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Festwoche Holzhausen

Im Nashville von Oberbayern

Von Andrea Weber

Holzhausen, 26.5.2017 – Holzhausen feiert – aber wie. Seit dieser Woche ist der kleine Ort im Ausnahmezustand. 40 Jahre Holzhauser Musikkappelle und 145 Jahre Burschenverein, wenn das kein Grund zum Feiern ist?

Deshalb steht derzeit am Ortsausgang rechter Hand auf der Wiese ein großes Festzelt, ein kleines Kinderkarussell, eine Schieß- und eine Chipsbude. Manch einer feiert nonstop. Ein junger Mann gibt zu, seit Festwochenbeginn gar nicht mehr heimgefahren zu sein. „Am Liabsten dat i in der Lederhosn schlaffa“, sagt er. Ein anderer findet, wer hier nicht in Tracht kommen würde, der habe „nix g’scheit’s o“. Münsings Bürgermeister Michael Grasl war am Mittwochabend von der Stimmung und dem Zusammenhalt seiner Gemeinde begeistert, so dass er kurzerhand selbst zur Tuba griff und an der Seite des Moderators Max Hadersbeck aufspielte. Allerdings hatte Hadersbeck, Gründungsmitglied der Bayerisch Diatonischen Blasmusik, es als Alleinunterhalter schwer, mit seinen Anmoderationen bei dem lauten Publikumsgeräuschepegel durchzukommen, denn die Stimmung rund um den Bierausschank stieg kontinuierlich.

Das ganze Dorf hilft mit

Feiern sollen die Holzhausener zurecht, denn der Burschenverein und die jungen Musikanten aus dem Ort haben diese Festwoche auf die Beine gestellt – alles geplant, organisiert und höchst professionell durchgeführt. Alle im Dorf „hätten zam g’holfen“, sagt ein Gast begeistert und Moderator Hadersbeck brachte es schließlich auf den Punkt. „Holzhausen ist das Nashville von Oberbayern“. Bei gerade mal 421 Einwohnern, ist jeder zweite ein Musiker. Allein in der Münsinger Gemeinde gibt es drei Kapellen mit insgesamt 150 Mitgliedern.

Am Mittwoch spielten allerdings andere: IRXN, Oansno und der „Lenze und de Buam“ vom Bavaria Vista Club – jenem Kinofilm von Walter Steffen in Zusammenarbeit von Musikproduzent Christoph Bühring-Uhle. Quasi „Rocker“ der Bayerischen Mundartmusik. „IRXN“, nennen sich nach einem alten Begriff für Achselschmalz, weil ihre keltisch-bayerische Musik Kraft, Ausdruck und einen gewissen dreckigen Drive besitzt, kombiniert mit Liedgutweisheiten und feinster Geigenmusik. Als erste Band hatten sie den undankbaren Job das Publikum auf Bewegungsmodus zu bringen. Der setzte dann schlagartig bei „Oansno“ ein.

„Ned obe kriag’n lassen“

Die Münchner lockten die Tanzbegeisterten mit ihrer „spezieller Stubenmusik“ und „Musikanten-Techno“ hervor. Dann ging’s ab: Die Burschen fetzten wie wildgewordene Jungbullen und die Madeln rappten im Dirndl. Am Ende heizten der „Lenze und seine Buam“ – die Jüngsten, aber schon sehr erfolgreich, und wie die anderen echte Könner –  mit ihrem Mitmach-Rock und -Reggae weiter auf. Ihr Motto lautet nämlich: „Ned obe kriag‘n lassen“. Und ihr Ziel heißt: „Irgendwann nach Wacken fahren.“ Aber an diesem Abend blieben alle lieber in Holzhausen.

Fotos: Andrea Weber


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