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Stadtbücherei Geretsried - Neue Ausstellung

Von Flucht und Ankunft

Von Andrea Weber

Geretsried, 12.8.2021 –  Vertreibung, Flucht und die Ankunft in einer neuen Heimat stellt die neue Ausstellung „Spieglein, Spieglein an der Wand“ in der Stadtbücherei in Geretsried in den Fokus. Studierende der Uni Erlangen haben mit Geflüchteten gesprochen und ihren Lebens- und Fluchtweg auf Schautafeln nachgezeichnet – von der Entscheidung die Heimat zu verlassen bis zur Ankunft in einem für sie fremden Land. Björn Rodenwaldt, Leiter der Stadtbücherei, brachte es bei der Eröffnung der Ausstellung am Dienstagabend auf den Punkt: „Jeder von uns wird täglich mit diesen Themen konfrontiert. Ich war zuerst begeistert diese Ausstellung hier zu zeigen und danach entsetzt, als ich sie mir genauer angeschaut habe.“

Auf mannsgroßen Pappe-Tafeln sind Daten und Fakten der Flüchtlingsbewegung ab 2015 ausführlich und informativ erläutert: Die Routen, die Gefahren, die Kosten, die Ankunft, die behördlichen Hürden, die rechtlichen Bestimmungen. Zudem werden vier Flüchtlinge in lebensgroßen Fotografien vorgestellt: Abiy aus Äthiopien, Psychologie-Student, Aktivist für Menschenrechte in seinem Land, verhaftet und gefoltert. Er musste nach seiner Entlassung aus seiner Heimat fliehen. Nour, ein syrisches Mädchen, sah keine Überlebenschance in ihrer Heimatstadt Damaskus. Nisreen, eine Englischlehrerin aus Damaskus, die 2015 Syrien verließ und sich 27 Tagen auf einen gefährlichen Fluchtweg nach Deutschland begab. Und schließlich Andrii aus der Ukraine, der mit Familie floh, als der Krieg unmittelbar bevorstand.

„Nur wer mit den Menschen spricht, wird ihre Beweggründe verstehen“

Auch wenn Flucht und Migration durch die Corona-Pandemie aus den Schlagzeilen geraten ist, sei die Flüchtlingsbewegung weltweit so hoch wie nie. 82,4 Millionen Menschen müssen ihre Heimat verlassen. Im vergangenen Jahr stellten in Deutschland 243.000 Menschen einen Asylantrag, erläuterte Hannah Schreyer von der Koordinationsstelle „Integration Aktiv“ des Trägervereins Jugend- und Sozialarbeit Geretsried. Sie hat bei dem Ausstellungsprojekt der Uni Erlangen mitgearbeitet und die Ausstellung nach Geretsried geholt.  „Nur wer mit den Menschen spricht, wird ihre Beweggründe verstehen“, so Schreyer. Denn niemand verlasse freiwillig seine Heimat, um in einem fremden Land neu zu beginnen. Flucht und Migration sei ein wichtiges Thema in Geretsried, denn die Migration gehört zur Geschichte der Stadt. Wie Rudi Mühlhans, Geschäftsführer des Trägervereins, kennen viele Geretsrieder dieses Thema aus der eigenen Familiengeschichte. Die Großeltern wurden im zweiten Weltkrieg vertrieben, mussten Hab und Gut zurücklassen und oftmals wurden Familien getrennt. Die Stadtbücherei sei der richtige Ort für diese Ausstellung. Björn Rodenwaldt und sein Team sind bemüht die Asylbewerber aus der nahen Unterkunft zu sich einzuladen. „Die Kinder und Jugendlichen kommen inzwischen gerne“, weiß er. Die Erwachsenen seien zurückhaltend. „Die haben andere Sorgen in ihrem Alltag“. Die Ausstellung ist noch bis zum 30. September zu sehen.

Öffnungszeiten der Stadtbücherei unter www.geretsried.de/stadtbuecherei

Fotos: Andrea Weber


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