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Starkbierfest Wolfratshausen

Scharfzüngiges Singspiel und Stimmungshits

Von Peter Herrmann

Wolfratshausen, 7.3.2016  – 588 Besucher amüsierten sich am Freitagabend in der ausverkauften Loisachhalle über die treffsicheren Pointen der Loisachtaler Bauernbühne. Nach dem Singspiel sorgte die Band Bergluft auf dem Starkbierfest für Wiesn-Atmosphäre.

Bevor Klaus Heilinglechner sich die Lederschürze umband und zum Hammer griff, verriet Hofbräuhaus-Traunstein-Mitinhaber Maximilian Sailer, dass beim Brauen des Fastenbocks ausschließlich bayerische Rohstoffe verwendet wurden. „In den Brauereikellern ist er bis zur kräftigen Vollendung gereift. Wir verwenden natürlich auch kein Glyphosat“, erklärte Sailer. Heilinglechner zapfte das Fass schließlich mit drei Schlägen an. Dafür gab’s ebenso viel Applaus wie anschließend für die Musik von Bergluft, die unter anderem mit nachgespielten Liedern von STS, Rainhard Fendrich und der Steve Miller Band zu gefallen wussten.

Das unter der Regie von Monika Schwenger und  dem Geretsrieder Theaterautor Günter Wagner entstandene Singspiel „Die drei ??? auf der Suche nach einem Thema“ ließ dann kaum einen der 24 Wolfratshauser Stadträte ungeschoren davonkommen. So versuchte der von Georg Steinbichler gespielte Grünen-Stadtrat Hans Schmidt mit einem Ulmentanz auf die Gefahr der WLAN-Strahlung in der Innenstadt aufmerksam zu machen.

Wirtschaftsreferent Helmut Forster (Wiggerl Gollwitzer) und CSU-Stadtrat Günther Eibl (Felix Unterberger) rührten die Werbetrommel für den am Untermarkt 10 geplanten Andenkenladen. Dort war eigentlich ein Bürgerladen geplant. Doch das Lieblingsprojekt von Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Andi Wastian) scheiterte auch an den „Umfallern“ in seiner eigenen Partei, die es am nötigen Rückhalt vermissen ließen. Grund genug für Werbekreis-Vorsitzende Ingrid Schnaller (Christine Brauner) Helmut Forster zu gratulieren:  „Schön, dass es doch noch geklappt hat mit deinem Andenkenlädchen. Auch wenn du dafür erst noch die Bürgerladentruppe sabotieren musstest“. Dass er bei geschätzten 639.000 Tagesgästen im Jahr noch kein einziges Andenken verkauft hat, scheint da nicht weiter zu stören. Neben verzierten Aschenbechern und einem Isarkaufhaus-Sparschwein schleppte Forster einen schweren Stein der ehemaligen Wolfratshauser Burg in seinen Laden.

Auch das Geschehen in der Nachbarstadt Geretsried wurde aufs Korn genommen. Als Bürgermeister Michael Müller (Georg Steinbichler), Stadtrat Volker Reeh (Felix Unterberger) und Dritter Bürgermeister Gerhard Meinl (Wiggerl Gollwitzer) die Bühne betraten, um das neue Hallenbad zu „promoten“, lachte das Publikum laut auf. Denn schon allein die Bademützen mit dem Geretsrieder Stadtwappen trafen voll den Nerv der 588 Gäste. Dass die Kostenkalkulation des Bades für Kontroversen sorge, sei laut Meinl ganz normal: „So eine Kalkulation ist eine komplizierte Sache. Da gibt es viele Unbekannte: Wassertiefe, Sprungbrett, Sauna. Das können Sie sich mit ihrem begrenzten Wolfratshauser Horizont gar nicht vorstellen“. Durchaus vorstellbar seien indes Führungen durch die leere Markstraße, in der in den vergangenen Jahren mehr und mehr Läden schließen mussten. „Wolfratshausen ist ja bald eine reine Geisterstadt“, entfuhr es einem Touristen.

Am Ende des Singspiels bot der ehemalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (Hermann Paetzmann) seine Hilfe an. Für die Probleme seines Wohnorts habe er aber vorerst noch keine Zeit: „Ich muss nur noch kurz die Welt retten, und danach komme ich zu euch“, versprach er den Wolfratshausern.


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