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Kaltblut-Pferdezuchtgenossenschaft Wolfratshausen

Auszeichnung der Schönsten

Von Benjamin Engel

Beuerberg, 19.10.2019 - Eine Pferdeprämierung ist für Martin Höck immer etwas Besonderes. Denn solche Veranstaltungen sind selten. Nur alle vier Jahre sind die Mitglieder der Kaltblut-Pferdezuchtgenossenschaft Wolfratshausen eingeladen, ihre schönsten Tiere vor einer Jury-Kommission zu präsentieren. Denn schließlich brauchen die Pferde die nötige Zeit, um sich optimal zu entwickeln. In diesem Jahr ist es wieder soweit. Um die 40 Stuten präsentieren die Zuchtgenossenschaftsmitglieder beim Beuerberger Feuerwehrhaus am Sonntag, 20. Oktober. Dort wird das schönste Tier ausgezeichnet. Das Pferd, das sich am harmonischsten bewegt, bekommt einen Sonderpreis. „Ein bisschen Ehrgeiz gehört immer dazu“, sagt der Vorsitzende der Genossenschaft, Martin Höck. Am wichtigsten sind ihm aber die Gesellschaft und Kameradschaft an einem solchen Tag.

Die Züchter – etwa 60 Aktive hat die Genossenschaft derzeit – treffen sich am 20. Oktober bereits um 9 Uhr morgens. Gegen Mittag verkündet die Jury das Siegertier. Ein abwechslungsreiches Schauprogramm schließt an. Acht Frauen zeigen eine Reiterquadrille. Es wird einen Kutschenkorso geben. Zudem werden alte landwirtschaftliche Maschinen vorgestellt. Musik wird gespielt. Für die Besucher gibt es Essen und Getränke.

Freizeitpferde für jedermann

Das Image des schweren und kräftigen Arbeitstieres hat das süddeutsche Kaltblut längst abgestreift. Vermehrt hat sich die Rasse zum Freizeitpferd für jedermann entwickelt. Gefragt ist heute eine möglichst lange Rückenpartie, um bequem als Reiter sitzen zu können. Zudem sollte ein schönes Tier ein klares Genick, einen sich elegant verjüngenden Hals, möglichst große Augen und wohl proportionierte Gelenke haben. Außerdem sollte ein süddeutsches Kaltblut das richtige Stockmaß haben. Das sollte von den Hufen bis zum Übergang zwischen Hals und Rücken idealerweise zwischen 1,60 und 1,70 Meter liegen. So kann sich ein Reiter bequem auf den Rücken des Tieres schwingen. „Das Gesamtbild muss stimmen“, erklärt Höck.

Eine Geheimformel für das ideale Kaltblut hat aber bisher kein Züchter gefunden. Stuten und Deckhengste werden zwar so ausgewählt, dass sich ihre negativen Charakteristika wechselseitig ausgleichen sollen. Doch das klappe nicht immer so wie gewünscht, sagt Höck.

Für den Züchter aus Benediktbeuern ist es sowieso am schönsten, wenn die neugeborenen Fohlen im Frühjahr lebensfreudig über die Wiesen springen. „Das ist unbeschreiblich“, sagt Höck. Denn eine Geburt sei immer aufregend. Wenn alles gut verlaufe, freue er sich.

100 Jahre Wolfratshauser Kaltblut-Pferdezuchtgenossenschaft

Mehr als 100 Jahre alt ist Wolfratshauser Kaltblut-Pferdezuchtgenossenschaft inzwischen. Michael Sappl aus Maierwald bei Beuerberg hatte den Zusammenschluss von Mitgliedern aus dem Altlandkreis Wolfratshausen im Jahr 1911 angeregt. Heute stammen die derzeit 60 aktiven Züchter aus einem weiteren Umkreis bis Deisenhofen, Warngau, Bad Heilbrunn und Penzberg. Die meisten kommen aber weiterhin aus Beuerberg und dessen näherer Umgebung.

Ein Onkel und ein Großvater Höcks sind selbst schon Vorsitzende der Wolfratshauser Pferdezuchtgenossenschaft gewesen. Er selbst züchtet süddeutsche Kaltblüter seit 2002, hat inzwischen zwölf Tiere. Ihm ist es vor allem wichtig, die Leidenschaft für sein, wie er selbst sagt, „zeitaufwendigen Hobbys“ an seine Kinder weiterzugeben. Zu einem traditionellen Festzug gehören in Bayern nach Ansicht von Höck Kaltblutpferde. Ohne die Tiere vor Gespannen, wäre der Freistaat aus seiner Sicht „ein gutes Stück ärmer“. Ehrensache ist es für Höck, mit seinen Tieren an der Tölzer Leonhardi-Fahrt oder dem Wirte-Einzug am Münchner Oktoberfest mitzumachen.

Foto: Benjamin Engel


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