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Kulturbühne Hinterhalt

Weltkonzert im Wohnzimmer

Von Andrea Weber

Gelting, 19.10.2020 – Seit langem das erste Konzert im Hinterhalt ohne Live-Stream in gemütlicher Wohnzimmeratmosphäre. Nur schade für den Rest der Welt, der damit ein Konzert der Oberklasse im Blues verpasst hat. Zwei Gitarristen, die so akzentuiert und elegant diesen stampfenden Klang und Rhythmus des Zwölfertakts interpretiert haben, dass es nur so groovte. Peter Schneider, auch bekannt als Bandleader und Gitarrist der Stimulators, und Sir Oliver Mally aus der Steiermark, der als einer der besten Bluesmusiker in Österreich gehandelt wird, waren in der Kulturbühne Hinterhalt zu Gast. Auch wenn es nur wenige Zuschauer waren, die derzeit zugelassen sind, dann war der Beifall doch grandios.

Das klingt alles sehr superlativ. Aber das ist mit keinem Wort übertrieben. Schneider und Mally sind Gitarristen, die nicht nur das Handwerk beherrschen. Die beiden haben die Musik in Fleisch und Blut verinnerlicht und das spürt man. Das heißt, jeder akzentuierte Klang, jeder einzelne gesetzte Ton ist auf den Partner abgestimmt, nicht konstruiert und nicht einstudiert, sondern pur aus dem Gefühl heraus. Da stampft dieser stoische Lokomotiven-Rhythmus elegant dahin, den maßgeblich Sir Oliver Mally wie auf Schienen legt. Die musikalische Landschaft lässt Schneider vorbeiziehen, die sich während der Bluesfahrt so vielseitig verändert. 

So lange spielen die beiden als Duo noch gar nicht zusammen, obwohl sie sich schon lange kennen. Vor zwei Jahren, da hatten sie sich gerade als Blues-Duo zusammengetan, waren Schneider und Mally schon mal zu Gast im Hinterhalt und hinterließen damals schon ein absolutes Wow beim Publikum. Das war am Donnerstag nicht anders. 

Musikalisches Storytelling vom Feinsten

Es sind Eigenkompositionen von Sir Oliver Mally, der sich in künstlerischer Freiheit den Titel selbst verpasst hat. Ein schelmischer Typ, der sich über das subtile Gitarrenspiel seines Partners juchzend freuen kann, wenn dieser mit seinen Improvisationen loslegt, die so sanft beginnen und sich dann gewaltig hochschrauben können. Schneider bleibt dabei der ruhige Part an Mallys Seite. Die beiden brauchen keine Band mit Schlagzeuger und Bassisten, die ihnen die rhythmische Basis legen. Das machen sie selbst mit einfachen Akustikgitarren. Lieder, teils aus der Feder von Mally und Schneider, teils berühmte Bluessongs etwa von Bob Dylan eigens interpretiert. Und dazu singt Mally mit seiner ehrlichen, rauen Stimme. Dieser Abend war ein musikalisches Storytelling vom Feinsten. Leider hat‘s die Welt nicht gesehen.    

Fotos: Andrea Weber


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