauft, der seinen Dialekt längst globalisiert hat. „Wir können die Zeit eben nicht aufhalten, unser Brauchtum und unsere Sprache nicht krampfhaft festhalten“, sagt der Künstler und stupst die Feder seiner Taschen-Ur an, „aber wir können uns um beides kümmern.“

„Schöner Land in Sicht“ - eine seiner liebenswert-absurden Geschichten

Nun, das tut der Kabarettist Brustmann in seinem neuen Programm „Schöner Land in Sicht“. Wenn sich der Bayer schon globalisieren lässt, dachte er sich, warum dann nicht raus mit dem Brauchtum in die Welt? So, wie einst sein Freund, der Missionar, der nur mit einer Trompete und einem Abonnement der „Bayerischen Sänger- und Musikantenzeitung“ nach Chile auswanderte und dort den Mapuche-Indianern bairische Volksmusik beibrachte. Eine wahre Geschichte übrigens, eine dieser liebenswert-absurden, die Brustmann sucht und findet. Sein zweites Soloprogramm „Schöner Land in Sicht“ hat demnach an diese Begebenheit angelehnt. Nur er ist darin ein Schiffbrüchiger, der mit seiner „Absturztuba“ auf einer einsamen Insel strandet. Die kleine Taschen-Ur hat er zwar nicht dabei, dafür unendlich viel Zeit. Zeit um sich Gedanken zu machen – über den Bayer und seinen globalen Dialekt, über die Heimat und das Brauchtum, die sich langsam davon machen und über die Verantwortung, die jeder für all das trägt.

Veranstaltungsort

Leitenstraße 40
82538 Geretsried-Gelting

Für die Inhalte der Veranstaltungen tragen die jeweiligen Veranstalter die Verantwortung.

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