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Offenes Atelier der Malerin Elisabeth Biron von Curland in Dorfen

Isenheimer Alter in Pastell

Von Andrea Weber

Icking/Dorfen, 28.4.2017 – Die Ammerlander Künstlerin Elisabeth Biron von Curland hat in einem dreijährigen Projekt den wohl berühmtesten Wandelaltar des Mittelalters, den Isenheimer Altar, in filigraner Kleinstarbeit reproduziert. Es war keine Auftragsarbeit. Für Biron war es eine Hommage an den Maler Matthias Grünewald, der Meister des kirchlichen Kunstwerks. Und es war für die Künstlerin „eine Zeit der intensiven Meditation und Spiritualität“. Birons Reproduktion des Isenheimer Altars wird künftig in einer Wallfahrtskirche eines Nonnenklosters bei Mainz stehen. Bevor das Werk überführt wird, lädt die Malerin am kommenden Sonntag in ihr Atelier in Dorfen ein. 

Seidiger Glanz, leichter Duktus

„Es gibt manchmal Dinge, die sein müssen“, sagt Elisabeth Biron von Curland. Den Ausschlag gab ihr Pfarrer Florian Gruber von der evangelischen Kirche St. Michael in Wolfratshausen, der vor drei Jahren bei ihr anfragte, ob sie einen Vortrag über den Isenheimer Altar in seiner Kirchengemeinde halten würde. Birons Ausdruckskraft ist das gemalte Bild. „Warum sollte ich dann einen Diavortrag halten?“. Sie begann die wandhohen Tafeln – zwei feste und vier drehbare Altar-Flügel - und die horizontale Predella (Sockel) mit den Abbildungen der Leidensgeschichte Christi mit Pastellkreide auf Packpapier zu zeichnen, bis zur detailgenauen Vollendung. Diese Version in Glas gerahmt wurde 2014 in St. Michael ausgestellt.

Doch dauerhaft würde diese Arbeit auf Papier nicht haltbar sein. So entschied sich Biron, das Gesamtwerk ein zweites Mal wieder mit Kreide aber dieses Mal auf Leinwand zu kopieren. Durch die Kreide hat Birons Arbeit einen seidigen Glanz und einen leichten Duktus im Vergleich zum in Öl und Tempera gemalten Original. Um die Genauigkeit bis ins Detail zu wahren, studierte die Künstlerin historische Schwarz-Weiß-Fotografien, farbige Detailaufnahmen aus Kunstbänden und befasste sich intensiv mit Grünewalds Biografie und der Entstehungsgeschichte des Originals.

Für den Antoniter-Orden erschaffen

Der Meister schuf den Isenheimer Klappaltar zwischen 1512 und 1516 für die Spitalkirche des Ordens der Antoniter zu Isenheim. Die Antoniter waren ein Bettelorden, der sich um 1070 gründete. Ihre wichtigste Aufgabe war die Krankenpflege. Die Antoniter nahmen sich damals der Menschen an, die am sogenannten „Antoniusfeuer“ erkrankten, einer weit verbreiteten Mutterkornvergiftung durch einen Pilz im Getreide. Die Erkrankten starben entweder leidvoll oder führten ein erbärmliches Leben durch amputierte Extremitäten. Der Altar, der dem heiligen Antonius gewidmet ist, sollte Wunder bewirken oder zumindest Trost im Gebet bei der Betrachtung der Kreuzigung Christi bringen.

Elisabeth Biron von Curland ist bekannt für ihre ausdrucksstarke Porträtmalerei. Sie spiegelt Menschen nicht einfach wider. Sie hat die Begabung ihnen Ausdruck und Seele in ihren Bildern zu geben. Biron ist 1941 in Rom geboren und in Italien und Brasilien aufgewachsen. Als gelernte Gemälderestauratorin an der Bayrischen Staatsgemäldesammlung in München konnte sie sich intensiv mit der Kunst der alten Meister auseinandersetzen. Sie ist eine Verfechterin der klassischen Kirchenmalerei und sieht die Entwicklung kritisch, dass moderne Kirchen immer minimalistischer ausgestaltet werden. „Die Sprache der Bilder geht verloren“, so die Meinung der Ammerlander Künstlerin.

Geöffnet ist das Atelier von Elisabeth Biron von Curland am kommenden Sonntag, 30. April von 14 bis 18 Uhr, Straßfeld 28 in Dorfen/Icking.

Fotos: Andrea Weber


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