Das Magazin für das Bayerische Oberland

Open-Air in Wolfratshausen

Havanna-Feeling am Loisachufer

von Andrea Weber

Wolfratshausen, 19.7.2016 – Für das Open-Air-Konzert an der alten Floßlände in Wolfratshausen haben die CubaBoarischen extra ihre Musikerfreunde aus Kuba einfliegen lassen, und gemeinsam mit ihnen echten Karibikzauber ans Loisachufer gebracht, am vergangenen Samstag vor vollbesetzten Publikumsreihen. Und endlich hat auch das Wetter ein Einsehen gehabt. Es war immerhin trocken, wenn auch nicht heiß und tropisch. Jedenfalls war die Stimmung grandios, fast schon ein bisschen wie im berühmten „Buena Vista Social Club“ in Havanna.

Normalerweise sind die acht Oberbayern seit zehn Jahren jährlich drüben in Havanna und Umgebung. Zurzeit, sagen sie, scheuen sie den aufkommenden Tourismus-Strom, der sich dort durch die Hauptstadt zieht und am Malecon entlang, der berühmten Uferpromenade. Auch wenn Kuba sich die Öffnung in die Welt so sehr ersehnt, im Land des Sons und Salsas und der Schaukelstühle darf die wunderbare Straßenmusik-Tradition hoffentlich nie verloren gehen.

Übergangslos vom Bolero zur Polka

Wer dort schon mal war, weiß, dass überall der Klang der „Tres Cubano“, der doppelseitigen Gitarre, dem Volksinstruments Kubas, zum Alltag gehört. In jeder Bar spielen sie ihren Gassenhauer „Chan Chan“, an jeder Ecke ehren sie in der Ballade „Il Comandante“ ihren Che Guevara. Diesen unverkennbaren Rhythmus, den haben acht Bayern aus der Umgebung von Bruckmühl so verinnerlicht, dass sie übergangslos vom Bolero in die Polka hineinspielen können. Ein jeder von ihnen ist exzellenter Mulitinstrumentalist. In der Basisbesetzung mit Hubert, Leonhard und Andreas Meixner, Michael Mayer, Hans Förg, Sepp Rottmayr, Markus Wallner und Peter Rutz.

Im neuen Programm „Servus Cuba“ begrüßten die Lederhosenträger ihre Musikerfreunde aus Havanna, Holguin und Gantanamo. Abwechselnd spielten die Bayern die Tuba und Trompete oder ließen den Kubanern am Conga, mit Kontrabass, Gitarre und Gesang den Vortritt. „Mir spuin kubanisch, weil’s uns a freid macht“, und das konnten die Zuschauer bis in die letzten Bierbankreihen erleben.  Landler oder Latin, kombiniert mit bayerischem Walzer und „Salsa für die Schwiegermütter“ – bayrisch unkompliziert und ungeniert.  „Mit einem karibischen Sahnehäubchen“ spielte Michael Mayer im Trompetensolo den „Oiden Dessauer“.

Mal war es ein volkstümliches Kulturengemisch beim rhythmischen Dampfkessel-Song „Loco Loco“, mal wurde es sentimental bei „Silencio“, einer Ballade zu Ehren der Sängerin Omara Portuondo, der lebenden Legende des Buena Vista Social Club. Trotz aller bayerischer Originalität in Liedtext und Stilmix, der ernsthafte Respekt für das karibische Land der Mangos bleibt unverkennbar erhalten. Nur eines war vielleicht nicht ganz so stilecht: Es gab Weißbier und Aperol-Spritz – aber keinen Mojito und Daiquiri, den doch einst Ernest Hemingway in den Bars von Havanna so liebte.

Fotos: Andrea Weber

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