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Open-Air-Premiere in Wolfratshausen des Isarflößerfilms „Fahr ma obi am Wasser“

Gelungene Floßfahrt von damals bis heute

Von Andrea Weber

Wolfratshausen, 15.5.2017 – Obwohl es mächtig schwarz am Himmel daher kam - der Wettergott hatte zum Glück ein Einsehen. Die Premiere des neuen Isarflößerfilms „Fahr ma obi am Wasser“ von Walter Steffen, fiel zum Glück nicht ins Wasser. Drei Mal hatten die Publikumsgäste im vollbesetzten Biergarten des Wirtshauses Flößerei auf Bitte des Regisseurs sicherheitshalber auf Holz geklopft, ehe der Film über die Leinwand flimmerte und die Zuschauer quasi mitgenommen wurden auf eine Floßfahrt flussabwärts von damals bis heute. 

Acht Jahre hat die Planung, Recherche und Produktion gedauert.  Den Anstoß dafür gab Gabriele Rüth vom Verein Flößerstraße. „Sie hat mich überzeugt, dass mehr dahintersteckt als Gaudifahrten“, erklärte Steffen den Zuschauer, die dann eineinhalb Stunden vor flimmernder Leinwand quasi mit flussabwärts schipperten, von der schwarz-weißen Vergangenheit in die bunte Gegenwart. Topograf Helmut Schmidmeier aus Geretsried war nicht traurig, dass sein Detailwissen zu den Kalköfen in Tattenkofen und den Nebenflussläufen bei Geretsried schließlich doch nicht in die Kinofassung kamen. „Ich bin ein Isarfreund und habe trotzdem noch so viel Neues entdeckt“, sagte er nach der Vorführung.

Dagegen hat Barbara Kerschbaumer aus Geretsried viele Stellen am Isarlauf entdeckt, die sie vom Radfahren her kennt. Für die eindrucksvollen Luftaufnahmen, die den Flusslauf der Isar aus der Vogelperspektive nachzeichneten, waren die jungen Drohnen-Filmer Marinus und Kilian Vogl von Air Bavarian verantwortlich. Davon war Werner Grimmeiß vom Volkstanzkreis am meisten angetan. „Wann bekommt man sowas schon zu sehen.“ Die mächtigen Baumstämme, sowie die gefährlichen Abtransporte der gefällten Bäume im Winter per Schlitten steil den Berg hinab, das hat den Ehrenvorsitzenden der Europa-Union Hans-Jürgen Göbel und seiner Frau Margaret aus Wolfratshausen schwer beeindruckt. „Was wissen wir schon über die Arbeit der Flößer von einst“, sagte Göbel mit Respekt.

Man meint hierzulande die Floßtradition gut zu kennen. Der neue Dokumentarfilm, musikalisch umrahmt von Filmkomponisten Titus Vollmer aus Geretsried, zeigt aber, dass dem nicht so ist. Am Ende hörte man vielfach den gleichen Tenor aus den Stimmen der staunenden Zuschauer: „Hast Du das gewusst?

Während der Film lief, saß Regisseur Walter Steffen am Rande des Geschehens auf dem Hausbankerl der Flößerei und beobachtete sein Publikum. Wir wollten von ihm wissen, was in einem Menschen vorgeht, der seine vollendete Arbeit erstmals der Öffentlichkeit zeigt.

„Der Fluss und die Flößer sind für mich ein Sinnbild des Lebens“

Herr Steffen, welches Bauchgefühl hat der Regisseur, wenn er seinem Publikum zusieht? Ist auch die Angst dabei, dass der Film nicht ankommen könnte?
Nein, gar nicht. Heute ist das hier für mich ein Gemeinschaftserlebnis mit den Menschen aus der Region, mit denen ich und für die ich den Film in erster Linie gemacht habe. Ich bin ein Teil von ihnen. Das gibt mir ein tiefes Gefühl von Zufriedenheit. Die Natur entdecken, den Menschen begegnen, eine Beziehung aufzubauen während der Dreharbeiten – das war täglich ein neues Abenteuer.

Wie oft sind Sie die Isar runtergefahren, um die Flößer und die Tradition wirklich zu verstehen? 
Ich war fünf Mal beim Aufbau dabei, um das Handwerk zu begreifen. Wie mächtig die Baumstämme sind, wie kraftvoll die Energie dabei ist, wie archaisch die Arbeit der Flößer ist. Das hat mich gepackt. Und drei Mal bin ich mitgefahren und habe mir dabei vorgestellt, wie es früher wohl gewesen sein muss. Die Flößer können sich wortlos verständigen. Diese Verbundenheit mit der Natur und dem Wasser geht uns doch zunehmend verloren.

Was bedeutet Ihnen das Wasser und der Fluss?
Sehr viel. Ich bin Sternzeichen Fisch. Ich war immer schon am Wasser daheim. Im übertragenen Sinne bin ich gerne im Fluss des Lebens. Das heißt, ich lasse mich treiben und nehme hin was kommt. Der Fluss und die Flößer sind für mich ein Sinnbild des Lebens.

Weiter Vorführungen: Open-Air-Kino am Mittwoch 17. Mai im Wirtshaus Flößerei, Beginn 20.30 Uhr.

Mehr Informationen über den Film finden Sie auf www.isarfloesser-film.de 
Homepage des Vereins Flößerstraße: www.floesserstrasse.eu

Fotos: Andrea Weber, Pressefotos Isarflößerfilm


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