Stadt Geretsried
Neue Kunstschule in Geretsried - schnuppern zur Eröffnung
Von Andrea Weber
Geretsried, 18.7.2021 – Der Kopf ist der Maßstab. Hülya von Poswik hält den Bleistift am gestreckten Arm in Richtung der jungen Frau, die auf einem Stuhl sitzt, kneift ein Auge zu und nimmt Maß. Die Künstlerin setzt mit einer Leichtigkeit aus dem Handgelenk Bleistiftstriche auf das Papier. Sechs Mal, erklärt sie ihren vier Teilnehmerinnen, passe „der Kopf in den Körper“. Hülya von Poswik lud zur Eröffnung ihres neuen Dada Kunstateliers am Dieselweg in Geretsried kürzlich zum Schnupperkurs ein.
Im Schwerpunkt lehrt sie die klassische Malerei und das Zeichnen. „Dada“ im Namen ihres Ateliers steht für die Abkürzung der Kunstbewegung „Dadaismus“. „Es ist für mich ein Ausdruck für Freiheit“, sagt die Künstlerin. Und betrachtet man ihre Bilder auf ihrer Website, wo Gesichter poetisch verzerrt und Körper skurril verrenkt darauf dargestellt sind, erinnert Poswiks Malstil an die rebellischen Maler dieser Bewegung.
Im Schnupperkurs geht es erst einmal darum das Auge dort hinzuzeichnen, wo es auch hingehört, damit der Mensch auf dem Blatt auch so aussieht, wie der, der in natura vor einem sitzt. Das heißt den Kopf mit dem Bleistift messen, einen Kreis aufs Papier setzen und daraus die Proportion des Modells mit Hilfslinien einteilen. Das sieht einfach aus. Das ist es aber nicht. Der erste Versuch scheitert kläglich – zu dick, zu kurze Beine, zu langer Oberkörper. Ein Tipp der Künstlerin: „Zeichnen Sie Hände und Füße immer etwas größer, das hat eine realistischere Wirkung.“
Königsklasse der Malerei
Klassisches Porträtzeichnen vom lebenden Modell gehört zur Königsklasse, und wie Hülya von Poswik den anwesenden Damen erklärt: „Es ist die Basis für alle Stilrichtungen der Kunst.“ Die 34-jährige gebürtige Türkin studierte in Istanbul Industrie-Design, dazu gehörte auch ein Kunststudium. Sie absolvierte in Braunschweig ein Auslandssemester. Dort lernte sie ihren heutigen Mann den Wolfratshauser Alexander von Poswik kennen. Seit neun Jahren leben sie in Geretsried, inzwischen als Familie mit dem vierjährigen Feo und der neun Monate alten Valerie.
Von einer Kunstschule im eigenen Atelier träumte Hülya von Poswik schon lange: „Ich gebe mein Wissen gerne weiter.“ Die Künstlerin gibt auch Kurse an der hiesigen Volkshochschule. In einem leerstehenden Bürokomplex am Dieselweg fand sie schließlich einen Raum, der ihr ganz besonders gefiel. „Das war das Chefbüro“, erklärt sie den Anwesenden, die sich wundern, dass hier alle vier Raumseiten mit edler Holzvertäfelung verschalt ist. Noch ist ihr Dada Kunstatelier aufgeräumt. Ein paar neu gekaufte Staffeleien stehen bereit für die kommenden Kurse. Hülya von Poswik möchte in Zukunft Abend- und Wochenendkurse anbieten, sowie individuelle Privatkurse und Online-Coaching. Und gerne, sagt die zweifache Mutter, sind Mütter mit ihren Kindern eingeladen zu kommen.
Mehr Informationen zum Kursprogramm unter www.huelyavonposwik.com
Fotos: Hülya von Poswik, Andrea Weber
