Obergute Loipen-Tests: Die Tutzinger Loipe
Über kleine Steinbrücken, auf und ab
Von Christoph Ulrich
Testfazit: Die Tutzinger Langlaufloipe hat von München bis Murnau jede Menge treue Fans. Zwischen der B2 Weilheim-Starnberg und Tutzing befindet sich dieser echte Geheimtipp für Langläufer aller Coleur.
Ausgangspunkt
Es gibt zwei Start- und Zielpunkte: Der eine ist an der Deixlfurter Straße, die in Fahrtrichtung München bei Deixlfurt spitzwinklig nach rechts abzweigt. Der zweite befindet sich in Tutzing – nahe der Rot-Kreuz-Alm an der Traubinger Straße.
Dauer
Die benötigte Zeit hängt stark von der gewählten Route, der Kondition, den Schneeverhältnissen, dem Wetter (bisweilen weht auf dem Golfplatz ein raues Lüftchen) und von der Langlauf-Gattung ab. Ein gut trainierter Skater wird beispielsweise deutlich schneller unterwegs sein als ein Gelegenheits-Classic-Fahrer.
Wegbeschreibung
Es dürfte unumstritten sein, dass Golfkurse in nicht gerade wüster Umgebung angelegt werden. Entsprechend reizvoll ist ein winterlicher Ausflug zum Tutzinger Golfplatz, wo sich seit 2015 Ehrenamtliche des TSV Tutzing um eine Loipe kümmern, die weithin ihresgleichen sucht. Genau genommen gibt es die Loipe natürlich schon viel länger: 30 Jahre lang sorgte die Familie Domaschk mit viel Einsatz und Leidenschaft für den Rundkurs, der bis weit über die Region hinaus als Geheimtipp gilt. Kein Wunder: Die landschaftliche Kulisse für entspannte Golfrunden im Sommer ist auch tiefverschneit ein Genuss. In der weich rollenden, hügeligen Landschaft des Pfaffenwinkels dürfen im Winter auch Sportler, die den Unterschied zwischen einem „Driver“ und einem „Putter“ nicht kennen, herausfinden, in welch' schöner Umgebung Mitglieder des Tutzinger Golfclubs sonst ihre Bahnen spielen. Die Loipe verläuft zu einem Großteil auf dem Gelände des Golfplatzes zwischen der B2 Weilheim – Starnberg im Westen und Tutzing am Starnberger See im Osten.
Berg- und Talfahrt entlang von Wäldchen und Alleen
Los geht’s am Parkplatz vor dem an der Deixlfurter Straße am Golf-Club an einer gut gekennzeichneten Einstiegsstelle, an der auch eine Tafel Auskunft über die verschiedenen Strecken-Varianten gibt. Da wäre zum einen die circa sechs Kilometer lange, mittelschwere Golfplatzrunde, die in die fünf Kilometer umfassende Tutzinger Runde übergeht. Letztere ist für Anfänger besser geeignet, die folglich am besten an der Tutzinger Einstiegsstelle starten. Die Kombination umfasst somit elf Kilometer und verlangt der Physis ein bisschen mehr ab; schließlich führt sie von Anfang an über Berg und Tal. Was die Geschichte umso interessanter macht. Denn langweilig wird es nicht; schon innerhalb der ersten 20 Minuten fahren Skater und klassische Läufer auf großzügig angelegten Loipen entlang eines Wäldchens, um uralte Baumgruppen herum und hin zu einer alten Alleestraße.
Diesen Abschnitt haben wortgewitzte Langläufer übrigens „Champs-Élysées" genannt. Die Loipe folgt der schönen Allee nämlich eine Weile und bei gutem Wetter ist diese Straße ein vielbesuchter Spazierweg, auch von gediegenen Herrschaften. Und dass sich echte Damen auch für einen Spaziergang passend parfümieren, versteht sich von selbst. So läuft der geneigte Wintersportler schon mal von Wölkchen zu Wölkchen, von Cartier zu Chanel. Naturfreaks, die angesichts solch' olfaktorischer Verhältnisse das Fluchen anfangen, bleibt bisweilen ein gutes Stück später die Luft weg: Erstens geht’s bald bergauf und zweitens dampft bisweilen in der Frühjahrssonne schon mal ein verschneiter Rossmisthaufen am Waldrand.
Machbare Steigungen, spannende Abfahrten
Derartig schlitzohrige Bemerkungen haben aber in einer Streckenbeschreibung dieses schönen Rundkurses eigentlich nichts verloren, denn es gibt wirklich nichts zu mäkeln. Er hat einfach alles, was sich Gelegenheitslangläufer wie versierte Wintersportler wünschen können: Machbare Steigungen, spannende Abfahrten, das richtige Maß an Auf und Ab und alle möglichen Landschaftsformen. Auf die „Champs-Élysées" folgt ein Waldstück, darauf ein Höhenrücken. Entlang eines Baches führt die Loipe über weite Wiesen, kleine Hügel und entlang von uralten Baumbeständen über kleine Steinbrücken, die geradewegs aus einem englischen Park zu stammen scheinen. Auch die Kombinationsmöglichkeiten, die je nach Verfassung, Laune oder Wetter aus der Strecke eine Fünf-Kilometer-Spazierfahrt bis hin zur 22 oder gar 33 Kilometer-Trainingsrunde alles machen, was man sich wünscht, machen die Tutzinger Langlaufloipe zu einem echten Tipp, der schon lange nicht mehr so geheim ist.
Verpflegung
Eine Thermoskanne Tee, die im Auto auf den durchgefrorenen Langläufer wartet, sowie eine kleine Brotzeit haben nicht nur Sinn, sondern erhöhen den Genussfaktor. Noch viel mehr Sinn allerdings hat ein Energie-Riegel in der Jackentasche - für den Fall, dass der geneigte Sportler in den Unterzucker läuft. Ein Liter Wasser gehört ebenfalls ins Gepäck.