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Ausflugsziel Kloster Reutberg - spirituelles Zentrum, Gastwirtschaft und Klosterbrauerei

Ein Ort für Kunst und Klosterbier

Von Claudia Koestler

Sachsenkam – Wenn man an die Wahrzeichen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen denkt, gehört das Kloster Reutberg zweifellos dazu: Unübersehbar thront das Kloster und die dazugehörige Klosterkirche bei Sachsenkam auf einem Hügel, als weithin sichtbares, spirituelles Zentrum, aber auch als beliebter Ausflugsort mit Gastwirtschaft und Klosterbrauerei. Aus bescheidenen Anfängen hat es sich zu einer stattlichen Klosteranlage entwickelt.
 

Ursprünglich stand auf dem Reutberg eine kleine Kapelle, die von Gräfin und Graf Papafaba nach einer Wallfahrt ins italienische Loreto erbaut worden war. Das von Loreto mitgebrachte Gnadenbild der Gottesmutter wurde an der Ostwand der Kapelle angebracht, die 1606 geweiht wurde. Einige Jahre später ließ Gräfin Papafaba neben der Loretokapelle ein kleines Kloster erstellen und brachte 1618 zur Klsotergründung Schwestern aus der Schweiz dorthin. Seit 1651 leben Franziskanerinnen auf dem Reutberg und die Gemeinschaft wuchs rasch an, so dass das Kloster 1729 erweitert wurde. Im Jahr 1735 wurde die barocke Klosterkirche schließlich in ihrer heutigen Form eingeweiht. Es überstand die Säkularisation und wurde im 20. Jahrhundert zu einem bekannten Wallfahrtsort, weil hier das Grab von Schwester Maria Fidelis liegt.

Notwendige Renovierungsmaßnahmen

Doch die Zeit war nicht gnädig und nagte an dem Klosterbau: Heute ist die Substanz an vielen Ecken und Enden mürbe geworden, die Farbe und der Putz blättert ab, wo die Mauern der Witterung besonders ausgesetzt sind, etwa am Kirchturm. Auch in der Kirche selbst hat die Zeit Spuren hinterlassen: Fresken sind nurmehr schwer zu erkennen, das Deckengemälde zeigt Risse, Farbe blättert ab. Selbst durch die Gottvaterfigur an der Ostwand hinter dem Hochaltar zieht sich ein Riss. Es ist unübersehbar: Kloster Reutberg muss dringend saniert werden.

Ein Verein sammelt Spenden

Vor rund drei Jahren hat das Erzbischöfliche Ordinariat deshalb untersuchen lassen, wie viel eine Sanierung der gesamten Kirche kosten würde: rund zwei Millionen Euro. Inzwischen steht fest: Die eine Hälfte übernimmt das Ordinariat für die Außenrenovierung, doch rund eine Million müssen die Franziskanerinnen vom Reutberg selbst aufbringen. Erst wenn das Kloster Eigenmittel von 70 Prozent, also rund 700 000 Euro, zusammen hat, will das Ordinariat mit der Sanierung beginnen. Weil das für die Franziskanerinnen ohne Spenden nicht zu schaffen ist, hat sich vor vier Jahren der „Verein der Freunde des Klosters Reutberg“ gegründet, dem inzwischen über 230 Mitglieder angehören.

Seit seiner Gründung bemüht sich der Verein mit einer Vielzahl von Ideen und Veranstaltungen darum, Spenden zu generieren. Jedes Jahr gibt es zum Beispiel einen Jahreskalender mit großformatigen Bildern vom Reutberg und vielen Informationen. Den Kalender kann man für 15 Euro im Klosterladen oder bei der Tourist Info in Bad Tölz kaufen.

Eine weitere Aktion:Für zu renovierenden Kunstgegenstände innerhalb der Kirche können Patenschaften übernommen werden. Die dafür infrage kommenden Kunstobjekte sind in einem Katalog dargestellt: Die Auswahl reicht von Statuen, Skulpturen und Altarplatten über Bilder hin zu Fresken. Die mit der Übernahme einer Restaurierungs-Patenschaft verbundene Spende kommt dabei vollständig den Restaurierungs-, Konservierungs- und Reinigungsmaßnahmen zugute und sind allesamt vom öffentlich zugänglichen Kirchenraum aus gut sichtbar. Nähere Informationen und den Objektkatalog erhalten Interessierte an der Klosterpforte oder über die Webseite des Vereins.

Kunst und Kirche haben eine gemeinsame Tradition

Zum ersten Mal öffnete das Kloster zudem am vergangenen Wochenende für eine Kunstausstellung. Die beiden Sachsenkamer Malerinnen Ruth Bien und Maria Boschner hatten gemeinsam die Idee entwickelt, mit einer Ausstellung den Sachsenkamer Verein der Freunde des Klosters Reutberg unterstützen zu wollen. Und welche Räume wären dafür besser geeignet als das Kloster selbst? Nach der Fürsprache des Vereinsvorsitzenden Gerald Ohlbaum willigten die Schwestern und Spiritual Monsignore Josef Beheim ein - „schließlich haben Kunst und Kirche eine lange, gemeinsame Tradition“, wie Beheim am Freitag bei der bestens besuchten Vernissage sagte.

Seit Sommer dieses Jahres hatten Bien und Boschner deshalb speziell Werke in Acryl und Aquarell gefertigt, die unter dem Motto „Natur-Augen-Blicke“ zu sehen waren. Inspiriert durch ein Buch, das Makroaufnahmen von Bäumen aus der ganzen Welt und insbesondere die Rinden von heimischen und exotischen Gehölzen zeigt, schufen die beiden Malerinnen in ihrer jeweils eigenen Bildsprache ausdrucksstarke, farbintensive Arbeiten. Im Gang des Klosters, der zur Pforte gehört, wurden schließlich die abstrakten und informellen Bilder aufgehängt. Doch die Mühen sollten sich gelohnt haben: Boschner spendete zehn Prozent der Verkaufserlöse ihrer Bilder an den Verein, Bien wiederum fertigte Karten mit Motiven ihrer Bilder, deren Erlöse ebenfalls der Kirchenrenovierung zugute kommen werden.

Die nächste große Veranstaltung steht bereits in den Starlöchern. Am Sonntag, 4. Dezember, organisiert der Verein wieder den „Reutberger Advent“. In der Klosterkirche wird von 10 Uhr an eine Heilige Messe mit gefeiert. Im Klosterhof und im Biergarten öffnet eine Stunde später der Adventsmarkt der Sachsenkamer Vereine statt. Gegen 14 Uhr beginnt eine Alpenländische Adventsandacht in der Klosterkirche mit dem Männerchor Sachsenkam, den Piesenkamer Sängern und der Kirchseedirndlmusi. Um 15 Uhr beginnen Adventliche Geschichtserzählungen für Kinder im Gästespeisesaal des Klosters, eine Stunde darauf singen und musizieren Kinder in der Klosterkirche. Gegen 19 Uhr steht der feierliche Ausklang mit der Blaskapelle Sachsenkam auf dem Programm. Der Nikolaus wird erwartet und ab mittags werden je nach Wetterlage Kutschen- oder Schlittenrundfahrten angeboten. Der Erlös dient selbstverständlich der Renovierung.

www.freunde-des-klosters-reutberg.de

Foto: Claudia Koestler


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