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Museum der Stadt Geretsried

Informative Sonderausstellung: Typisch schlesisch!?

Von Peter Herrmann

Geretsried, 2.8.2019 – Nach dem Zweiten Weltkrieg musste viele deutschsprachige Schlesier aus ihrer Heimat flüchten. Ein Teil von ihnen fand in Geretsried ein neues Zuhause. Kein Wunder also, dass die Sonderausstellung „Typisch schlesisch!? Regionalbewusstsein und schlesische Identitäten“ im Foyer des Museums an der Graslitzer Straße 1 auf großes Interesse stößt. Die Eröffnung wurde im Museumsgarten mit dem Auftritt eines Quartetts der Musikschule, Wein und schlesischem Gebäck gefeiert.

Schnittpunkt vieler Kulturen

Vor zwei Jahren war im Foyer des Rathauses eine Ausstellung von 38 Rathäusern aus dem ehemals deutschsprachigen Schlesien zu sehen. Die Resonanz war so groß, dass im Museum an der Graslitzer Straße nun eine weitere Sonderschau zum Thema „Typisch schlesisch!? Regionalbewusstsein und schlesische Identitäten“ zu sehen ist.

„Viele Ur-Geretsrieder kamen ursprünglich aus Schlesien“, erklärte Bürgermeister Michael Müller in seiner Grußansprache. Gemeinsam mit den Landsmannschaften der Eghalanda Gmoi, der Siebenbürger Sachsen, der Deutschen aus Ungarn und der Donauschwaben sorgten sie nach dem Zweiten Weltkrieg für den Aufschwung der einst kleinen Gemeinde, in der mittlerweile rund 26.000 Einwohner aus 112 Nationen zu Hause sind. „Wer Geretsried verstehen will, muss wissen, wo wir herkommen“, unterstrich Müller.

Danach spannte Anita Zwicknagl vom Kulturamt einen weiten geschichtlichen Bogen vom Mittelalter bis in die Neuzeit. „Schlesien war Schnittpunkt vieler Kulturen“, erklärte sie. Als die deutschsprachigen Siedler im 12. Jahrhundert in diese Region kamen, fanden sie eine „unfreie“ Bevölkerung und einen dominanten Adel vor. Da die Neuankömmlinge jedoch vom Landesherrn mit „Deutschem Recht“ ausgestattet waren, wurde den neuen Siedlungseinheiten das Selbstverwaltungsrecht zugestanden. Es kam zu zahlreichen Städtegründungen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fielen die deutschsprachigen Gebiete an Polen und Tschechien. Nur ein kleiner Teil im Westen der früheren preußischen Provinz Niederschlesien gehört zu Deutschland. Von den einsetzenden Fluchtbewegungen war auch Geretsried betroffen.

Zweisprachige Schautafeln

Einige der rund 60 Eröffnungsgäste hatten die Vertreibungen hautnah erlebt und betrachteten nun noch einmal ehrfürchtig die im Foyer aufgestellten Schautafeln. Sie thematisieren die Unterschiede zwischen Ober- und Niederschlesien und verweisen dabei auch auf polnische, jüdische und böhmische Einflüsse. „Darüber hinaus erhält der Besucher Einblick in Landschaft und Landeskunde, Mythos und Geschichte, Sprache und Literatur sowie Kirche und Glaube“, verspricht Zwicknagl.  Für die Leihgabe der Tafeln dankte sie Silke Findeisen vom Haus Schlesien in Königswinter (Nordrhein-Westfalen).

Info: Die Ausstellung „Typisch schlesisch!? Regionalbewusstsein und schlesische Identitäten“ ist noch bis zum 27. September im Foyer des Museums der Stadt Geretsried an der Graslitzer Straße zu sehen.

Foto: Peter Herrmann


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