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SERIE: Die wilde Isar und ihre Schätze

Vom geheimnisvollem Treiben an Bayerns einzigartigem Wildfluss

Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, 2.9.2019 - Wer weiß, was ein „Duinschädl“ ist? Wer kennt die heimliche Schlingnatter? Als einer der letzten Wildflüsse Deutschlands bietet die Isar einen einzigartigen Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten – gerade auch solche, die vom Aussterben bedroht sind. Wie der flinke Flussregenpfeifer mit seiner „Zorromaske“.

Von ihrem Ursprung im Karwendel bis zur nördlichen Landkreisgrenze bietet die Isar ein reiches Mosaik an Lebensräumen. Deshalb wurde die gesamte Wildflusslandschaft als Landschafts- oder Naturschutzgebiet ausgezeichnet. „Wir alle sind dazu aufgerufen, diesen besonderen Naturraum und seine Artenvielfalt zu bewahren“, so der Appell von Landrat Josef Niedermaier.
 
Mit dem Beitrag „Die wilde Isar und ihre Schätze“ laden wir Sie ein, das geheimnisvolle Leben der Tiere am und im Fluss. Lernen Sie die seltenen Pflanzengesellschaften der Alpenschwemmlinge und Trockenrasen kennen und erfahren Sie, wie jeder mit etwas Rücksicht dazu beitragen kann, diese Juwelen der Natur zu erhalten.


Die Zauneidechse greift bei Gefahr zu „Trick 17“

Einen Platz an der Sonne - den suchen nicht nur die Menschen sondern auch die Zauneidechse und findet ihn häufig in den Isarauen. Sie gilt als typische Bewohnerin von Ödland. Und weil dieses selten geworden ist, steht die früher weit verbreitete Reptilienart heute auf der Vorwarnstufe der Roten Liste und ist europarechtlich geschützt.
 
„Schon als Schüler haben mich Eidechsen fasziniert“, erinnert sich Joachim Kaschek, Fachkraft für Naturschutz am Landratsamt. „Eine größere Population der Zauneidechse hatte sich an einer sonnenbeschienenen Hangkante hinter unserer Schule angesiedelt, wo wir sie gut beobachten und ihr Verhalten studieren konnten. Das eine oder andere Exemplar haben wir dabei gelegentlich mit der Hand gefangen, in ein Terrarium gesetzt und mit Mehlwürmern und Fliegen gefüttert; nach ein paar Tagen durften sie dann wieder in die Freiheit zurück.“ Freilich, Eidechsen zu fangen ist heute verboten, doch beobachten kann man die Tiere immer noch. Ausgesprochen gut an der Isar ab März, wenn sie  aus der Winterruhe auftauchen und das erste Sonnenbad nehmen.

Ideale Lebensbedingungen

Überhaupt findet die Zauneidechse an Voralpenflüssen wie an der Isar ideale Lebensbedingungen. Meist besiedelt sie dort höher gelegene, schon mit etwas dichterer Vegetation mit Gehölzen bewachsene Kiesbänke. Sobald sich die Flächen in dichten Wald umwandeln, ist er für die Echse nicht mehr geeignet. Deshalb ist es wichtig, dass Hochwässer die Aue immer wieder verändern und so eine Vielfalt an geeigneten Biotopen mit Trockenrasen, Kiesbänken sowie lichten Wäldern erhalten. „Mit der Renaturierung in flussbaulich gestörten Abschnitten der Isar und dem Einsatz von Ziegen und Rindern zur Offenhaltung der Aue, kann dazu beigetragen werden, dass die Zauneidechse ihren angestammten Lebensraum an der Isar behält“, erklärt Joachim Kaschek.
 
Dabei mag es die wechselwarme Zauneidechse eigentlich gar nicht so nass. Sie besiedelt ein Mosaik aus trockenen Lebensräumen: Zum Aufwärmen benötigt sie besonnte Steine oder Totholz, zur Eiablage offene Bodenbereiche. Gleichzeitig muss aber ein Tages-und Nachtversteck in unmittelbarer Nähe liegen. Ein frostsicheres Versteck zur Überwinterung sollte ebenfalls nicht weit entfernt liegen. Denn größere Distanzen überwindet die standorttreue Eidechse nicht. Hohe Anforderungen also, die das 20 bis maximal 24 cm kecke Tierchen an seinen Lebensraum hat.
 
Männchen und Weibchen unterscheiden sich in ihrer Farbe. Das Männchen fällt durch seine grüne Färbung auf, die zur Paarungszeit besonders kräftig ausfällt, während das bräunliche Weibchen besser getarnt ist. Nach der Paarung vergräbt das Weibchen im Mai/Juni die Eier in sandigem bis fein kiesigem Boden.  Im Juli/August schlüpfen dann die 5 cm großen Jungechsen.
 
Ihre Feinde wie Greifvögel und Schlangen trickst die flinke Zauneidechse geschickt aus: In höchster Not kann sie nämlich ihren Schwanz abwerfen. Dieser zappelt noch eine Weile und lenkt so den Verfolger ab. Später wächst ihr Schwanz zu einem kürzeren Stummel nach. Sie selbst fressen vor allem Insekten - von Mücken bis zu Spinnen und Würmern. Je nach Nahrungsangebot ziehen sich die Eidechsen bereits ab August wieder in ihr Winterquartier zurück. Dann verstecken sich als erstes die Männchen, ganz am Ende der Nachwuchs. Die Jungechsen müssen sich erst noch eine Energiereserve anfuttern.

Fotos: Joachim Kaschek

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